Auktion: 316 / Kunst nach 45 am 12.06.2007 in München Lot 410

 
Jörg Immendorff - Wiedervereinigungsadler. In Richtung bringend


410
Jörg Immendorff
Wiedervereinigungsadler. In Richtung bringend, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 114.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Wiedervereinigungsadler. In Richtung bringend. 1989.
Bronze mit dunkelgrauer oxidierter Patina.
Hinten rechts auf der Standfläche des Adlers mit der gegossenen Signatur, der gestempelten Datierung und Nummerierung sowie dem Gießerstempel "Kayser [...] Düsseldorf". Exemplar 1/6. Gesamthöhe: 166 cm (65,4 in). Sockelhöhe: 100 cm (39,3 in) cm ( in)

Wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Skulpturen, Verlagsgruppe Geuer & Breckner Düsseldorf, aufgenommen

PROVENIENZ: Direkt vom Künstler erworben.

Immendorff studiert 1963/64 an der Düsseldorfer Kunstakademie zunächst Bühnenkunst und wechselt dann in die Klasse von Joseph Beuys. Angeregt durch seinen Lehrer verfasst er mehrere Manifeste und initiiert diverse künstlerische und politische Aktionen. Am bekanntesten wird das "Lidl"-Projekt 1968-70 - Kunstaktionen, Happenings und Debattenrunden, die dem politischen Flügel der Fluxus-Bewegung zuzuordnen sind. 1977 wendet sich Immendorf, beeinflusst vor allem durch die Werke Renato Guttusos, verstärkt der Malerei zu. Mit der politisch und gesellschaftskritisch engagierten Bildserie "Café Deutschland" gelingt ihm der internationale Durchbruch. Daneben ist er auch im Bereich Kunstpädagogik tätig und unterrichtet 1971-80 als Kunsterzieher an der Lindemann-Hauptschule in Düsseldorf. In den 1980er Jahren nimmt der Künstler mehrere Gastprofessuren an internationalen Universitäten an: 1981 an der Kunsthochschule in Stockholm, 1982 an der Akademie der bildenden Künste in Hamburg und der "Klasse F+F" in Zürich sowie 1984 an der Werkschule in Köln und der Akademie der Bildenden Künste in München.

Intensiv wie kaum ein Künstler seiner Generation setzt sich Immendorff mit dem Thema "Deutschland" auseinander. Schon in dem Zyklus "Café Deutschland" zeigt er die Ost-West-Problematik und nimmt die spätere Wiedervereinigung künstlerisch vorweg. Das Motiv des Adlers, Wappentier der Bundesrepublik, taucht an prominenter Stelle erstmals 1982 an der Großskulptur "Naht (Brandenburger Tor-Weltfrage)" auf. Seitdem reibt sich Immendorff immer wieder am Symbolgehalt des Adlers, malt sich gar in einem Selbstporträt mit Adlerkostüm. Ironie schwingt auch bei der vorliegenden Bronze mit: Der betont heraldisch aufgefasste Adler ist für den monumentalen Sockel ein wenig zu klein, und sein prächtiges Federkleid wirkt wie ein übergeworfenes Kostüm. Schmückt er sich gar mit fremden Federn?

Seit den siebziger Jahren ist Immendorff auf wichtigen Ausstellungen vertreten. 1972 und 1982 nimmt er an der documenta in Kassel teil, 1976 an der Biennale von Venedig. 1983/84 ist er auf der großen Wanderausstellung "Expressions: New Art from Germany" vertreten, die u.a. in New York, Philadelphia, St. Louis, Oslo und Malmö gezeigt wird. 1997 sind seine wichtigsten Werke auf der Ausstellung "Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land" in Berlin zu sehen. Große Einzelausstellungen finden u.a. in New York, St. Petersburg, Peking, Köln und Chicago statt. [KR]

Zustand: In guter Erhaltung. Mit atelierbedingten Oxydationsspuren.




410
Jörg Immendorff
Wiedervereinigungsadler. In Richtung bringend, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 70.000
Ergebnis:
€ 114.000

(inkl. Käuferaufgeld)