Auktion: 590 / Evening Sale am 06.06.2025 in München button next Lot 125000740

 
abbildung folgt


125000740
Sigmar Polke
Kallablüten (3-teilig), 1965.
Acryldispersion auf Papier
Schätzpreis: € 600.000 - 800.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Kallablüten (3-teilig). 1965.
Acryldispersion auf Papier.
Jeweils ca. 63,5 x 53,5 cm (25 x 21 in).

• Frühes „signature piece“: der gemalte Rasterpunkt wird fortan zu Sigmar Polkes künstlerischem Markenzeichen.
• „Neuer Realismus“ und „German Pop“: Aus Polkes füher, Düsseldorfer Schaffenzeit gemeinsam mit Gerhard Richter, die heute als die gefragteste seines Ouevre gilt.
• Polkes „Kallablüte“ und Warhols „Flowers“: Mitte der 1960er Jahre nutzen beide Künstler eine gedruckte fotografische Vorlage für ein technisch wie stilistisch innovatives, serielles Blumenmotiv.
• Eines der Blätter war 1999 Teil der Ausstellung "Sigmar Polke. works on paper 1963 - 1974" im Museum of Modern Art, New York.
• Beste Provenienz: Aus der Galerie Fred Jahn, München, in die Sammlung Deutsche Bank.
• Polkes Rasterbilder der 1960er Jahre befinden sich heute zum Großteil in internationalen Sammlungen und gelten als Seltenheit auf dem Auktionsmarkt.
• Das motivisch und stilistisch vergleichbare Gemälde „Alpenveilchen“ (1967) erzielte 2019 einen der internationalen Höchstzuschläge des Künstlers.
• 2014/15 würdigte das Museum of Modern Art, New York, und die Tate Modern, London, Polkes revolutionäres Schaffen mit einer spektakulären Retrospektive
.

PROVENIENZ: Galerie Fred Jahn, München.
Sammlung Deutsche Bank (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Sigmar Polke. Bilder auf Papier, Neues Museum Weserburg, Bremen, 18.2.-3.3.1996 (eine der Arbeiten wurde für das Plakat zur Ausstellung ausgewählt, Becker/von der Osten S. 409).
Sigmar Polke. works on paper 1963 - 1974, Museum of Modern Art, New York, 1999, Kat.-Nr. 124 (m. Abb. S. 116, eine der Arbeiten).

"Wir können uns nicht darauf verlassen, daß eines Tages gute Bilder gemalt werden, wir müssen die Sache selber in die Hand nehmen! "
Sigmar Polke und Gerhard Richter, 1966
"Ich liebe alle Punkte. [..] Mit vielen Punkten bin ich verheiratet. Ich möchte, dass alle Punkte glücklich sind, die Punkt sind meine Brüder. Ich bin auch ein Punkt. "
Sigmar Polke und Gerhard Richter, 1966

Sigmar Polke – Genie wider Willen
Genie wider Willen, ist vermutlich die richtige Bezeichnung für Sigmar Polke und sein revolutionäres künstlerisches Schaffen. Die besondere Energie und Fische, die von Polkes Schöpfungen bis heute ausgeht ist seiner unangepassten Persönlichkeit geschuldet, die Traditionen und Konventionen nicht als Orientierung sondern vielmehr als hinfällige und lässig zu überwindende Herausforderung begreift. Spätestens mit seinem für die deutsche Nachkriegskunst heute ikonisch gewordenen Gemälde „Höhere Wesen befahlen: obere rechte Ecke schwarz malen!“ (1969, Sammlung Froehlich, Stuttgart) hat Polke sich den viel beschworenen Titel des revolutionären Antikünstlers verdient. Mit Witz und Ironie macht Polke sich hier über den traditionellen Kunstbetrieb und die allgemeine Vorstellung eines auf geradezu göttliche Weise inspirierten Künstler-Genies lustig. Polkes Kunst hat radikal mit der kunsthistorischen Tradition gebrochen und ist doch dadurch zugleich heute, 15 Jahre nach Polkes Tod, zu einem bedeutenden Teil der Kunstgeschichte geworden. Spätestens die vom Museum of Modern Art, New York, und der Tate Modern, London, organisierte Polke-Retrospektive im Jahr 2014/15 hat Polkes herausragende Position in der europäischen Nachkriegskunst unmissverständlich deutlich gemacht. Neben New York und London, war die wichtige Ausstellung auch im Museum Ludwig in Köln zu sehen und hat all das zusammengeführt, was Polkes Werk über ein halbes Jahrhundert hinweg so unvergleichlich und spannend macht.

Punkt für Punkt - Polkes legendäre Rasterbilder und die Kunst der „Neuen Realisten“
Allem voran sind da die grandiosen Rasterbilder der 1960er Jahre zu nennen, wie das berühmte Gemälde „Freundinnen“ (1965, Sammlung Froehlich, Stuttgart), in denen Polke ganz im Sinne der Pop-Art den Rasterdruck der Magazine für seine eigene künstlerische Sprache nutzt. Mit seinen gerade mal 24 Jahren schabloniert Polke, wie auch in unserer Werkreihe „Kallablüten“, aus der ein Blatt 1999 im Museum of Modern Art, New York, ausgestellt war, mit viel Geduld fein säuberlich Punkt für Punkt auf die Leinwand und lässt mit irrisierenden Farbverläufen eine vollkommen neuartige malerische Ästhetik entstehen. Wie Gerhard Richters frühe schwarz-weiße Fotogemälde sind diese faszinierenden Arbeiten Polkes der Bild gewordene Ausdruck des unkonventionellen Lebensgefühls der 1960er Jahre. Auch unsere Werkfolge „Kallablüten“ ist ein wichtiges Beispiel dieser frühen Werkphase, die heute als die gesuchteste im äußerst vielschichtigen Ouevre des Künstlers gilt. In diesen Jahren haben Polke und Richter, die damals beide Studenten an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Karl Otto Götz waren, eng zusammen gearbeitet und mit ihrer gegenständlichen, fotobasierten Kunst den damaligen Kunstbetrieb aufgemischt. Die jungen Künstler brechen radikal mit der etablierten gestischen Malerei des europäischen Informel, malen gegenständlich und nahezu ohne sichtbaren Pinselduktus. Ähnlich wie für Andy Warhols „Flowers“, die der amerikanische Pop Art Künstler seit 1964 schafft, könnte auch für Polkes etwa zeitgleich entstandene „Kallablüten“ eine fotografische Vorlage aus den Massenmedien grundlegend gewesen sein. Auch Polke nutzt das vermeintlich triviale Blumenmotiv, das darüber hinaus auch Verweise auf die beliebte Blumenmalerei der Vorkriegszeit beinhaltet, wie sie in den 1960er Jahren über Reproduktionen in einer Vielzahl der gutbürgerlichen deutschen Wohnzimmern verbreitet war, um seinen damals vollkommen neuartigen gegenständlichen und zudem seriellen künstlerischen Ansatz zu etablieren. In „Kallablüten“ überwindet Polke die lange Tradition des Blumenstilllebens und erfindet dessen Ästhetik grundlegend neu. Für seine Vorlagen, die Polke oft ausschnitthaft oder stark vergrößert aufgreift, hat sich der Künstler häufig in der Printwerbung und den Kleinanzeigen der Zeitschriften bedient. Oft ist, wie auch im vorliegenden Fall, die genaue Vorlage – anders als bei Richter, der all seine Bildquellen im „Atlas“ sammelte – nicht mehr genau zu identifizieren. Polke baut das Kunstwerk aus einzelnen Punkten auf und macht auf diese Weise den Prozess der Bildwerdung transparent. So wie das Zeitungsfoto mit der Illusion von Realität spielt, spielen Polkes Rasterbilder mit der Illusion eines Zeitungsdruckes, die sich dann bei genauer Betrachtung der höchst präzise aber in einem manuellen Verfahren ausgeführten Punkte als Unikat und damit als reine Täuschung erweist. Jeder Punkt ist in Ausführung und Farbzusammensetzung unterscheidlich und erhält auf diese Weise seinen ganz individuellen Charakter. Es ist bis heute spannend diesen Punkt-Charakter vor Polkes Originalen optisch zu erleben und den speziellen Rhythmus ihrer Abfolge ergründen zu wollen. Unmittelbar vor Entstehung der „Kallablüten“ hat Sigmae Polke zusammen mit Gerhard Richter die heute legendäre Ausstellung „Neue Realisten“ in der Galerie Parnass in Wuppertal bespielt, ein Titel der fortan neben „German Pop“ und der ironisch gemeinten Selbstbezeichnung „Kapitalistischer Realismus“ fortan zur Klassifizierung dieser jungen, von Polke und Richter maßgeblich geprägten Kunstrichtung herangezogen wird. Es ist der unangepasste, jungendliche Esprit, der Polkes seltene Rasterbilder der 1960er Jahre auszeichnet und die Liebe zum Punkt, die fortan zu Polkes künstlerischem Markenzeichen wird.

Sigmar Polke - Meister der Punkte und der spielerisch freien Assoziation
Die technische Errungenschaft des Rasterpunktes greift Polke in den 1980er und 1990er Jahren für seine berühmten Stoffbilder erneut auf. Hier werden die Rasterpunkte auch teils nur noch als unkenntlich vergrößerte Versatzstücke oder Zitate eingebaut, sie blieben stets Verweise auf das eigene, revolutionäre Frühwerk, aber natürlich zugleich immer auch auf das Schaffen der Pop-Art Künstler Roy Lichtenstein, Richard Hamilton und Andy Warhol, für deren Werk ebenfalls die künstlerische Auseinandersetzung mit den Benday-dots, jenen Punkten, die für die Reproduktion von Vorlagen im Offsetdruck nötig sind, grundlegend waren. Die Stoffbilder verschmelzen in einer Art additivem Verfahren ein stark vergrößertes System aus Rasterpunkten, das Muster des Stoffes, sowie gegenständliche und gestische Elemente zu einem assoziativen Ganzen und nutzten damit ein aus der freien Kombination verschiedenster Elemente entwickeltes Verfahren. Diese erinnert an Robert Rauschenbergs Siebdruck-Gemälde, die der Amerikaner aus seinen frühen „Combines“ entwickelt hat. Auch Polke gibt dem Betrachter seiner dichten Schöpfungen immer wieder ein spannendes aber möglicherweise nicht zu entwirrendes Rätsel auf. Es ist von Beginn an das äußerst gekonnte Spiel verschiedene Verweisen und Bezügen zu einem assoziativen Ganzen zu verschmelzen, das Polkes unterhaltsam-selbstironisches Werk lebenslang auszeichnet. 2021 wäre Polke 80 Jahre geworden und das Kunstmagazin Monopol hat ihn anlässlich dieses Jubiläums mit den folgenden Worten gefeiert: "Das Lachen von Sigmar Polke hallt nach. Es stammt von einem wunderbar albernen Andachtsschreck, der zugleich ein von allen Zwängen befreiter Künstler war – und einer, dessen epochale Wirkung sich weiter entfaltet."[JS]



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