Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München button next Lot 125000957

 

125000957
Lyonel Feininger
Marine nach Holzschnitt, 1933.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 250.000 - 350.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Marine nach Holzschnitt. 1933.
Öl auf Leinwand.
Signiert oben links. Verso auf dem Keilrahmen bezeichnet "Lyonel Feininger 1933". 36,5 x 39,5 cm (14,3 x 15,5 in).


• Direkt aus dem Nachlass von T. Lux Feininger, Sohn des Künstlers.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Lyonel Feininger ist der Erfinder des modernen Seestücks: konzentrierte Form, extrem stark im farblichen Ausdruck.
• Rückgriff auf ein Holzschnitt-Motiv auf einem Brief an seine Galeristin und Förderin Galka Scheyer.
• Ein vergleichbares Gemälde befindet sich in der Sammlung des Centre Pompidou in Paris, das Feininger einst seinem Freund Wassily Kandinsky schenkte
.

Achim Moeller, Direktor des Lyonel Feininger Project, New York - Berlin, hat die Echtheit dieses Werkes, das im Archiv des Lyonel Feininger Project unter der Nummer registriert ist, bestätigt. Das Gemälde ist in Lyonel Feininger: The Catalogue Raisonné of Paintings von Achim Moeller unter der Nummer aufgeführt. Ein Zertifikat liegt der Arbeit bei.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers, New York.
Theodore Lux (T. Lux) Feininger, Cambridge (MA) (durch Erbschaft).
Nachlass T. Lux Feininger, Cambridge (MA) (durch Erbschaft).

AUSSTELLUNG: Lyonel Feininger. Marlborough-Gerson Gallery Inc., New York, 1.4.-1.6.1969, Kat.-Nr. 42 m. Abb. S. 60 (auf dem Keilrahmen mit einem Etikett).
Lyonel Feininger: Retrospective in Japan, Yokosuka Museum of Art, Yokosuka, 2.8.-5.10.2008; Aichi Prefectural Museum of Art, Higashisakura, 17.10.-23.12.2008; Miyagi Museum of Art, Sendai, 10.1.-1.3.2009, Kat.-Nr. 115 (m. Farbabb.).

LITERATUR: Achim Moeller, “Marine (nach Holzschnitt) / Marine (after Woodblock), 1933, (Moeller 371)”, in: Lyonel Feininger: The Catalogue Raisonné of Paintings, http://feiningerproject.org/ (aufgerufen am 8.10.2025).
Hans Hess, Lyonel Feininger. Mit einem Œuvre-Katalog von Julia Feininger, Stuttgart 1959, WVZ-Nr. 355 (m. SW-Abb.) (hier Maße abweichend mit 48,8 x 50,8 cm angegeben).
- -
Florens Deuchler, Lyonel Feininger. Sein Weg zum Bauhaus-Meister, Leipzig 1996, S. 165.
Andrea Fromm (Hrsg.), Feininger und das Bauhaus. Weimar, Dessau, New York, Hamburg 2009, S. 186.
Kunsthalle Nürnberg und Albrecht Dürer Gesellschaft (Hrsg.), Lyonel Feininger. Städte und Küsten: Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik, Marburg 1992, S. 266 (hier betitelt "Marine").
Laura Muir, Lyonel Feininger: Fotografien 1928-1939, Ostfildern 2011, S. 49.
Hans Schulz-Vanselow, Lyonel Feininger und Pommern, Kiel 1999, S. 234.

Feininger – Ein Bauhaus-Meister im Schatten des politischen Umbruchs
Die Jahre des Bauhauses markieren für Lyonel Feininger eine entscheidende Phase künstlerischer Neuorientierung. Schon 1919 von Walter Gropius als einer der ersten Meister an das Staatliche Bauhaus nach Weimar berufen, übernimmt Feininger die Leitung der grafischen Werkstätten und setzt mit dem Titelholzschnitt für das Bauhaus-Manifest einen bis heute ikonischen Akzent. Auch nach dem Umzug der Schule nach Dessau 1925 bleibt er der Institution verbunden, lebt mit seiner Frau Julia im von Gropius entworfenen Meisterhaus, zieht sich jedoch zunehmend von Lehrverpflichtungen zurück, um sich seiner Malerei zu widmen.

Die Jahre in Dessau bringen Hauptwerke wie "Vogelwolke" (1926) und "Gelmeroda XII" (1929) hervor – kristalline Architekturlandschaften, deren facettierte Flächen eine unvergleichliche Synthese von Abstraktion und Realität entfalten. Doch das Jahr 1933 markiert einen Bruch. Mit der politischen Machtübernahme der Nationalsozialisten verschärft sich der Druck auf das Bauhaus und seine Angehörigen. Nach der Schließung der Schule im Jahr 1932 verlassen Lyonel und Julia Feininger im März 1933 Dessau und ziehen nach Berlin. Unter den Repressionen der neuen Machthaber wird ein künstlerisches Arbeiten zunehmend unmöglich; Feininger, seit Geburt amerikanischer Staatsbürger, bereitet schließlich die Rückkehr in die Vereinigten Staaten vor, die 1937 Realität werden soll.

Vom Holzschnitt zur Malerei
In dieser Übergangszeit, zwischen Abschied und Neubeginn, entstehen Arbeiten von besonderer Eigenart, zu denen auch "Marine nach Holzschnitt" zählt. Das Gemälde knüpft unmittelbar an Feiningers intensive Auseinandersetzung mit der Druckgrafik nach dem Ersten Weltkrieg an. Zwischen 1918 und 1920 schuf er über 150 Holzschnitte und begründete damit seinen Rang als einer der bedeutendsten Protagonisten der modernen Druckgrafik. Schon früh versuchte er, die spezifische Sprache des Holzschnitts – die harte Linearität, die scharf voneinander abgegrenzten Farb- und Formfelder – in die Malerei zu übertragen. Werke wie "The Privateers" (1920) oder "Marine" (1924, Centre Pompidou, Paris) belegen diese Bemühungen.

Mit "Marine nach Holzschnitt" aus dem Jahr 1933 greift Feininger explizit auf seine grafischen Vorbilder zurück. Der Komposition liegt der Holzschnitt "Ships and Sun 3" von 1918 (Prasse W 69) zugrunde, den er sogar als Briefkopf in seiner Korrespondenz mit Galka Scheyer verwendet. In der Gemäldefassung verleiht er dem Motiv jedoch eine neue Strahlkraft: Ein Segelschiff mit eingeholten Segeln und ein Beiboot liegen beinahe statisch im Zentrum des Bildes, eingefasst von blockhaften Flächen in tiefem Dunkelblau und kräftigem Orange. Während der Holzschnitt in Schwarz-Weiß gearbeitet ist und die Farbe durch den Druck auf gelblichem Papier erhält, transformiert Feininger hier das grafische Prinzip in ein farbintensives Bildgefüge, das dem vermeintlich schlichten Motiv eine unerwartete Ausdruckskraft verleiht.

Poetische Bildvisionen im Angesicht der Krise
Hans Hess, einer der ersten großen Interpreten von Feiningers Werk, sieht in diesen Gemälden der frühen 1930er Jahre eine künstlerische Antwort auf die bedrückende politische Gegenwart. In seiner Monografie von 1959 schreibt er: "In ihnen wird das Ding, ein Spielzeug-Boot auf einer Märchensee, als unbekanntes Objekt betrachtet. Die Wirklichkeit des Gegenstandes in seiner Einsamkeit wird zugleich verneint, das Schiff war nur ein Spielzeug, das ganze ein Traum, voll kindlicher Magie." Damit deutet Hess das Werk als Reflexion zwischen Erinnerung und Transzendenz – zwischen den harten Realitäten der Zeit und einer inneren Welt poetischer Bildvisionen.

Feiningers "Marine nach Holzschnitt" ist ein Werk der Schwelle. Bereits im leuchtenden, fast sphärischen Sonnenlicht kündigt sich ein Aufbruch ins Ungewisse an – ein Bildmotiv, das sich 1937 im tatsächlichen Lebensweg des Künstlers erfüllt, als er mit seiner Frau in die USA übersiedelt. Dort muss er sich, trotz seiner Herkunft, in der alten und zugleich neuen Heimat behaupten, kann jedoch dank seiner engen Beziehung zu Galka Scheyer und ihrer Vermittlung der "Blue Four" rasch an frühere Ausstellungserfolge anknüpfen.

Brücke zwischen den Welten
Dass "Marine nach Holzschnitt" die Familie des Künstlers nie verlassen hat, unterstreicht seine besondere Stellung innerhalb des Œuvres. Es ist nicht nur ein Zeugnis von Feiningers unerschöpflicher Erfindungsgabe im Umgang mit unterschiedlichen Techniken, sondern auch eine malerische Brücke zwischen den Welten: zwischen den Jahren des Bauhauses und dem Neubeginn in Amerika, zwischen grafischer Strenge und farbiger Leuchtkraft, zwischen biografischer Krise und künstlerischer Selbstbehauptung.
Als gemalter Holzschnitt fasst das Werk die zentralen Themen Feiningers in exemplarischer Weise zusammen: die Faszination für Schiffe und Seefahrt, die er zeitlebens als Sinnbilder für Bewegung, Aufbruch und Freiheit verstand; die Transformation druckgrafischer Prinzipien in die Malerei und nicht zuletzt die Fähigkeit, in einer Zeit tiefster politischer Dunkelheit eine Bildsprache von leuchtender, fast träumerischer Intensität zu finden, leben hier wieder auf. 1941 greift er das Motiv noch einmal auf in dem Gemälde "Peaceful Navigation" (Moeller 432, Hess ).

"Marine nach Holzschnitt" vereint mit poetischer Kraft zugleich Phasen des Rückblicks und den Aufbruch ins Leben im bevorzugten Schiffsmotiv von Lyonel Feininger. [EH]



125000957
Lyonel Feininger
Marine nach Holzschnitt, 1933.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 250.000 - 350.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.

 


München
Hauptsitz
Joseph-Wild-Str. 18
81829 München
Tel.: +49 (0)89 55 244-0
Fax: +49 (0)89 55 244-177
info@kettererkunst.de
Hamburg
Louisa von Saucken / Undine Schleifer
Holstenwall 5
20355 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 37 49 61-0
Fax: +49 (0)40 37 49 61-66
infohamburg@kettererkunst.de
Berlin
Dr. Simone Wiechers
Fasanenstr. 70
10719 Berlin
Tel.: +49 (0)30 88 67 53-63
Fax: +49 (0)30 88 67 56-43
infoberlin@kettererkunst.de
Köln
Cordula Lichtenberg
Gertrudenstraße 24-28
50667 Köln
Tel.: +49 (0)221 510 908-15
infokoeln@kettererkunst.de
Baden-Württemberg
Hessen
Rheinland-Pfalz

Miriam Heß
Tel.: +49 (0)62 21 58 80-038
Fax: +49 (0)62 21 58 80-595
infoheidelberg@kettererkunst.de
Norddeutschland
Nico Kassel, M.A.
Tel.: +49 (0)89 55244-164
Mobil: +49 (0)171 8618661
n.kassel@kettererkunst.de
Keine Auktion mehr verpassen!
Wir informieren Sie rechtzeitig.

 
Jetzt zum Newsletter anmelden >

© 2025 Ketterer Kunst GmbH & Co. KG Datenschutz Impressum Barrierefreiheit