Auktion: 599 / Rare Books am 24.11.2025 in Hamburg
Lot 425000255

425000255
Johann Wolfgang von Goethe
G 7: Eigh. Brief an Joh. Fr. Reichard. 3 S., 1790.
Schätzpreis: € 12.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Johann Wolfgang von Goethe
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift "G". Weimar, 25. Okt. 1790. 3 S. (auf Doppelblatt). 23 : 18,5 cm.
Prachtvoller, inhaltsreicher Brief an den Komponisten Johann Friedrich Reichardt.
"Ihr Brief, mein lieber Reichard, trifft mich in einer sehr unpoetischen Lage. Ich arbeite an meinem anatomischen Werkchen [Versuch über die Gestalt der Tiere ] und möchte es gerne noch auf Ostern zu Ende bringen. Ich danke Ihnen daß Sie sich meiner emancipierten Kinder annehmen, ich denke nicht mehr an sie. Machen Sie damit was Ihnen gut däucht, es wird mir lieb und recht seyn.
Eine große Oper zu unternehmen würde mich jetzt viel Resignation kosten, ich habe kein Gemüth zu allem diesem Wesen, wenn es aber der König befehlen sollte, so will ich mit Vergnügen gehorchen, mich zusammennehmen und nach bestem Vermögen arbeiten. Auf Jery und Bätely verlange ich sehr, wie auch auf die andern Sachen. An den Conte hab ich nicht wieder gedacht. Es können die Geschöpfe sich nur in ihren Elementen gehörig organisieren. Es ist jetzt kein Sang und Klang um mich her. Wenn es nicht noch die Fideley zum Tanze ist. Und da können Sie mir gleich einen Gefallen thun, wenn Sie mir auf das Schnellste ein halbdutzend oder ein halbhundert Tänze schicken aus Ihrem rhythmischen Reichtum, zu Englischen und Quadrillen. Nur recht charakteristisch, die Figuren erfinden wir schon. Verzeihen Sie, daß ich mit solcher Frechheit mich an einen Künstler wende. Doch auch selbst das geringste Kunstwerk muß der Meister machen, wenn es recht und ächt werden soll. Geht mirs dann im Tanze und im Leben leidlich, so klingt ja wohl auch eine Arie wieder einmal an.
Kants Buch [Kritik der Urteilskraft ] hat mich sehr gefreut und mich zu seinen früheren Sachen gelockt. Der teleologische Theil hat mich fast noch mehr als der ästhethische interessiert.
Für [Karl Philipp] Moritz hoffe ich noch immer, er ist noch jung und hilft sich wohl durch. Grüßen sie ihn herzlich. Ihr Freund [Caspar Friedrich] Schuckmann ist mir sehr lieb geworden. Sagen Sie mir: Sitzt er in Schlesien so fest, dass er gar nicht zu verpflanzen wäre?
Leben Sie recht wohl. Diesen Winter komme ich schwerlich nach Berlin .."
Johann Friedrich Reichardt (1752-1814), Komponist, Musikschriftsteller und preußischer Hofkapellmeister, vertonte zahlreiche Gedichte Goethes und war zeitweise eng mit ihm verbunden. Ihre Beziehung war zunächst freundschaftlich und von künstlerischem Austausch geprägt. Reichardts schlichte, ausdrucksstarke Vertonungen trugen wesentlich zur Popularität von Goethes Lyrik bei. Später kühlte das Verhältnis ab, da Reichardts revolutionäre Sympathien im Widerspruch zu Goethes gemäßigter Haltung standen.
LITERATUR: WA-Nr. 02845. - GB 8, Nr. 226.
Autograph letter signed "G". Magnificent, substantial letter to the composer Johann Friedrich Reichardt. 3 pp. (double leaf). 23 : 18,5 cm.
Eigenhändiger Brief mit Unterschrift "G". Weimar, 25. Okt. 1790. 3 S. (auf Doppelblatt). 23 : 18,5 cm.
Prachtvoller, inhaltsreicher Brief an den Komponisten Johann Friedrich Reichardt.
"Ihr Brief, mein lieber Reichard, trifft mich in einer sehr unpoetischen Lage. Ich arbeite an meinem anatomischen Werkchen [Versuch über die Gestalt der Tiere ] und möchte es gerne noch auf Ostern zu Ende bringen. Ich danke Ihnen daß Sie sich meiner emancipierten Kinder annehmen, ich denke nicht mehr an sie. Machen Sie damit was Ihnen gut däucht, es wird mir lieb und recht seyn.
Eine große Oper zu unternehmen würde mich jetzt viel Resignation kosten, ich habe kein Gemüth zu allem diesem Wesen, wenn es aber der König befehlen sollte, so will ich mit Vergnügen gehorchen, mich zusammennehmen und nach bestem Vermögen arbeiten. Auf Jery und Bätely verlange ich sehr, wie auch auf die andern Sachen. An den Conte hab ich nicht wieder gedacht. Es können die Geschöpfe sich nur in ihren Elementen gehörig organisieren. Es ist jetzt kein Sang und Klang um mich her. Wenn es nicht noch die Fideley zum Tanze ist. Und da können Sie mir gleich einen Gefallen thun, wenn Sie mir auf das Schnellste ein halbdutzend oder ein halbhundert Tänze schicken aus Ihrem rhythmischen Reichtum, zu Englischen und Quadrillen. Nur recht charakteristisch, die Figuren erfinden wir schon. Verzeihen Sie, daß ich mit solcher Frechheit mich an einen Künstler wende. Doch auch selbst das geringste Kunstwerk muß der Meister machen, wenn es recht und ächt werden soll. Geht mirs dann im Tanze und im Leben leidlich, so klingt ja wohl auch eine Arie wieder einmal an.
Kants Buch [Kritik der Urteilskraft ] hat mich sehr gefreut und mich zu seinen früheren Sachen gelockt. Der teleologische Theil hat mich fast noch mehr als der ästhethische interessiert.
Für [Karl Philipp] Moritz hoffe ich noch immer, er ist noch jung und hilft sich wohl durch. Grüßen sie ihn herzlich. Ihr Freund [Caspar Friedrich] Schuckmann ist mir sehr lieb geworden. Sagen Sie mir: Sitzt er in Schlesien so fest, dass er gar nicht zu verpflanzen wäre?
Leben Sie recht wohl. Diesen Winter komme ich schwerlich nach Berlin .."
Johann Friedrich Reichardt (1752-1814), Komponist, Musikschriftsteller und preußischer Hofkapellmeister, vertonte zahlreiche Gedichte Goethes und war zeitweise eng mit ihm verbunden. Ihre Beziehung war zunächst freundschaftlich und von künstlerischem Austausch geprägt. Reichardts schlichte, ausdrucksstarke Vertonungen trugen wesentlich zur Popularität von Goethes Lyrik bei. Später kühlte das Verhältnis ab, da Reichardts revolutionäre Sympathien im Widerspruch zu Goethes gemäßigter Haltung standen.
LITERATUR: WA-Nr. 02845. - GB 8, Nr. 226.
Autograph letter signed "G". Magnificent, substantial letter to the composer Johann Friedrich Reichardt. 3 pp. (double leaf). 23 : 18,5 cm.
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G 7: Eigh. Brief an Joh. Fr. Reichard. 3 S., 1790.
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