Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München button next Lot 125000821

 

125000821
Günther Uecker
Anvers, 1962.
Objekt. Nägel und weiße Farbe auf Leinwand, auf...
Schätzpreis: € 300.000 - 400.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Günther Uecker
1930 - 2025

Anvers. 1962.
Objekt. Nägel und weiße Farbe auf Leinwand, auf Holz (Triptychon).
Verso jeweils signiert, datiert und betitelt sowie nummeriert "1" bis "3" und mit Richtungspfeilen. Zwei Leinwände verso zudem bezeichnet "Triptichon [sic]". Jeweils ca. 35 x 35 x 9 cm (13,7 x 13,7 x 3,5 in). [KA/JS].

• Singulär und wegweisend: ikonisches Triptychon aus der besten "ZERO"-Zeit.
• 1962 – radikaler Neuanfang der europäischen Avantgarde: Uecker, Manzoni und Fontana sind Teilnehmer der legendären Ausstellung "Nul 62" im Stedelijk Museum, Amsterdam.
• "Anvers": sinnlich-auratische Inszenierung der avantgardistischen Negation klassischer Malerei.
• Fazination Licht: Meisterlich verwandelt Uecker die Härte von Material und Ausführung in eine fesselnde Ästhetik von sinnlicher Poesie.
• Seit fast 60 Jahren Teil einer deutschen Privatsammlung.
• Vergleichbare Arbeiten der "ZERO"-Zeit befinden sich in namhaften internationalen Sammlungen, wie u. a. der Tate Modern, London, und dem Museum of Modern Art, New York
.

PROVENIENZ: Onnasch Galerie, Berlin (direkt vom Künstler).
Privatsammlung Baden-Württemberg (1968 vom Vorgenannten erworben, vermittelt durch Fey und Nothelfer Galerie, Berlin).

AUSSTELLUNG: Württembergischer Kunstverein, Kunstgebäude Stuttgart, o. J. (verso mit dem Ausstellungsetikett).

"ZERO"-Manifest, 1965

"Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. [...] Zero ist weiss [...]." Mit diesen Worten beschreiben Günther Uecker, Heinz Mack und Otto Piene in ihrem 1963 verfassten "ZERO"-Manifest ihren radikalen künstlerischen Neuanfang. Bereits 1958 von Mack und Piene in Düsseldorf gegründet, tritt Uecker 1961 der avantgardistischen Künstlergruppe bei und gilt heute als einer ihrer prominentesten Vertreter. Es ist die Zeit nach den unvorstellbaren Schrecken des Zweiten Weltkrieges, der Moment, in dem Deutschland begonnen hatte, sich wieder aus den Trümmern zu befreien und seiner historischen Schuld zu stellen. In diesem einschneidenden Moment propagiert diese junge deutsche, avantgardistische Künstlergruppe auch ästhetisch einen radikal gereinigten, künstlerischen Neuanfang. Besonders Ueckers revolutionäres Schaffen setzt hier ein klares und bis heute unverwechselbares Zeichen: weiß, dreidimensional und kraftvoll genagelt, bringt Uecker in seinen frühen, Anfang der 1960er Jahre entstehenden Nagelbildern ein vollkommen neuartiges Bilderlebnis hervor. Allein das Licht und der sich je nach Betrachterstandpunkt verlagernde Schattenwurf der Nagelhälse schafft ein interaktives ästhetisches Bilderlebnis, das von der Wand in den Raum ausgreift und eine äußerst sinnliche Verbindung von Kunst und Raum erreicht. Eine künstlerische Intention, die zeitgleich in Europa von verschiedenen avantgardistischen Künstlern vorrangig in Deutschland, Italien und den Niederlanden verfolgt wird: Manzonis die Begrenzungen der Leinwand in den Raum weitende "Achromes" und Lucio Fontanas berühmte, die Leinwandfläche zerstörende "Concetti spaziali" gehören heute zu den wohl bekanntesten Positionen dieser ästhetisch reduzierten avantgardistischen Strömung. Auch sie sprengen – wie Ueckers berühmte Nagelbilder – die Grenzen des klassischen Tafelbildes auf. 1962, im Entstehungsjahr der vorliegenden Arbeit, werden Ueckers Nagelbilder unter anderem gemeinsam mit Arbeiten Fontanas und Manzonis in der diesem radikalen Neuanfang der europäischen Avantgarde gewidmeten Ausstellung "Nul 62" im Stedelijk Museum, Amsterdam, präsentiert. Uecker kommt frisch von der Düsseldorfer Akademie und ist um die Dreißig, als er seine ersten Nagelbilder und Nagelobjekte schafft, die von da an zum internationalen Markenzeichen seines Œuvres werden. Früh, charakteristisch und absolut außergewöhnlich zugleich ist die dreiteilige Arbeit "Anvers": Zu Beginn von Ueckers "ZERO"-Zeit geschaffen, tritt uns die raumgreifende Präsenz von "Anvers" wie die ideale Verkörperung dieses radikal-avantgardistischen künstlerischen Neuanfangs gegenüber. Mit "Anvers" ist Uecker etwas Besonderes gelungen. Denn obwohl die Arbeit technisch wie ästhetisch eine mutige Negation klassischer Malerei ist, liegt ihre besondere Faszination und geradezu meditative Aura in ihrer innerhalb von Ueckers Schaffen singulären Dreiteiligkeit begründet, welche wiederum formal auf die Tradition des mittelalterlichen Altarretabels verweist. Antwerpen (franz. "Anvers"), die Stadt in der Uecker zu dieser Zeit ein Atelier hatte, war im 15. und 16. Jahrhundert mit mehreren Meisterwerkstätten ein bedeutendes Zentrum mittelalterlicher Altarkunst. Auch das große Talent Peter Paul Rubens ging daraus hervor, der in Antwerpen unter anderem bei Otto van Veen in die Lehre gegangen war. Durch den Titel "Anvers" und die Dreiteiligkeit ist Uecker ein gekonnter Verweis auf die kunsthistorische Tradition gelungen, die bis ins Mittelalter zurückreichenden Wurzeln der abendländischen Malerei, die es mit "ZERO" kraftvoll zu überwinden gilt. Die Tradition ist präsent, auch wenn Uecker sie in dieser frühen und herausragenden "ZERO"-Schöpfung gleichsam mit einem ästhetischen Paukenschlag hinter sich lässt. "Anvers" ist aufgrund seiner Dreiteiligkeit ein eindrucksvoller Solitär in Ueckers Schaffen, und doch ist dieses Werk aufgrund des seriellen Arbeitens in gleichbleibendem Format auch in entscheidender Weise wegweisend, da Ueckers international gefeierte Nagelfelder fortan regelmäßig in formatgleichen Werkreihen entstehen. So etwa auch die zwei Jahre nach "Anvers" entstandene, zehnteilige Werkgruppe der "Weißen Felder" (1964, jeweils 87 x 87 x 6,5 cm), von denen eine Arbeit heute zur Sammlung des Museum of Modern Art, New York, gehört. [JS]



125000821
Günther Uecker
Anvers, 1962.
Objekt. Nägel und weiße Farbe auf Leinwand, auf...
Schätzpreis: € 300.000 - 400.000
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