Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München button next Lot 125001210

 

125001210
Pablo Picasso
La femme au tambourin, 1939.
Aquatintaradierung und Schabeisen
Schätzpreis: € 450.000 - 650.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
La femme au tambourin. 1939.
Aquatintaradierung und Schabeisen.
Signiert und nummiert "30/30". Aus einer Auflage von 30 Exemplaren. Auf Velin von Arches (mit Wasserzeichen). 66,4 x 51,1 cm (26,1 x 20,1 in). Papier: 76 x 56,5 cm (29,9 x 22,2 in).
Herausgegeben von der Galerie Louise Leiris, Paris 1943.

• Stark, malerisch und im großen Format: qualitativ herausragendes Beispiel von Picassos zeichnerischer und druckgraphischer Meisterschaft.
• "La femme au tambourin" (1939) zählt neben "La femme qui pleure" (1937) zu den bedeutendsten druckgraphischen Einzelblättern des Künstlers.
• Beste Schaffenzeit: nach dem berühmtem Gemälde "Guernica" (1937), das die emotionale Durchdringung menschlicher Körperlichkeit auf die Spitze treibt.
• Kunst und Eros: Fesselndes Zeugins der rauschhaft-zerstörerischen Liebe zwischen Picasso und seiner jungen Muse Dora Maar.
• Rarität: Abzüge dieser seltenen Radierung befinden sich heute zum Großteil in internationalem Museumsbesitz, u.a. im Museum of Modern Art, New York, und der Fondation Beyeler, Riehen/Basel.
• Beste Provenienz: vormals Teil der Sammlungen von Georges Bloch und Marina Picasso, Enkelin des Künstlers
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PROVENIENZ: Sammlung Georges Bloch (1901-1984), Autor des ersten Druckgrafik Werkverzeichnisses (direkt vom Künstler, bis vor 1983, verso mit dem Sammlerstempel).
Sammlung Marina Picasso, Enkelin des Künstlers (vor 1983/84 - nach 1987).
Jan Krugier Gallery, New York (nach 1987, auf der Rahmenrückwand mit dem ausgeschnittenen Galerieetikett).
Privatsammlung USA (wohl vom Vorgenannten erworben, bis 1998, Christie's, New York).
Privatsammlung Süddeutschland (1998 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Brigitte Baer, Picasso the printmaker: Graphics from the Marina Picasso Collection, Dallas Museum of Art, 11.9.-30.10.1983, The Brooklyn Museum, 23.11.1983-8.1.1984, The Detroit Indtitute of Arts, 31.1.-25.3.1984, The Denver Art Museum, 7.4.-30.5.1984, Kat.-Nr. 71, S. 115 (m. Abb, das vorliegende Exemplar).

LITERATUR: Brigitte Baer, Picasso Peintre-Graveur, Bd. III, Bern 1986, WVZ-Nr. 646 V B a, S. 156-161 (m. Abb. S. 161, ein anderes Exemplar).
Georges Bloch, Pablo Picasso, Catalogue de l'oeuvre gravé et lithographié 1904-1967, Bern 1968, WVZ-Nr. 310, S. 92 (m. Abb., ein anderes Exemplar).
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Christie`s, Nineteenth and twentieth century prints, New York, 28. April 1998, Kat.-Nr. 414 (m. Abb., das vorliegende Exemplar).

""Sie ist eine Vision, die den Geist einer Mänade in einer sinnlichen, flatternden Bewegung verkörpert. [..] Auch in technischer Hinsicht ist der Druck ein Meisterwerk. Zum einen durch die Sparsamkeit seiner Mittel und zum anderen durch die Lösung aller technischen Schwierigkeiten, die mit der gleichmäßigen Körnung und Ätzung einer so großen Platte verbunden sind [..]."
Brigitte Baer,

„Für mich ist sie [Dora Maar] die weinende Frau [..]. Jahrelang habe ich sie in gequälten Formen gemalt, nicht aus Sadismus und auch nicht aus Vergnügen, sondern nur, weil ich einer Vision gehorchte [..].“
Pablo Picasso, zitiert nach Francoise Gilot, Life with Picasso, New York, 1964, S. 122.

Dora Maar, Picassos berühmteste Muse, war jung, schön, intelligent, sinnlich, selbstbewusst und verletzlich. Die rauschhafte und zugleich zerstörerische Beziehung hat Picasso emotional wie auch künstlerisch ans Äußerste geführt. 1935 lernt Picasso die 25 Jahre jüngere Künstlerin und Fotografin Dora Maar im Café des Deux Magots in Paris kennen, die bald darauf zu seiner Geliebten wird. Offiziell ist Picasso zu diesem Zeitpunkt noch mit Olga verheiratet und seine bisherige Geliebte Marie-Therese Walter bringt im gleichen Jahr die gemeinsame Tochter Maya zur Welt. Aber die verhängnisvolle Affäre die Picasso nun zudem mit Dora Maar beginnt, sollte als eines der bedeutendsten Kapitel in die Kunstgeschichte der Moderne eingehen, denn die Rauschhaftigkeit und der Schmerz dieser Beziehung, die über viele Jahre als eine emotional aufgeladene Dreiecksbeziehung zusammen mit Picassos füheren Geliebten Marie-Therese Walter gelebt wird, hat künstlerisch Bedeutendes hervorgebracht. In dieser Zeit sind seine gewaltigsten und emotional aufgeladensten Schöpfungen entstanden, die weiblichen Figurenbildnisse und Porträts zu denen Dora Maar den Künstler inspiriert oder für die sie ihm Modell gesessen hat.
Zwar ist es von Beginn an der weibliche Akt und die menschliche Physiognomie, die Picasso fesselt und die er bald kubistisch zergliedert zu seinem künstlerischen Markenzeichen macht. In den Jahren mit Dora Maar aber, die zugleich die schmerzvollen Jahre des Spanischen Bürgerkrieges und des zweiten Weltkrieges sind, wird nicht nur die kubistische Zergliederung der vorangegangen Jahre von Picasso auf die Spitze getrieben, sondern darüber hinaus eine tiefe emotionale Durchdringung der menschlichen Physiognomie erreicht, die in der Intensität ihres Ausdruckes bis heute unvergleichlich ist. Erst Künstler wie Francis Bacon oder Maria Lassnig ist es schließlich in der zweiten Jahrhunderthälfte gelungen, die von Picasso aus der kubistischen Zergliederung der Figur entwickelte psychologisierende Deformierung des Menschlichen künstlerisch fortzuführen.
Neben den tiefen Emotionen, die Picasso in jenen die menschliche Kontur überwindenden Darstellungen seiner Geliebten zum Ausdruck bringt, ist in diesem Kontext natürlich auch Picassos berühmtes antifaschistisches Kriegsbild „La Guernica“(1937, Museo Reina Sofia, Madrid) zu nennen, welches ebenso von Dora Maar inspiriert das menschliche Empfinden von Schmerz und Leid fesselnd auf den Malgrund bannt. Da sind etwa die verdrehten Physiognomien der schreiende Mutter mit dem toten Kind, der brennenden und der fliehenden Frau, die uns bis heute unweigerlich in ihren Bann ziehen. In direktem Zusammenhang von „La Guernica“ entsteht auch Picassos berühmte Porträtserie der weinenden Frau „La femme que pleure“ nach dem Modell Dora Maars, dessen bekannteste Gemäldeversionen sich heute in der Sammlung der Tate Modern, London, und der Sammlung Beyeler, Riehen, befinden. Die motiv- und titelgleiche Kaltnadelradierung, die Picasso ebenfalls 1937 in technischer Perfektion ausgeführt hat, zählt heute neben der vorliegenden Arbeit „La femme au tambourin“ zu den bedeutendsten druckgraphischen Einzelblättern des Künstlers. Es überrascht also nicht, dass sich von diesen beiden, qualitativ herausragenden Schöpfungen heute u.a. Abzüge in den Sammlungen des Museum of Modern Art, New York, und und der Fondation Beyeler, Riehen/Basel, befinden.
Während Dora Maar in Picassos geradezu verstörendem Porträt „La femme que pleure“, als die verzweifelt weinende Frau inszeniert wird, als die er seine empfindsame und von ihm vielfach scherzvoll enttäuschte Geliebte auch gesehen hat, stellt er uns Dora Maar in „La femme au tambourin“ in all ihrer Sinnlichkeit und Erotik gegenüber. Sie ist die ihre erotischen Reize offensiv darbietende Bacchantin, die nach der antiken Mythologie tanzende und musizierende Begleiterin eines Gelages in dessen Zentrum Bacchus der Gott des Rausches und der Ekstase steht. Es ist unter anderem Bacchus in dem der liebessüchtige Künstler neben Pan und Minotaurus sein antikes Alter-Ego gefunden hat, weshalb wir in „La femme au tambourin“ zu den intimen Zeugen jenes rauschhaft-fesselnden Liebestanzes zwischen Picasso und Dora Maar werden. Es sind die großen Augen und Lippen, das fliegende Haar, die Brüste und das runde Gesäß, das Picasso hier in tanzenden Formen und technisch meisterlich vor dem tief schwarzen Grund der Aquatinta in Szene setzt. Das Bewegungsmotiv erinnert formal an Umberto Boccions bekannte futuristische Bronze „Forme uniche della continuità nello spazio“ (1913, Museum of Modern Art, New York), das Picasso in „La femme au tambourin“ eindrucksvoll für seine avantgardistische Inszenierung des Weiblichen und der Erotik zu nutzen weiß. Picasso zeigt uns hier nicht die leidende Geliebte, als die Dora Maar ebenso in die Kunstgeschichte eingehen sollte, sondern die ihn fesselnde, selbstbewusst-rauschhafte Verführerin. [JS]



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