Auktion: 590 / Evening Sale am 06.06.2025 in München button next Lot 125000492

 

125000492
Hermann Max Pechstein
Zwei Badende Frauen / Stillleben mit Gloxinie, Früchten und Bildnis Lotte, 1910/1917.
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt
Schätzpreis: € 250.000 - 350.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Zwei Badende Frauen / Stillleben mit Gloxinie, Früchten und Bildnis Lotte. 1910/1917.
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt.
Links unten monogrammiert und datiert "1910". Verso links oben signiert und datiert "1917". 75 x 82,5 cm (29,5 x 32,4 in). [AW].

• Das Gemälde aus zwei 'Vorder'seiten vereint zentrale Motive in Pechsteins Schaffen: bewegte Akte im Freien, seine Muse Lotte und das Stillleben aus Blumen und Früchten.
• Beidseitig von herausragend expressiver Farbigkeit.
• Bereits von 1924 bis 1932 als Leihgabe im Museum der Bildenden Künste, Leipzig, ausgestellt.
• Gemälde aus dieser Schaffenszeit um 1910 sind die gefragtesten auf dem internationalen Auktionsmarkt (Quelle: artprice.com).
• Bedeutende Provenienz: ursprünglich in der Sammlung des Kunsthistorikers und Galeristen Dr. Karl Lilienfeld (1885-1966)
.

Mit einer Fotoexpertise von Max K. Pechstein, Hamburg, aus dem September 1987.

PROVENIENZ: Sammlung Dr. Karl Lilienfeld (1885-1966), Leipzig/Berlin/New York(1922-1966).
Margarete Lilienfeld, New York (1966 wohl durch Erbschaft vom Vorgenannten - ca. 1987).
Privatsammlung Hessen (1987 vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Hessen (vom Vorgenannten erworben).
Privatsammlung Bayern (2007 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Max Pechstein, Galerie Remmler & Co., Leipzig, Februar 1920.

LITERATUR: Aya Soika, Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. 1: 1905-1918, München 2011, WVZ-Nr. 1910/63 und 1917/31 (m. Farbabb.).
- -
Karl & Faber, München, 173. Auktion, 3.6.1987, Los 1043 (m. Farbabb.).
"Das Jahr 1910 bildet einen Höhepunkt in Pechsteins Schaffen. Es entstehen Bilder, die deshalb vollkommen wirken, weil Absicht, Temperament und aufgewendete Mittel in rechtem Verhältnis zueinander stehen. Sinnlichkeit und ein überschäumendes Lebensgefühl drücken sich in ihnen auf verständliche Weise aus."
Lothar-Günther Buchheim, Die Künstlergemeinschaft Brücke, Feldafing 1956, S. 296.

Zwei Badende Frauen
Menschliche Körper in all ihren Formen und Bewegungen sind eines der bevorzugten Bildmotive der expressionistischen Künstler, und insbesondere der Körper in seiner tanzenden Form hatte es Max Pechstein angetan. In "Zwei Badende Frauen" fängt er die weiblichen Figuren in ihrer tanzenden Bewegung besonders faszinierend ein, sie tanzen nackt und unbedarft unter freiem Himmel in der Natur.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist eines der zentralen Themen, welches insbesondere die Kunst und das kulturelle Leben bewegt, die Befreiung des Körpers von den Konventionen. Für die expressionistischen Künstler geht es darum, Emotionen auf die Leinwand zu bringen, wofür der Tanz als unmittelbarer Ausdruck von Gefühl eine besonders gute Möglichkeit bietet. Bereits in den Berliner Varietés studiert Pechstein die leichtfüßigen Tänzerinnen und übersetzt die sich ihm darbietenden Bewegungen hier in die Landschaft. Freiheit und Natur sind zwei Begrifflichkeiten, die sich kaum voneinander trennen lassen und so zieht es die "Brücke"-Künstler mehrfach in die freie Natur. Im Juli 1910 malen Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein für mehrere Wochen gemeinsam an den Moritzburger Seen: "Augenblicklich sind wir, d. h. Heckel, Pechstein und ich, auch wieder in Moritzburg. Es gibt nichts Reizvolleres als Akte im Freien." (E. L. Kirchner, Brief an Gustav Schiefler, 19. Juli 1910, zit. nach: Soika, Bd. 1, S. 15f.) Ein Aufenthalt in Dangast am Jadebusen sollte 1910 ebenfalls folgen. In diesem Kontext der Inspiration durch die freie Natur entsteht auch die Arbeit "Zwei Badende Frauen". In sich selbst und die eigene Bewegung versunken tanzen die beiden bläulichen Akte im stimmungsvollen Abendrot. Die weichen und fließenden Bewegungen stehen in spannungsvollem Kontrast zu der starken Farbgebung in Primär- und Sekundärfarben. Mit der gekonnt reduzierten Farbpalette erzeugt Pechstein einen stimmungsvollen Ausdruck, welcher durch die markanten, für ihn typischen Umrandungen und die freie Pinselführung noch potenziert wird.

Stillleben mit Gloxinie, Früchten und Bildnis Lotte
Doch besitzt diese schöne Arbeit nicht nur eine Vorderseite. Auf der Rückseite lässt sich ein weiteres eigenständiges Gemälde und damit auch eine weitere Vorderseite mit für Max Pechsteins künstlerisches Schaffen wichtigen Bildmotiven entdecken: ein Stillleben aus Blumen und Früchten neben einer grafisch anmutenden Darstellung seines beliebten Modells und der späteren Ehefrau Lotte.
Die intensive Farbgebung der exotischen Gloxinien und der Früchte inklusive eines kunstvoll drapierten Tuches ist in der Kombination wahrlich bestechend für das Auge des Betrachters. Pechstein ruft durch seine Pinselführung eine vibrierende Dynamik auf, insbesondere die Äpfel und Birnen scheinen sich aus dem Bild heraus greifen zu lassen. Obst, das in der vom Krieg geprägten und damit auch entbehrungsreichen Zeit nur schwer zu bekommen war. Wie in diesem Stillleben finden sich immer wieder Anklänge an die Arbeiten von Henri Matisse, Paul Gauguin und Paul Cézanne. Bereits 1907/08 hält sich Pechstein für neun Monate in Paris auf, lernt dort sowohl die künstlerischen Strömungen als auch das kulturelle Leben kennen. Auch in den folgenden Jahren sollte Max Pechstein das Kunsttreiben in Frankreich nicht aus den Augen verlieren, doch besitzen gerade seine Stillleben einen ganz eigenen, spielerischen Charakter, wie man in unserer Arbeit schön erkennen kann.
Besonders spannend an dieser Arbeit ist, dass Pechstein es nicht nur bei einem Stillleben belässt. In der oberen Bildmitte zeigt sich eine strohumflochtene Weinflasche, ein traditioneller italienischer Fiasco, und daneben kommt wie an die Wand gepinnt eine Zeichnung Lottes zum Vorschein. Charlotte Pechstein, geb. Kaprolat (1893-1965), erscheint geisterhaft im oberen rechten Bildviertel. Von 1909 bis 1920 ist sie das wichtigste Modell Max Pechsteins. Im Jahr 1910 steht sie ihm bereits für zahlreiche Arbeiten Modell, möglicherweise auch für die eine oder sogar beide Tänzerinnen auf der anderen Seite dieses Werkes. Während Pechstein von 1915 bis 1917 im Ersten Weltkrieg dient, wird Lotte von seinem Kunsthändler Wolfgang Gurlitt finanziell unterstützt und lebt in Berlin. Nachdem der Künstler aus dem Krieg zurückgekehrt ist, stellt er Lotte wiederum in zahlreichen Arbeiten dar und sie wird erneut zu seinem wichtigsten Motiv. Er zeigt sie hier in einem grafischen Duktus, was einerseits eine Spannung zum malerischen Stillleben aufruft, zugleich aber auch als Referenz auf sein bemerkenswertes grafisches Œuvre verstanden werden kann.
Max Pechstein eröffnet in diesem Gemälde eine komplexe Bildwelt mit vielen Referenzen, teils auch rätselhaften, auf sein künstlerisches Schaffen. Gleichzeitig umspannt das Werk mit seinen beiden Vorderseiten mehrere für Max Pechstein entscheidende Phasen und kann sowohl mit seinen diversen Bildmotiven als auch den unterschiedlichen Malstilen als Referenz auf sein facettenreiches Schaffen verstanden werden. Er ist Mitglied der Künstlervereinigung "Brücke", wird Mitbegründer der Neuen Secession Berlin und es folgen einige fruchtbare Reisen ins In- und Ausland. Der Erste Weltkrieg wird zwar auch für ihn ein prägender Einschnitt, doch bringen die Jahre danach den finanziellen Erfolg. Wolfgang Gurlitt übernimmt 1913 die alleinige Vertretung des Künstlers und von 1918 bis 1920 finden wichtige Einzelausstellungen statt. Max Pechstein wird in dieser Phase, welche unsere Arbeit mit ihren beiden Seiten umfasst, zu einem der populärsten jungen Künstler seiner Zeit. [AW]



125000492
Hermann Max Pechstein
Zwei Badende Frauen / Stillleben mit Gloxinie, Früchten und Bildnis Lotte, 1910/1917.
Öl auf Leinwand, beidseitig bemalt
Schätzpreis: € 250.000 - 350.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.

 


München
Hauptsitz
Joseph-Wild-Str. 18
81829 München
Tel.: +49 (0)89 55 244-0
Fax: +49 (0)89 55 244-177
info@kettererkunst.de
Hamburg
Louisa von Saucken / Christoph Calaminus
Holstenwall 5
20355 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 37 49 61-0
Fax: +49 (0)40 37 49 61-66
infohamburg@kettererkunst.de
Berlin
Dr. Simone Wiechers
Fasanenstr. 70
10719 Berlin
Tel.: +49 (0)30 88 67 53-63
Fax: +49 (0)30 88 67 56-43
infoberlin@kettererkunst.de
Köln
Cordula Lichtenberg
Gertrudenstraße 24-28
50667 Köln
Tel.: +49 (0)221 510 908-15
infokoeln@kettererkunst.de
Baden-Württemberg
Hessen
Rheinland-Pfalz

Miriam Heß
Tel.: +49 (0)62 21 58 80-038
Fax: +49 (0)62 21 58 80-595
infoheidelberg@kettererkunst.de
Norddeutschland
Nico Kassel, M.A.
Tel.: +49 (0)89 55244-164
Mobil: +49 (0)171 8618661
n.kassel@kettererkunst.de
Keine Auktion mehr verpassen!
Wir informieren Sie rechtzeitig.

 
Jetzt zum Newsletter anmelden >

© 2025 Ketterer Kunst GmbH & Co. KG Datenschutz Impressum