258
François Morellet
Tirets 0° 90°, 1971.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000 Ergebnis:
€ 187.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Tirets 0° 90°. 1971.
Acryl auf Leinwand.
Verso auf dem Keilrahmen signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 140 x 140 cm (55,1 x 55,1 in).
• Der Pionier der geometrischen Abstraktion.
• Als einer der Gründungsväter der "Groupe de Recherche d'Art Visuel" ("GRAV", 1960-1968) steht Morellet von Anbeginn an im Zentrum von Op-Art und kinetischer Kunst.
• 1968 und 1977 Teilnehmer der Documenta.
• Aus der Folge der "Tirets".
• François Morellets gestalterische Grundprinzipien der Überlagerung, Reihung und Interferenz vereinigen sich in diesem Gemälde.
PROVENIENZ: Sammlung Deutsche Bank.
Acryl auf Leinwand.
Verso auf dem Keilrahmen signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 140 x 140 cm (55,1 x 55,1 in).
• Der Pionier der geometrischen Abstraktion.
• Als einer der Gründungsväter der "Groupe de Recherche d'Art Visuel" ("GRAV", 1960-1968) steht Morellet von Anbeginn an im Zentrum von Op-Art und kinetischer Kunst.
• 1968 und 1977 Teilnehmer der Documenta.
• Aus der Folge der "Tirets".
• François Morellets gestalterische Grundprinzipien der Überlagerung, Reihung und Interferenz vereinigen sich in diesem Gemälde.
PROVENIENZ: Sammlung Deutsche Bank.
Ab dem Beginn der 1950er Jahre setzt sich François Morellet mit der Gestaltung des Bildfeldes als unendlicher Struktur auseinander, bei der der Bildträger gedanklich keine Grenze mehr darstellt. Die Gestaltung des Bildfeldes ist über die Leinwand hinaus imaginiert. Seinen Weg dorthin findet der Autodidakt durch die Auseinandersetzung mit dem Werk Piet Mondrians. Unter dem Einfluss seines Werkes entschließt sich François Morellet, Gemälde zu gestalten, die den herkömmlichen Kunstbegriff radikal in Frage stellen. Anregungen vermitteln ihm neben dem Werk Piet Mondrians Arbeiten und Theorien von Max Bill und Hans Arp. Aber auch die flächendeckenden geometrischen Ornamente, die er auf einer Spanienreise in der Alhambra entdeckt, beeindrucken ihn nachhaltig.
In seinen Werken verweigert sich François Morellet jeglicher persönlichen Handschrift. Allein durch vorab festgelegte mathematische Formeln ergibt sich die Phänomenologie des Werkes. Mit der Unterwerfung der Komposition unter das Diktat einer Formel gibt François Morellet bestimmte Spielregeln vor, die es ihm ermöglichen, sich von der Willkür der Komposition zu befreien: "In derselben Zeit [d.h. um 1951] versuchte ich mich zugleich mit der Willkür der Komposition, mich auch von der des Formates, der Materie und der Farbe zu distanzieren." (zit. nach: Fragen an Morellet, in François Morellet, Van Abbemuseum, Eindhoven, 1971, S. 3). Raster, Linien oder Kreissegmente werden bestimmten Formeln folgend gruppiert und aufgelöst. Durch Fragmentierung, Reihung, Überlagerung und Interferenz findet Morellet grundlegende Methoden für sich, um Form und Raum zu ergründen.
Hier sind es Gedankenstriche (franz. tiret), welche die Basis bilden. Gedankenstriche sind Satzzeichen, die im Text als Zeichen einer kurzen gedanklichen Pause stehen. Reihen von Gedankenstrichen, parallel versetzt, werden mit einer Drehung um 90 Grad vom gleichen Muster überlagert und ergeben so das Motiv. Das im Gemälde entstandene Muster steht in seiner Fülle und Dichtheit im Gegensatz zu der ursprünglichen Verwendung des Gedankenstrichs, der ja gedanklich Raum schaffen soll. Diese Umkehrung entspricht durchaus dem Kunstbegriff Morellets. Schließlich wird er im satirischen Umgang mit seinen scheinbar so kühl konstruierten Motiven oftmals mit dem Kunstbegriff Duchamps in Verbindung gebracht.
"Tirets 0° / 90°" bildet durch die Überlagerung eine gewisse Zufälligkeit des Nachvorne- und Nachhintentretens der Strukturen, die der optisch gleichförmigen Wirkung gegenübersteht. Der Betrachter hält inne und wird zur Überprüfung des Gesehenen aufgefordert. Der “Gedankenstrich”, gedreht um 90 Grad, bringt uns zum Überprüfen, zum Innehalten und Nachdenken. François Morellet setzt sich bereits ab den 1950er Jahren immer wieder mit den "Tirets" auseinander. Ein schönes frühes Beispiel befindet sich mit "Two Warps and Wefts of Short Lines 0° 90°" (1955/56) in der Tate Gallery in London. Das vormals in der Peter Stuyvesant Collection befindliche Gemälde "2 Trames de Tirets 0° 90°" (1972) zeigt ein wesentlich verdichteteres Erscheinungsbild. Unser Werk geht einen Schritt weiter, indem die Frequenz der Gedankenstriche verstärkt wird und die sich überkreuzenden Strichgruppierungen in den Begrenzungen teilweise ineinandergreifen. [EH]
In seinen Werken verweigert sich François Morellet jeglicher persönlichen Handschrift. Allein durch vorab festgelegte mathematische Formeln ergibt sich die Phänomenologie des Werkes. Mit der Unterwerfung der Komposition unter das Diktat einer Formel gibt François Morellet bestimmte Spielregeln vor, die es ihm ermöglichen, sich von der Willkür der Komposition zu befreien: "In derselben Zeit [d.h. um 1951] versuchte ich mich zugleich mit der Willkür der Komposition, mich auch von der des Formates, der Materie und der Farbe zu distanzieren." (zit. nach: Fragen an Morellet, in François Morellet, Van Abbemuseum, Eindhoven, 1971, S. 3). Raster, Linien oder Kreissegmente werden bestimmten Formeln folgend gruppiert und aufgelöst. Durch Fragmentierung, Reihung, Überlagerung und Interferenz findet Morellet grundlegende Methoden für sich, um Form und Raum zu ergründen.
Hier sind es Gedankenstriche (franz. tiret), welche die Basis bilden. Gedankenstriche sind Satzzeichen, die im Text als Zeichen einer kurzen gedanklichen Pause stehen. Reihen von Gedankenstrichen, parallel versetzt, werden mit einer Drehung um 90 Grad vom gleichen Muster überlagert und ergeben so das Motiv. Das im Gemälde entstandene Muster steht in seiner Fülle und Dichtheit im Gegensatz zu der ursprünglichen Verwendung des Gedankenstrichs, der ja gedanklich Raum schaffen soll. Diese Umkehrung entspricht durchaus dem Kunstbegriff Morellets. Schließlich wird er im satirischen Umgang mit seinen scheinbar so kühl konstruierten Motiven oftmals mit dem Kunstbegriff Duchamps in Verbindung gebracht.
"Tirets 0° / 90°" bildet durch die Überlagerung eine gewisse Zufälligkeit des Nachvorne- und Nachhintentretens der Strukturen, die der optisch gleichförmigen Wirkung gegenübersteht. Der Betrachter hält inne und wird zur Überprüfung des Gesehenen aufgefordert. Der “Gedankenstrich”, gedreht um 90 Grad, bringt uns zum Überprüfen, zum Innehalten und Nachdenken. François Morellet setzt sich bereits ab den 1950er Jahren immer wieder mit den "Tirets" auseinander. Ein schönes frühes Beispiel befindet sich mit "Two Warps and Wefts of Short Lines 0° 90°" (1955/56) in der Tate Gallery in London. Das vormals in der Peter Stuyvesant Collection befindliche Gemälde "2 Trames de Tirets 0° 90°" (1972) zeigt ein wesentlich verdichteteres Erscheinungsbild. Unser Werk geht einen Schritt weiter, indem die Frequenz der Gedankenstriche verstärkt wird und die sich überkreuzenden Strichgruppierungen in den Begrenzungen teilweise ineinandergreifen. [EH]
258
François Morellet
Tirets 0° 90°, 1971.
Acryl auf Leinwand
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