Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München
Lot 125001046
Lot 125001046
125001046
George Grosz
Liebespaar, 1924.
Aquarell, Tuschfeder und Tinte
Schätzpreis: € 180.000 - 250.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
George Grosz
1893 - 1959
Liebespaar. 1924.
Aquarell, Tuschfeder und Tinte.
Rechts unten signiert. Verso betitelt "No. 3 Liebespaar". Auf festem Velin. 61 x 47,4 cm (24 x 18,6 in), Blattgröße.
• Grosz par excellence.
• Mit scharfem Strich: Intimität und Absurdität menschlicher Beziehungen.
• Bissige Auseinandersetzung mit der Kirche.
• Grosz avanciert mit seinen skandalösen Sujets zum scharfsichtigen Moralisten und Satiriker der Weimarer Republik.
• Grosz' Arbeiten befinden sich in sämtlichen maßgeblichen internationalen Museen.
• Seit über 40 Jahren Teil einer bedeutenden Berliner Privatsammlung.
Mit einer Fotoexpertise von Ralph Jentsch vom 21. Oktober 2025. Das vorliegende Blatt wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier aufgenommen.
PROVENIENZ: Atelier des Künstlers (1924).
Peter Deitsch Gallery, New York (1970).
Sammlung Saul P. Steinberg, New York (bis 1981: Christie`s).
Privatsammlung Berlin (1981 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: George Grosz. Berlin Drawings and Watercolors, Peter Deitsch Fine Arts, New York, März-April 1970, Kat.-Nr. 35 (m. Abb.)
George Grosz. Drawings and Watercolors, Serge Sabarsky Gallery, New York, Mai-Juni 1980. (Auf der Rahmenrückpappe mit einem ausgeschnittenem Etikett. Auf der Einladungskarte abgebildet).
LITERATUR: Christie’s, New York, The Saul P. Steinberg Collection: Important Modern Drawings and Watercolors, Part II, 19.5.1981, Los 133 (m. ganzs. Farbabb.).
1893 - 1959
Liebespaar. 1924.
Aquarell, Tuschfeder und Tinte.
Rechts unten signiert. Verso betitelt "No. 3 Liebespaar". Auf festem Velin. 61 x 47,4 cm (24 x 18,6 in), Blattgröße.
• Grosz par excellence.
• Mit scharfem Strich: Intimität und Absurdität menschlicher Beziehungen.
• Bissige Auseinandersetzung mit der Kirche.
• Grosz avanciert mit seinen skandalösen Sujets zum scharfsichtigen Moralisten und Satiriker der Weimarer Republik.
• Grosz' Arbeiten befinden sich in sämtlichen maßgeblichen internationalen Museen.
• Seit über 40 Jahren Teil einer bedeutenden Berliner Privatsammlung.
Mit einer Fotoexpertise von Ralph Jentsch vom 21. Oktober 2025. Das vorliegende Blatt wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier aufgenommen.
PROVENIENZ: Atelier des Künstlers (1924).
Peter Deitsch Gallery, New York (1970).
Sammlung Saul P. Steinberg, New York (bis 1981: Christie`s).
Privatsammlung Berlin (1981 vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: George Grosz. Berlin Drawings and Watercolors, Peter Deitsch Fine Arts, New York, März-April 1970, Kat.-Nr. 35 (m. Abb.)
George Grosz. Drawings and Watercolors, Serge Sabarsky Gallery, New York, Mai-Juni 1980. (Auf der Rahmenrückpappe mit einem ausgeschnittenem Etikett. Auf der Einladungskarte abgebildet).
LITERATUR: Christie’s, New York, The Saul P. Steinberg Collection: Important Modern Drawings and Watercolors, Part II, 19.5.1981, Los 133 (m. ganzs. Farbabb.).
George Grosz’ Darstellungen von der Gesellschaft der Weimarer Republik gehören zu den schärfsten Analysen der gesellschaftlichen Realität dieser Zeit. In seinen Gemälden, Zeichnungen und Grafiken wird die Großstadt zur Bühne eines moralischen Zerfalls, in dem Sexualität, Macht und ökonomische Not miteinander verschränkt sind. Er charakterisiert das "Babylon Berlin" mit gespitztem Pinsel als eine Stadt, die von Kapital, Korruption und sexueller Genusssucht bestimmt wird. Oftmals sind seine Dargestellten nicht nur Opfer sozialer Missstände, sondern das Symptom einer Gesellschaft, deren Werteordnung von Korruption, Scheinheiligkeit und Aggression geprägt ist.
Das bürgerliche Paar als Typus bei Grosz
Mit dem Blatt "Liebespaar" nimmt er die Welt der zweifelhaften Vergnügungen aufs Korn. Der glatzköpfige, feiste Mann verkörpert den saturierten Bürger, der seine Macht in ökonomischer und sexueller Form ausübt. Die hier vorgestellte Szene ist als "Liebespaar" verso betitelt. Ob es wirklich ein Liebespaar oder doch mehr eine geschäftliche Beziehung ist, lässt sich nicht abschließend klären. Dieses 'Liebespaar' ist sicherlich nicht zwangsläufig ein Ehepaar, die ringlosen Hände geben einen Hinweis darauf. Das Tête-à-tête findet im gedrängten Raume statt, die Frau hat eben noch gelesen und war nicht auf diese fordernde Begegnung von hinten eingestellt, möchte ihr nicht unbedingt nachgeben. Er greift ihr an den Hintern und die Brust.
George Grosz’ Darstellungen wie "Liebespaar" sind keine voyeuristischen Beobachtungen, sondern Zustandsbeschreibungen einer Gesellschaft, die ihre eigenen Widersprüche nicht erkennt. Der Künstler hält seinem Publikum den Spiegel vor – "vor die Fratze", wie er selbst sagte – und entlarvt das moralische Fundament einer Welt, die von Kapital und Heuchelei getragen wird. Mit analytischem Blick entwirft Grosz eine Anatomie des Begehrens, ohne Empathie oder Erlösung anzubieten. Der Mensch in seiner Triebhaftigkeit und Gier ist Teil eines Systems, das keine moralische Instanz mehr kennt. Der Alte begrapscht die Frau und hinter ihm ist das Kreuz, Symbol des Christentums, zum Fensterkreuz degradiert. Nicht von ungefähr dürfte George Grosz dieses Attribut so deutlich in Szene gesetzt haben. Es geht ihm hier nicht darum ein Fenster darzustellen, sondern ein Kreuz als Hinweis auf die Institution Kirche.
Für Grosz ist Kirche keine moralische Gegenkraft, sondern Teil jener Machtstruktur, die er so scharf kritisiert.
"Liebespaar" – Spiegelung oder Gegenbild der Prostitution?
In dieser Konfrontation mit der Religion offenbart sich Grosz’ zentrales Anliegen: Er attackiert nicht den Glauben, sondern die Institution, die die eigentlichen Inhalte des Glaubens korrumpiert. Kirche, Militär und Bürgertum zeigt er in seinen Werken dieser Zeit als Komplizen einer Ordnung, die Moral predigt und Ausbeutung praktiziert.
Seine Kunst ist ein Versuch, durch Übertreibung und Satire jene Strukturen sichtbar zu machen, die Gewalt und Heuchelei im Alltag verankern.
Seine Werke dokumentieren die bleibende Frage, wie viel Heuchelei eine Gesellschaft erträgt, bevor sie sich selbst nicht mehr erkennt. Damit wird er zum Visionär der deutschen Gesellschaft. Er selbst wird 1932 kurz vor der Machtergreifung durch Adolf Hitler Deutschland verlassen können; seine Werke werden aus den Museen entfernt und als "entartete Kunst" diffamiert werden. [KA/EH]
Das bürgerliche Paar als Typus bei Grosz
Mit dem Blatt "Liebespaar" nimmt er die Welt der zweifelhaften Vergnügungen aufs Korn. Der glatzköpfige, feiste Mann verkörpert den saturierten Bürger, der seine Macht in ökonomischer und sexueller Form ausübt. Die hier vorgestellte Szene ist als "Liebespaar" verso betitelt. Ob es wirklich ein Liebespaar oder doch mehr eine geschäftliche Beziehung ist, lässt sich nicht abschließend klären. Dieses 'Liebespaar' ist sicherlich nicht zwangsläufig ein Ehepaar, die ringlosen Hände geben einen Hinweis darauf. Das Tête-à-tête findet im gedrängten Raume statt, die Frau hat eben noch gelesen und war nicht auf diese fordernde Begegnung von hinten eingestellt, möchte ihr nicht unbedingt nachgeben. Er greift ihr an den Hintern und die Brust.
George Grosz’ Darstellungen wie "Liebespaar" sind keine voyeuristischen Beobachtungen, sondern Zustandsbeschreibungen einer Gesellschaft, die ihre eigenen Widersprüche nicht erkennt. Der Künstler hält seinem Publikum den Spiegel vor – "vor die Fratze", wie er selbst sagte – und entlarvt das moralische Fundament einer Welt, die von Kapital und Heuchelei getragen wird. Mit analytischem Blick entwirft Grosz eine Anatomie des Begehrens, ohne Empathie oder Erlösung anzubieten. Der Mensch in seiner Triebhaftigkeit und Gier ist Teil eines Systems, das keine moralische Instanz mehr kennt. Der Alte begrapscht die Frau und hinter ihm ist das Kreuz, Symbol des Christentums, zum Fensterkreuz degradiert. Nicht von ungefähr dürfte George Grosz dieses Attribut so deutlich in Szene gesetzt haben. Es geht ihm hier nicht darum ein Fenster darzustellen, sondern ein Kreuz als Hinweis auf die Institution Kirche.
Für Grosz ist Kirche keine moralische Gegenkraft, sondern Teil jener Machtstruktur, die er so scharf kritisiert.
"Liebespaar" – Spiegelung oder Gegenbild der Prostitution?
In dieser Konfrontation mit der Religion offenbart sich Grosz’ zentrales Anliegen: Er attackiert nicht den Glauben, sondern die Institution, die die eigentlichen Inhalte des Glaubens korrumpiert. Kirche, Militär und Bürgertum zeigt er in seinen Werken dieser Zeit als Komplizen einer Ordnung, die Moral predigt und Ausbeutung praktiziert.
Seine Kunst ist ein Versuch, durch Übertreibung und Satire jene Strukturen sichtbar zu machen, die Gewalt und Heuchelei im Alltag verankern.
Seine Werke dokumentieren die bleibende Frage, wie viel Heuchelei eine Gesellschaft erträgt, bevor sie sich selbst nicht mehr erkennt. Damit wird er zum Visionär der deutschen Gesellschaft. Er selbst wird 1932 kurz vor der Machtergreifung durch Adolf Hitler Deutschland verlassen können; seine Werke werden aus den Museen entfernt und als "entartete Kunst" diffamiert werden. [KA/EH]
125001046
George Grosz
Liebespaar, 1924.
Aquarell, Tuschfeder und Tinte
Schätzpreis: € 180.000 - 250.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Hauptsitz
Joseph-Wild-Str. 18
81829 München
Tel.: +49 (0)89 55 244-0
Fax: +49 (0)89 55 244-177
info@kettererkunst.de
Louisa von Saucken / Undine Schleifer
Holstenwall 5
20355 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 37 49 61-0
Fax: +49 (0)40 37 49 61-66
infohamburg@kettererkunst.de
Dr. Simone Wiechers
Fasanenstr. 70
10719 Berlin
Tel.: +49 (0)30 88 67 53-63
Fax: +49 (0)30 88 67 56-43
infoberlin@kettererkunst.de
Cordula Lichtenberg
Gertrudenstraße 24-28
50667 Köln
Tel.: +49 (0)221 510 908-15
infokoeln@kettererkunst.de
Hessen
Rheinland-Pfalz
Miriam Heß
Tel.: +49 (0)62 21 58 80-038
Fax: +49 (0)62 21 58 80-595
infoheidelberg@kettererkunst.de
Nico Kassel, M.A.
Tel.: +49 (0)89 55244-164
Mobil: +49 (0)171 8618661
n.kassel@kettererkunst.de
Wir informieren Sie rechtzeitig.



