Auktion: 555 / 19th Century Art am 08.06.2024 in München Lot 336

 

336
Max Liebermann
Stehender Bauer auf einem Wege, 1897.
Öl auf Papier, kaschiert auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 31.750

(inklusive Aufgeld)
Stehender Bauer auf einem Wege. 1897.
Öl auf Papier, kaschiert auf Leinwand.
Links unten signiert und datiert. Verso auf der Leinwand mit nummeriertem und betiteltem Galerie-Etikett "No. 4[29]4 Stehender Bauer" sowie zwei weiteren nummerierten Etiketten "79" und "949/34". 50 x 35 cm (19,6 x 13,7 in).


• Entstanden in Holland, wo Liebermann seine bedeutendsten Motive entdeckt.
• Einer der letzten Bauern-Studien Liebermanns, bereits im Übergang zur impressionistischen Malweise.
• Authentizität als Programm: Eindringliche, unmittelbare Begegnung zwischen Maler und Modell.
• 1897 ist Liebermann mit den einfachen, ländlichen niederländischen Motiven auf der Höhe seine Ruhms, zu seinem 50. Geburtstag widmet ihm die Akademie der Künste, Berlin eine Ausstellung
.

PROVENIENZ: Sammlung Joseph Stransky, New York (bis 1914)
Kunstsalon Paul Cassirer, Berlin (1914 vom Vorgenannten erworben, PC Nr.-2401)
Albert Schmidt, Berlin (1921).
Kunstsalon Paul Cassirer, Berlin (1921, PC Nr.-4294).
Alfred Flechtheim, Berlin (am 4.4.1921 beim Vorgenannten erworben).
Wohl Privatbesitz Frankfurt (1927).
Kunsthaus Bühler, München 1973.
Privatbesitz Bremen.
Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin.
Privatsammlung Norddeutschland (1975 vom Vorgenannten erworben, seither in Familienbesitz).

AUSSTELLUNG: Max Liebermann, Werke aus Frankfurter Privatbesitz, Sonderausstellung in der Galerie M. Goldschmidt, Frankfurt a.M. Dezember 1927, Nr. 15 (vermutl. "Holländer"; nicht eindeutig zuzuordnen).
Max Liebermann in seiner Zeit, Nationalgalerie, Berlin, 6.9.-4.11.1979; Haus der Kunst München, München, 15.12.1979-17.2.1980; Nr. 75.

LITERATUR: Matthias Eberle, Max Liebermann. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. I: 1865-1899, München 1995, WVZ-Nr. 1897/22 (m. Abb.).
- -
Erich Hancke, Max Liebermann, Sein Leben und seine Werke, mit einem Verzeichnis der Gemälde und Pastelle bis 1913, Berlin 1914, S. 537.

In einer monumental aufgefassten Studie zeigt Max Liebermann einen Holländischen Bauern in einfacher, dunkler Tracht und in den typischen schweren Holzschuhen. Der kurze Augenblick, in dem der Maler in der Begegnung den Porträtierten festhält, kommt in der breiten, lockeren Malweise zum Ausdruck. Auch die Pose des Mannes ist für ein Modell etwas ungelenk, dennoch wird deutlich, dass er genau diese Position zwischen Stand- und Spielbein intuitiv gewählt haben muss. In den Niederlanden findet Liebermann seine bedeutendsten Motive. Erstmals führt ihn noch als Student an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar 1871 eine Reise nach Amsterdam und Scheveningen, um die niederländische Schule besser kennezulernen. Sein erstes großformatiges, der einfachen Arbeit auf dem Lande gewidmetes und von einem prosaischen Realismus geprägtes Gemälde „Die Gänserupferinnen“ (1872, Alte Nationalgalerie, Berlin) entsteht vor dem Eindruck der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts. Als er Mitte der 1870er Jahre mit Jozef Israels und der Haager Schule in Kontakt kommt, beginnt sich eine andere Wahrnehmung und Bedeutung des Lichts in seinen Werken abzuzeichnen, die fortan für sein Schaffen bestimmend sein sollte. Im Jahr der Entstehung der vorliegenden Gemäldes ist Max Liebermann auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Zum Anlass seines 50. Geburtstages 1897 widmet ihm die Akademie der Künste in Berlin einen Ausstellungssaal, in dem 30 Gemälde, daneben Zeichnungen und Grafik ausgestellt ist. In seinem Werk, das bisher vom Menschen in der Landschaft und dem sozialen Gefüge der Arbeit stark geprägt war, hatten andere Themen wie das dem Individuum verpflichtete bürgerliche Porträt und impressionistische, leichte Plein-air-Szenen Eingang gefunden. Sein malerischer Blick sucht auf den nach wie vor fast jeden Sommer unternommenen Reisen nach Holland nicht mehr die Lebensrealität der einfachen Landbevölkerung, sondern nimmt die unbeschwertere Freizeitgestaltung der eleganten Strandurlauber in den Fokus, die der mittlerweile auch in Deutschland akzeptierten impressionistischen Malerei besser entspricht. Der selbstbewusst am Wegesrand vor seinem Hof positionierte Bauer ist eine der letzten Figurenstudien dieser Art, die Liebermann in Holland malte. [KT]



336
Max Liebermann
Stehender Bauer auf einem Wege, 1897.
Öl auf Papier, kaschiert auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 31.750

(inklusive Aufgeld)