Auktion: 599 / Rare Books am 24.11.2025 in Hamburg
Lot 425000284

425000284
Johann Wolfgang von Goethe
G 36: Brief von Schreiberhand an W. von Humboldt. 4 S., 1830.
Schätzpreis: € 8.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Johann Wolfgang von Goethe
Brief von Schreiberhand (J. A. F. John) mit eigh. Schlußformel "und so fortan", eigh. Unterschrift "JW v Goethe" sowie eigh. Ort und Datum. Weimar, 19. Oktober 1830. 4 S. (auf Doppelblatt). 25,5 : 21 cm.
Großer Freundschaftsbrief an Wilhelm von Humboldt, voller Dankbarkeit für dessen epochemachende Rezension seines Zweiten römischen Aufenthalts. Erwähnt auch seinen Sohn August in Italien, der wenige Tage nach diesem Brief unerwartet an einer Infektion verstirbt.
".. Wie das Erdbeben von Lissabon fast im Augenblick seine Wirkung auf die entferntesten Seen und Quellen spüren ließ, so sind auch wir von jener westlichen Explosion [die Julirevolution in Paris], wie vor vierzig Jahren, unmittelbar erschüttert worden. Wie trostreich, in solchen Augenblicken, mir Ihre unschätzbaren Blätter [Humboldts Rezension des dritten und letzten Teils der Italienischen Reise, Goethes Zweiter römischer Aufenthalt ] zu Handen kommen mußten, werden Sie selbst empfinden und sich geneigtest aussprechen. Durch den entschiedensten Gegensatz ward ich in jene Zeiten zurückgeführt, wo wir uns zu einer ernsten gemeinsamen Bildung verpflichtet fühlten, wo wir, mit unserm großen edlen Freund [Schiller] verbunden, dem faßlich Wahren nachstrebten, das Schönste und Herrlichste, was die Welt uns darbot, zu Auferbauung unsres willigen sehnsüchtigen Innern, zu Ausfüllung einer Stoff- und Gehaltbedürftigen Brust, auf das treulichste und fleißigste, zu gewinnen suchten.
Wie schön und herrlich ist es nun daß Sie auf jenen glücklichen Boden Ihre letzte Darstellungen gründen, daß Sie mich und meine Bestrebungen in jener operosen Zeit zu entziffern und das was daran zufällig, ermangelnd eines Zusammenhangs, einer Folge scheinen möchte, auf einige geistige Nothwendigkeit, auf individuelle charakteristische Verknüpfungen, aufmerksam und liebevoll, zurückführen mochten (..) Hierher gehört vorzüglich mein Verhältniß zur bildenden Kunst, dem Sie eine so dankenswerthe Aufmerksamkeit geschenkt haben. Es ist wunderbar genug daß der Mensch auch unwiderstehliche Triebe fühlt, dasjenige auszuüben was er nicht leisten kann, dadurch aber doch in seinen eigentlichen wahren Leistungen auf das reellste gefördert wird.
(..) Mein Sohn nimmt nun schon seit sechs Monaten an der Fülle Theil, die, auf der unschätzbaren Erdzunge, Natur und Jahrhunderte, an Leben gehäuft und zerstört, an Künsten erbaut und eingerissen, an Menschenschicksalen, Nationalität und Persönlichkeiten auf das wunderbarste durcheinander gewürfelt haben. - Er ging mit dem Dampfschiff von Livorno nach Neapel, wo er sich noch gegenwärtig aufhalten mag, ein Entschluß der, gelungen, ganz besondere Vortheile gebracht hat. Er fand Professor Zahn daselbst, und sich, bey dessen Leitung über und unter der Erde [von Pompeji], völlig einheimisch .." - August von Goethe starb auf seiner Italienreise am 27. Oktober 1830 an den Folgen einer Pockenerkrankung.
Die lebenslange, enge und fast krisenlose Freundschaft zwischen Goethe und dem preußischen Gelehrten, Sprachforscher und Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt zählt neben den Beziehungen zu Carl August und Schiller zu den wichtigsten in Goethes Leben. Sie gründet auf persönlichem Vertrauen, gemeinsamen Interessen und einem geteilten Humanitäts- und Bildungsideal. Ihr Briefwechsel von 1794 bis 1832 zeigt die geistige Verbundenheit und Humboldts tiefgehende Auseinandersetzung mit Goethes Werken, die oft zu allgemeinen ästhetischen Einsichten führte. Dies gilt insbesondere für Humboldts epochemachender Rezension von Goethes Zweitem römischen Aufenthalt - eine differenzierte Würdigung, die die Totalität von Goethes Weltsicht und Dichtungsvermögen umfaßt und ihrer Zeit damit weit voraus ist.
LITERATUR: Vgl. WA-Nr. 47252 (andere Abschriften). - Briefe Hamburger Ausgabe 1477. - Goethe-Chronik S. 462.
Long letter of friendship to Wilhelm von Humboldt, full of gratitude for his epoch-making review of Goethe's "Zweiter römischer Aufenthalt" (the third and last part of his "Italienischer Reise"). Also mentions his son August in Italy, who dies unexpectedly of an infection a few days after this letter is written. Letter by Goethe's secretary J. A. F. John with autograph closing phrase, autograph signature "JW v Goethe" and autograph place and date. 4 pp. (double-leaf). 25,5 : 21 cm.
Brief von Schreiberhand (J. A. F. John) mit eigh. Schlußformel "und so fortan", eigh. Unterschrift "JW v Goethe" sowie eigh. Ort und Datum. Weimar, 19. Oktober 1830. 4 S. (auf Doppelblatt). 25,5 : 21 cm.
Großer Freundschaftsbrief an Wilhelm von Humboldt, voller Dankbarkeit für dessen epochemachende Rezension seines Zweiten römischen Aufenthalts. Erwähnt auch seinen Sohn August in Italien, der wenige Tage nach diesem Brief unerwartet an einer Infektion verstirbt.
".. Wie das Erdbeben von Lissabon fast im Augenblick seine Wirkung auf die entferntesten Seen und Quellen spüren ließ, so sind auch wir von jener westlichen Explosion [die Julirevolution in Paris], wie vor vierzig Jahren, unmittelbar erschüttert worden. Wie trostreich, in solchen Augenblicken, mir Ihre unschätzbaren Blätter [Humboldts Rezension des dritten und letzten Teils der Italienischen Reise, Goethes Zweiter römischer Aufenthalt ] zu Handen kommen mußten, werden Sie selbst empfinden und sich geneigtest aussprechen. Durch den entschiedensten Gegensatz ward ich in jene Zeiten zurückgeführt, wo wir uns zu einer ernsten gemeinsamen Bildung verpflichtet fühlten, wo wir, mit unserm großen edlen Freund [Schiller] verbunden, dem faßlich Wahren nachstrebten, das Schönste und Herrlichste, was die Welt uns darbot, zu Auferbauung unsres willigen sehnsüchtigen Innern, zu Ausfüllung einer Stoff- und Gehaltbedürftigen Brust, auf das treulichste und fleißigste, zu gewinnen suchten.
Wie schön und herrlich ist es nun daß Sie auf jenen glücklichen Boden Ihre letzte Darstellungen gründen, daß Sie mich und meine Bestrebungen in jener operosen Zeit zu entziffern und das was daran zufällig, ermangelnd eines Zusammenhangs, einer Folge scheinen möchte, auf einige geistige Nothwendigkeit, auf individuelle charakteristische Verknüpfungen, aufmerksam und liebevoll, zurückführen mochten (..) Hierher gehört vorzüglich mein Verhältniß zur bildenden Kunst, dem Sie eine so dankenswerthe Aufmerksamkeit geschenkt haben. Es ist wunderbar genug daß der Mensch auch unwiderstehliche Triebe fühlt, dasjenige auszuüben was er nicht leisten kann, dadurch aber doch in seinen eigentlichen wahren Leistungen auf das reellste gefördert wird.
(..) Mein Sohn nimmt nun schon seit sechs Monaten an der Fülle Theil, die, auf der unschätzbaren Erdzunge, Natur und Jahrhunderte, an Leben gehäuft und zerstört, an Künsten erbaut und eingerissen, an Menschenschicksalen, Nationalität und Persönlichkeiten auf das wunderbarste durcheinander gewürfelt haben. - Er ging mit dem Dampfschiff von Livorno nach Neapel, wo er sich noch gegenwärtig aufhalten mag, ein Entschluß der, gelungen, ganz besondere Vortheile gebracht hat. Er fand Professor Zahn daselbst, und sich, bey dessen Leitung über und unter der Erde [von Pompeji], völlig einheimisch .." - August von Goethe starb auf seiner Italienreise am 27. Oktober 1830 an den Folgen einer Pockenerkrankung.
Die lebenslange, enge und fast krisenlose Freundschaft zwischen Goethe und dem preußischen Gelehrten, Sprachforscher und Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt zählt neben den Beziehungen zu Carl August und Schiller zu den wichtigsten in Goethes Leben. Sie gründet auf persönlichem Vertrauen, gemeinsamen Interessen und einem geteilten Humanitäts- und Bildungsideal. Ihr Briefwechsel von 1794 bis 1832 zeigt die geistige Verbundenheit und Humboldts tiefgehende Auseinandersetzung mit Goethes Werken, die oft zu allgemeinen ästhetischen Einsichten führte. Dies gilt insbesondere für Humboldts epochemachender Rezension von Goethes Zweitem römischen Aufenthalt - eine differenzierte Würdigung, die die Totalität von Goethes Weltsicht und Dichtungsvermögen umfaßt und ihrer Zeit damit weit voraus ist.
LITERATUR: Vgl. WA-Nr. 47252 (andere Abschriften). - Briefe Hamburger Ausgabe 1477. - Goethe-Chronik S. 462.
Long letter of friendship to Wilhelm von Humboldt, full of gratitude for his epoch-making review of Goethe's "Zweiter römischer Aufenthalt" (the third and last part of his "Italienischer Reise"). Also mentions his son August in Italy, who dies unexpectedly of an infection a few days after this letter is written. Letter by Goethe's secretary J. A. F. John with autograph closing phrase, autograph signature "JW v Goethe" and autograph place and date. 4 pp. (double-leaf). 25,5 : 21 cm.
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