Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 23

 
Gustav Klimt - Brustbild eines Mädchens im Profil nach rechts - Kniestück im Profil nach rechts


23
Gustav Klimt
Brustbild eines Mädchens im Profil nach rechts - Kniestück im Profil nach rechts, 1916.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 65.000
Ergebnis:
€ 79.300

(inkl. Käuferaufgeld)
Brustbild eines Mädchens im Profil nach rechts - Kniestück im Profil nach rechts. Um 1916.
Bleistiftzeichnung, mit weißer Kreide gehöht.
Strobl 2677. Mittig signiert. Auf leichtem, bräunlichem Similijapan. 52,8 x 34,5 cm (20,7 x 13,5 in).

PROVENIENZ: Martha Burian, Wien.
Leo Stussig, Architekt und Stadtbaumeister (aus dem Bekanntenkreis von Otto Wagner).
Privatbesitz Deutschland.

Gustav Klimt wird 1862 im heutigen XIV. Wiener Bezirk Baumgarten als Sohn eines Goldgraveurs geboren. 1876 beginnt er sein Studium an der Wiener Kunstgewerbeschule. Seine künstlerische Laufbahn steht zunächst unter dem Einfluss Hans Makarts, was vor allem bei ersten Aufträgen für Theaterdekorationen und Deckengemälde sichtbar wird. Um die Jahrhundertwende - Klimt erstellt Wand- und Deckendekorationen für die Universität - entwickelt er einen neuen, flächig-ornamentalen, dekorativen Stil, in dem sich natürlich wiedergegebene Details der Körperformen mit abstrakten, farbig-kostbaren, mosaikartigen Flächenmustern verbinden. Seine Auftraggeber protestieren entschieden und ein Rechtsstreit entbrennt. 1905 schließlich darf Klimt gegen Rückzahlung seines Honorars die Entwürfe für sich behalten. In dem gleichen Zeitraum ist er in der Wiener Secession aktiv, deren Gründungsmitglied er bereits 1897 ist und der er als erster Präsident vorsteht. Für das Secessionsgebäude von Josef Maria Olbrich fertigt Klimt 1902 auch den berühmten "Beethovenfries" an, der noch heute im Untergeschoss des Baus zu besichtigen ist. 1905 jedoch verlässt Klimt mit einer Gruppe Gleichgesinnter die Secession wegen Konflikten mit dem naturalistischen Flügel der Künstlervereinigung. Klimts Motive sind teilweise provokativ erotisch, teilweise verspielt ornamental. Er schafft beeindruckende Porträts, aber auch intensiv verdichtete Landschaftsbilder. Als Liebling bestimmter Kreise der Wiener Gesellschaft der ausgehenden k. u. k. Monarchie vermag er wie kaum ein anderer den Geist des Feudalbürgertums mit seinem Streben nach ästhetischer Kultivierung und dem Verlangen nach gesteigertem Lebensgenuss im Fin-de-Siècle zu schildern.

Der filigrane Strich der meisten Klimt-Zeichnungen ist in dieser Bildnisstudie zugunsten einer kräftigeren Zeichnung aufgegeben. Zudem verleiht die leichte Höhung in weißen Kreidestrichen der Zeichnung eine gewisse malerische Komponente, die sich aber in ihrem zeichnerischen Duktus der Gesamtkomposition voll unterordnet. Klimt konzentrierte sich ganz auf das klare Profil der Dargestellten, das er rein linear und in einem starken Spannungsverhältnis zu dem darstellungsfreien Teil des Papiers wiedergibt. Wie oft, so ist auch hier der Ansatz zu einer inneren Dramatik des Gestaltens erkennbar. Der überlang gestreckte Hals der Dargestellten lässt Klimts Hang zu einem gewissen Dekorativismus erkennen, der große Teile seines malerischen Werkes geprägt hat.

Die internationale Anerkennung des Künstlers durch zahlreiche Ausstellungen bewegt schließlich auch die konservativen Geister, ihm Ehrung zukommen zu lassen: Obwohl eine Professur Klimts wiederholt abgelehnt worden war, wird er 1917 Ehrenmitglied der Akademien in Wien und München. 1918 stirbt Gustav Klimt nach einem Schlaganfall in Wien. Besondere Ehre erweist ihm seine Heimatstadt Wien dieser Tage in Form zahlreicher Ausstellungen, jährt sich doch 2012 der Geburtstag des großen Künstlers zum 150. Mal. [KD].




23
Gustav Klimt
Brustbild eines Mädchens im Profil nach rechts - Kniestück im Profil nach rechts, 1916.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 65.000
Ergebnis:
€ 79.300

(inkl. Käuferaufgeld)