Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München button next Lot 125001252

 

125001252
Piero Dorazio
Grünewahn, 1968.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 180.000 - 250.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Grünewahn. 1968.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert, datiert, betitelt und bezeichnet "Berlin". Verso auf der Leinwand zudem mit zwei Herzen und einer persönlichen Widmung an die ehemaligen Eigentümer bezeichnet. Innerhalb des linken Herzens signiert "Piero Dorazio", datiert "15. Oktober 1968". 180 x 140 cm (70,8 x 55,1 in).

• Großformatige Arbeit aus den späten 1960er Jahren.
• Mit sich in Schichten überlagernden, kräftig-bunten Streifen und Bändern erhebt Dorazio Farbe, Licht und rhythmische Strukturen zu den Protagonisten seiner Malerei.
• Im Entstehungsjahr verbringt Dorazio auf Einladung des Künstlerprogramms des DAAD ein halbes Jahr in Berlin.
• Seit 1968 Teil derselben deutschen Privatsammlung.
• Mit einer vergleichbaren Arbeit ist Dorazio 1965 neben Morris Louis, Kenneth Noland, Bridget Riley, Frank Stella u. a. in der legendären Ausstellung "The Responsive Eye" im Museum of Modern Art, New York, vertreten
.

PROVENIENZ: Galerie Springer, Berlin.
Privatsammlung Süddeutschland (1968 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Piero Dorazio, Haus am Waldsee, Berlin, 14.2.-30.3.1969, Kat.-Nr. 69 (mit abweichendem Titel "Grünewahl" und abweichenden Maßen).


"Ich glaube, daß man sich weder bildlich noch gedanklich den gesamten Zusammenhang zwischen Mensch und Raum ohne Farbe vorstellen kann – aber man kann es durch Malerei."

Piero Dorazio, 1962, in: Ausst.-Kat. Galerie Im Erker, St. Gallen 1966, o. S.

1968 arbeitet Piero Dorazio in Berlin mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Berlin-West. Im folgenden Jahr werden seine Arbeiten im Haus am Waldsee ausgestellt. Er ist damals schon 41 Jahre alt und ein international angesehener Künstler. In den 1950er Jahren lebt er eine Zeit lang in den USA, lernt dort Künstler des Abstrakten Expressionismus und die Farbfeldmalerei Marc Rothkos kennen. Ab 1959 lehrt er u. a. an der University of Pennsylvania. 1959 und 1964 ist er auf der documenta in Kassel vertreten. Ursprünglich war Piero Dorazio von den italienischen Futuristen beeindruckt und beeinflusst. Doch distanziert er sich aufgrund seiner grundlegend konträren politischen Einstellung von dieser Gruppierung und sucht nach dem Zweiten Weltkrieg nach anderen Wegen, eine zeitgemäße Erneuerung der Kunst zu schaffen. Bei seinen Überlegungen setzt er sich kritisch mit den kunsthistorischen Entwicklungen seit dem Impressionismus auseinander. Seinen künstlerischen Weg findet er in einem System des Verwebens der Primärfarben miteinander, denn "Farbe ist ein fundamentaler Raumwert und ein fundamentaler Wert in der Sprache der Malerei" (Dorazio, in: Ausst.-Kat. Galerie Im Erker, 1966, o. S.).

Der Berlin-Aufenthalt führt Piero Dorazio "zu einer besonders fruchtbaren Schaffensperiode" (Thomas Kempas, Peter Nestler, Vorwort zur Ausst. im Haus am Waldsee 1969). Während des halbjährigen Stipendiums entwickelt Piero Dorazio seine charakteristischen Kompositionen aus sich überlagernden Farbbändern, Gittern und Balkensystemen zu einer Reihe neuer malerischer Variationen weiter. Diese Berliner Arbeiten markieren eine Phase intensiver formaler Forschung, in der Dorazio die Grenzen zwischen Farbe, Licht und Raum neu auslotet und seiner abstrakten Bildsprache eine besonders fließende, architektonisch gedachte Struktur verleiht.

Der verso auf der Leinwand genannte Titel "Grünewahn" lässt einen großen Assoziationsspielraum. Das Jahr 1968 steht bis heute für die Zeit der Studentenrevolution in verschiedenen europäischen Ländern, für die Niederschlagung des Prager Frühlings und die weltweiten Vietnamproteste. Die Stipendiaten des DAAD lebten im von der Mauer umgebenen West-Berlin in einem Umfeld, das zwischen konservativem Bürgertum und einer höchst aktiven, linken Studentenszene oszillierte. Im einleitenden Text zur Ausstellung "Piero Dorazio" im Haus am Waldsee 1969 heißt es: "Die meisten der bildenden Künstler [...] waren von der Vielfalt der künstlerischen Produktivität, den Spannungen im sozialen und politischen Gefüge der gastgebenden Stadt beeindruckt." Es kann mit Sicherheit gesagt werden, dass dies auch für Piero Dorazio zutrifft, der ein sehr politisch denkender Künstler war. Er wohnte im Oberhardter Weg in Grunewald, einem Stadtteil nahe des gleichnamigen Waldgebiets. "Grünewahn" kann als Verquickung von "Wahnsinn" mit dem etymologischen Ursprung "Grüne" für "Grune" gelesen werden. Vielleicht hat er die großen Diskrepanzen, die diese geteilte Stadt im Jahr 1968 aushalten musste, in diesem Gemälde farbkräftig und dynamisch zum Ausdruck gebracht. [CH/EH]



125001252
Piero Dorazio
Grünewahn, 1968.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 180.000 - 250.000
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