Auktion: 599 / Rare Books am 24.11.2025 in Hamburg
Lot 425000303

425000303
Johann Wolfgang von Goethe
G 58: Brief von Schreiberhand an Botaniker F. S. Voigt. 2 S., 1830.
Schätzpreis: € 4.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Johann Wolfgang von Goethe
Brief von Schreiberhand (J. A. F. John) mit eigenhändiger Unterschrift "ergebenst JWvGoethe". Weimar, 4. September 1830. 2 S. 26 : 21,5 cm.
Zwischen Poesie und Botanik - Goethes morphologische Erklärung des Begriffs amphicarpus in einem Brief an den Botaniker Friedrich Siegmund Voigt.
"Ew. Wohlgeboren sende mit vielem Dank den anvertrauten würdigen Aufsatz zurück. Ich habe, bey dessen Lesung, einer schönen freyen Übersicht genossen des herrlichen Feldes, in welchem Sie so glücklich arbeiten .. Nun möcht ich noch eine Frage zu geneigter Beantwortung vorlegen. Wann, und durch welche Veranlassung, ist der Beyname amphicarpos aufgekommen? ich kenne bis jetzt nur Lathyrus, vicia und milium damit bezeichnet. Soviel ich mir erklären kann, soll er heißen: um die Frucht, um das Samenkorn thue sich eine unregelmäßige Fructification hervor, welche nicht erst den ganzen Gang der geregelten Metamorphose zu durchlaufen braucht um den Kreis der Vegetation abzuschließen. Da nach meiner Ansicht diese Erscheinung weiter deutet, so würde ich mir hierüber nähere Auskunft erbitten; zugleich ob in dem botanischen ausgedehnten Kreise noch andere Pflanzen Beynamen führen?"
Streng botanisch bezeichnet der Begriff amphicarpus keine sekundäre Fruchtbildung am Samen, sondern eine funktionelle Zweiteilung der Fortpflanzung innerhalb derselben Art. Goethe deutet den Ausdruck fälschlicherweise morphologisch, als eine abgekürzte Fruchtbildung um den Samen. Auch die am Schluß des Briefes geäußerte Bitte nach abnorm gewachsenen Zweigen entspringt dieser Sichtweise:
"Hiezu füge noch den Wunsch: Ew. Wohlgeboren möchten mir die verschiedenen monstrosen Zweige der aus Äsche [Esche] sich entwickelnden Bischofsstäbe [spiralförmig gedrehte Zweige] und sonstige andere Verbreitungen durch die Boten gefällig hierüber senden. Ich habe einige höchst merkwürdige Erscheinungen dieser Art erhalten und zeichnen lassen und würde jene hinzufügen .."
Goethe war fasziniert von solchen Abweichungen von der normalen Pflanzenform, weil er dadurch Einblicke in die Gesetze der Metamorphose erhoffte.
Friedrich Siegmund Voigt (1781-1850) reiste 1809 auf Vermittlung von Goethe zu Alexander von Humboldt nach Paris, wo er u. a. Cuvier und zahlreiche weitere Gelehrte kennenlernte. Er war Anhänger von Goethes Lehre der Metamorphose der Pflanzen, auf Goethes Empfehlung wurde er später Direktor des Botanischen Gartens in Jena, den er nach den schweren Verwüstungen durch die Napoleonischen Kriege wieder aufbaute.
- ZUSTAND: Mit leichten Randmängeln.
LITERATUR: WA-Nr. 47174 (nur das Konzept).
Between poetry and botany - Goethe's morphological explanation of the term amphicarpus in a letter to botanist Friedrich Siegmund Voigt. Letter by his secretary John with autograph signature "ergebenst JWvGoethe". 2 pp. 26 : 21,5 cm. - Some minor marginal defects.
Brief von Schreiberhand (J. A. F. John) mit eigenhändiger Unterschrift "ergebenst JWvGoethe". Weimar, 4. September 1830. 2 S. 26 : 21,5 cm.
Zwischen Poesie und Botanik - Goethes morphologische Erklärung des Begriffs amphicarpus in einem Brief an den Botaniker Friedrich Siegmund Voigt.
"Ew. Wohlgeboren sende mit vielem Dank den anvertrauten würdigen Aufsatz zurück. Ich habe, bey dessen Lesung, einer schönen freyen Übersicht genossen des herrlichen Feldes, in welchem Sie so glücklich arbeiten .. Nun möcht ich noch eine Frage zu geneigter Beantwortung vorlegen. Wann, und durch welche Veranlassung, ist der Beyname amphicarpos aufgekommen? ich kenne bis jetzt nur Lathyrus, vicia und milium damit bezeichnet. Soviel ich mir erklären kann, soll er heißen: um die Frucht, um das Samenkorn thue sich eine unregelmäßige Fructification hervor, welche nicht erst den ganzen Gang der geregelten Metamorphose zu durchlaufen braucht um den Kreis der Vegetation abzuschließen. Da nach meiner Ansicht diese Erscheinung weiter deutet, so würde ich mir hierüber nähere Auskunft erbitten; zugleich ob in dem botanischen ausgedehnten Kreise noch andere Pflanzen Beynamen führen?"
Streng botanisch bezeichnet der Begriff amphicarpus keine sekundäre Fruchtbildung am Samen, sondern eine funktionelle Zweiteilung der Fortpflanzung innerhalb derselben Art. Goethe deutet den Ausdruck fälschlicherweise morphologisch, als eine abgekürzte Fruchtbildung um den Samen. Auch die am Schluß des Briefes geäußerte Bitte nach abnorm gewachsenen Zweigen entspringt dieser Sichtweise:
"Hiezu füge noch den Wunsch: Ew. Wohlgeboren möchten mir die verschiedenen monstrosen Zweige der aus Äsche [Esche] sich entwickelnden Bischofsstäbe [spiralförmig gedrehte Zweige] und sonstige andere Verbreitungen durch die Boten gefällig hierüber senden. Ich habe einige höchst merkwürdige Erscheinungen dieser Art erhalten und zeichnen lassen und würde jene hinzufügen .."
Goethe war fasziniert von solchen Abweichungen von der normalen Pflanzenform, weil er dadurch Einblicke in die Gesetze der Metamorphose erhoffte.
Friedrich Siegmund Voigt (1781-1850) reiste 1809 auf Vermittlung von Goethe zu Alexander von Humboldt nach Paris, wo er u. a. Cuvier und zahlreiche weitere Gelehrte kennenlernte. Er war Anhänger von Goethes Lehre der Metamorphose der Pflanzen, auf Goethes Empfehlung wurde er später Direktor des Botanischen Gartens in Jena, den er nach den schweren Verwüstungen durch die Napoleonischen Kriege wieder aufbaute.
- ZUSTAND: Mit leichten Randmängeln.
LITERATUR: WA-Nr. 47174 (nur das Konzept).
Between poetry and botany - Goethe's morphological explanation of the term amphicarpus in a letter to botanist Friedrich Siegmund Voigt. Letter by his secretary John with autograph signature "ergebenst JWvGoethe". 2 pp. 26 : 21,5 cm. - Some minor marginal defects.
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