62
Franz Radziwill
Zwei Männer und eine Frau in einer Loge. Verso: Dangast vom Meere aus, 1923.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 120.000 Ergebnis:
€ 146.400 (inkl. Käuferaufgeld)
Zwei Männer und eine Frau in einer Loge. Verso: Dangast vom Meere aus. 1923/24.
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt.
Firmenich 149 und 184. Rechts unten monogrammiert und datiert "24". Verso rechts unten signiert und datiert "1923". Sichtmaß: 95 x 99 cm (37,4 x 38,9 in). Sichtmaß verso: 95 x 99,5 cm (37,4 x 39,2 in).
Die Entstehungszeit des Landschaftsbildes "Damgast" ist durch einen Brief Franz Radziwills an W. Niemeyer vom 17.3.1924 genau zu bestimmen. Die wohl nachträglich aufgebrachte Datierung "1923" ist deshalb nach Einschätzung von Andrea Firmenich nicht korrekt (vgl. Firmenich, WVZ der Gemälde, Köln 1995, Kat. 184, S. 337).
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
AUSSTELLUNG: Franz Radziwill (Gesamtausstellung), Vereinigung für Junge Kunst, Augusteum, Oldenburg, 16.10.-15.11.1925, Nr. 32.
Europäische Kunst der Gegenwart, Kunstverein Hamburg, Herbst 1927, Nr. 124.
Franz Radziwill, Kunsthütte Chemnitz, Januar/Februar 1928, ohne Nr.
Franz Radziwill. Vom Expressionismus zum Magischen Realismus, Ernst Barlach Haus, Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg, 28.5.-10.9.2006, S. 66 und 67 (mit Farbabb.).
LITERATUR: Deutsche Kunst und Dekoration, Jg. 31, 1927, Heft 2, o. S. (mit Abb.).
Roland März, Franz Radziwill, Berlin 1975, S. 20 (mit Farbabb. S. 21).
Annette Kulenkampff-Gering, Aspekte der Landschaftsmalerei bei Franz Radziwill, Magisterarbeit, Frankfurt a. M. 1986, S. 41.
Annette Kulenkampff-Gering, Stadtlandschaften und "Pittura Metafisica". Giorgio de Chirico - Franz Radziwill, ein Vergleich, in: Raum und Haus, Franz-Radziwill-Haus, Varel-Dangast 1987, Abb. Nr. 12.
Gerhard Wietek, Franz Radziwill und Wilhelm Niemeyer - Dokumente einer Freundschaft, Oldenburg 1990, S. 116.
Am 6. Februar 1895 geboren, studiert Radziwill bis 1915 in Bremen Architektur und belegt parallel dazu Abendkurse in figürlichem Zeichnen an der Kunstgewerbeschule. Durch seinen Lehrer Karl Schwally entsteht der Kontakt zu den Künstlerkreisen in Fischerhude und Worpswede. Besonders intensiv studiert Franz Radziwill Werke von van Gogh, Cézanne und Chagall. Nach seiner Rückkehr aus der englischen Kriegsgefangenschaft 1919 lässt Radziwill sich für einige Jahre in Berlin nieder, wo er Mitglied der "Freien Secession" und der "Novembergruppe" wird. 1923 zieht der Künstler nach Dangast an der Nordsee.
Zwei Bilder in einem: Zwei wichtige Arbeiten von Franz Radziwill sind durch den glücklichen Umstand der Wiederverwendung einer bereits bemalten Leinwand erhalten geblieben.Das Gemälde zeigt einerseits eine für Radziwill typische Personengruppe, die hier im Halbdunkel einer Loge gesehen ist. Die hell gekleidete Frau wird von den beiden Herren im dunklen Anzug flankiert und sitzt deutlich erhöht. Interessant in dieser Dreieckskomposition der Personen ist vor allem die Blickrichtung der Frau, die der Harmonie dieser traditionellen Komposition entgegenwirkt und so deren rein narrativen Charakter durchbricht. Anstatt wie ihre zwei Begleiter das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen blickt sie zum Betrachter des Bildes und bindet diesen unmittelbar in die Szene mit ein. Die zweite Seite der Leinwand zeigt „Dangast vom Meer aus“ und ist eine der typischen Landschaften Radziwills, in denen die Dämonie der Aussage den scheinbar banalen Ansatz der Landschaftskomposition überlagert. Radziwills Meisterleistung, die Nacht bei Tage zu malen, hat seinen Landschaften ihren sehr eigenen Charakter gegeben. Was bei Magritte kalkulierte Komposition ist, scheint bei Radziwill wie selbstverständlich. Überlagert von einer unendlichen Einsamkeit, durch die alleinstehende Person symbolhaft verstärkt, wirkt diese Landschaft wie eine Seelenlandschaft geraubter Hoffnungen. Formale Analogien zu Caspar David Friedrichs "Mönch am Meer" lassen sich erkennen, doch ist dort der romantische Ansatz der Einsamkeit stärker präsent. Franz Radziwill interpretiert seine Landschaft direkter, um sie in seiner Art neu zu fassen, eigentümlich, geheimnisvoll und doch von magischer Kraft.
Mitte der 1920er Jahre kommt Radziwill durch Otto Dix in Kontakt mit dem Künstlerkreis der "Neuen Sachlichkeit". Anerkennung erntet er 1933 mit der Übernahme des Lehrstuhls von Paul Klee an der Düsseldorfer Kunstakademie. Doch schon zwei Jahre später wird er von den Nationalsozialisten dieses Amtes enthoben und erhält zugleich Berufsverbot. Nach erneutem Kriegsdienst zwischen 1939 bis 1945 kehrt Radziwill in sein Haus nach Dangast zurück und wendet sich vor allem Stillleben und Landschaftsdarstellungen zu, die bis zum Tod des Künstlers 1983 im Werk vorherrschen sollen. [KD].
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt.
Firmenich 149 und 184. Rechts unten monogrammiert und datiert "24". Verso rechts unten signiert und datiert "1923". Sichtmaß: 95 x 99 cm (37,4 x 38,9 in). Sichtmaß verso: 95 x 99,5 cm (37,4 x 39,2 in).
Die Entstehungszeit des Landschaftsbildes "Damgast" ist durch einen Brief Franz Radziwills an W. Niemeyer vom 17.3.1924 genau zu bestimmen. Die wohl nachträglich aufgebrachte Datierung "1923" ist deshalb nach Einschätzung von Andrea Firmenich nicht korrekt (vgl. Firmenich, WVZ der Gemälde, Köln 1995, Kat. 184, S. 337).
PROVENIENZ: Privatsammlung Norddeutschland.
AUSSTELLUNG: Franz Radziwill (Gesamtausstellung), Vereinigung für Junge Kunst, Augusteum, Oldenburg, 16.10.-15.11.1925, Nr. 32.
Europäische Kunst der Gegenwart, Kunstverein Hamburg, Herbst 1927, Nr. 124.
Franz Radziwill, Kunsthütte Chemnitz, Januar/Februar 1928, ohne Nr.
Franz Radziwill. Vom Expressionismus zum Magischen Realismus, Ernst Barlach Haus, Stiftung Hermann F. Reemtsma, Hamburg, 28.5.-10.9.2006, S. 66 und 67 (mit Farbabb.).
LITERATUR: Deutsche Kunst und Dekoration, Jg. 31, 1927, Heft 2, o. S. (mit Abb.).
Roland März, Franz Radziwill, Berlin 1975, S. 20 (mit Farbabb. S. 21).
Annette Kulenkampff-Gering, Aspekte der Landschaftsmalerei bei Franz Radziwill, Magisterarbeit, Frankfurt a. M. 1986, S. 41.
Annette Kulenkampff-Gering, Stadtlandschaften und "Pittura Metafisica". Giorgio de Chirico - Franz Radziwill, ein Vergleich, in: Raum und Haus, Franz-Radziwill-Haus, Varel-Dangast 1987, Abb. Nr. 12.
Gerhard Wietek, Franz Radziwill und Wilhelm Niemeyer - Dokumente einer Freundschaft, Oldenburg 1990, S. 116.
Am 6. Februar 1895 geboren, studiert Radziwill bis 1915 in Bremen Architektur und belegt parallel dazu Abendkurse in figürlichem Zeichnen an der Kunstgewerbeschule. Durch seinen Lehrer Karl Schwally entsteht der Kontakt zu den Künstlerkreisen in Fischerhude und Worpswede. Besonders intensiv studiert Franz Radziwill Werke von van Gogh, Cézanne und Chagall. Nach seiner Rückkehr aus der englischen Kriegsgefangenschaft 1919 lässt Radziwill sich für einige Jahre in Berlin nieder, wo er Mitglied der "Freien Secession" und der "Novembergruppe" wird. 1923 zieht der Künstler nach Dangast an der Nordsee.
Zwei Bilder in einem: Zwei wichtige Arbeiten von Franz Radziwill sind durch den glücklichen Umstand der Wiederverwendung einer bereits bemalten Leinwand erhalten geblieben.Das Gemälde zeigt einerseits eine für Radziwill typische Personengruppe, die hier im Halbdunkel einer Loge gesehen ist. Die hell gekleidete Frau wird von den beiden Herren im dunklen Anzug flankiert und sitzt deutlich erhöht. Interessant in dieser Dreieckskomposition der Personen ist vor allem die Blickrichtung der Frau, die der Harmonie dieser traditionellen Komposition entgegenwirkt und so deren rein narrativen Charakter durchbricht. Anstatt wie ihre zwei Begleiter das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen blickt sie zum Betrachter des Bildes und bindet diesen unmittelbar in die Szene mit ein. Die zweite Seite der Leinwand zeigt „Dangast vom Meer aus“ und ist eine der typischen Landschaften Radziwills, in denen die Dämonie der Aussage den scheinbar banalen Ansatz der Landschaftskomposition überlagert. Radziwills Meisterleistung, die Nacht bei Tage zu malen, hat seinen Landschaften ihren sehr eigenen Charakter gegeben. Was bei Magritte kalkulierte Komposition ist, scheint bei Radziwill wie selbstverständlich. Überlagert von einer unendlichen Einsamkeit, durch die alleinstehende Person symbolhaft verstärkt, wirkt diese Landschaft wie eine Seelenlandschaft geraubter Hoffnungen. Formale Analogien zu Caspar David Friedrichs "Mönch am Meer" lassen sich erkennen, doch ist dort der romantische Ansatz der Einsamkeit stärker präsent. Franz Radziwill interpretiert seine Landschaft direkter, um sie in seiner Art neu zu fassen, eigentümlich, geheimnisvoll und doch von magischer Kraft.
Mitte der 1920er Jahre kommt Radziwill durch Otto Dix in Kontakt mit dem Künstlerkreis der "Neuen Sachlichkeit". Anerkennung erntet er 1933 mit der Übernahme des Lehrstuhls von Paul Klee an der Düsseldorfer Kunstakademie. Doch schon zwei Jahre später wird er von den Nationalsozialisten dieses Amtes enthoben und erhält zugleich Berufsverbot. Nach erneutem Kriegsdienst zwischen 1939 bis 1945 kehrt Radziwill in sein Haus nach Dangast zurück und wendet sich vor allem Stillleben und Landschaftsdarstellungen zu, die bis zum Tod des Künstlers 1983 im Werk vorherrschen sollen. [KD].
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Franz Radziwill
Zwei Männer und eine Frau in einer Loge. Verso: Dangast vom Meere aus, 1923.
Öl auf Leinwand
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