Auktion: 330 / Modern Art / Kunst nach 45/ Seitenwege am 05.12.2007 in München Lot 418

 
Gerhard Richter - Sich Ankleidende


418
Gerhard Richter
Sich Ankleidende, 1960.
Öl
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 204.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Sich Ankleidende. 1960.
Öl auf Malpappe.
Rechts unten datiert "V. 60". 83,5 x 59 cm ( 32,8 x 23,2 in).
Dabei: Originalrahmen.

Mit einem Schreiben von Dr. Dietmar Elger, Staatliche Kunstsammlungen Dresden - Gerhard Richter Archiv, vom 24. April 2007

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (1961 erworben im Kunsthandel in Dresden).

Nach seinem Studium der Malerei in Dresden von 1952 bis 1957 und drei anschließenden Jahren als Meisterschüler der Akademie reist Richter in die Bundesrepublik aus. In dieser Zeit entstand ein umfangreiches Frühwerk, das lange Zeit als verschollen galt und von dem wohl nur wenige Werke erhalten geblieben sind.

Gerhard Richter führt ein eigenes Verzeichnis seiner Werke, das er im Jahr 1962 demonstrativ mit der Nummer "1" beginnen lässt. Im fruchtbaren Milieu der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er 1961 bis 1963 bei Karl Otto Götz studiert und wo die Freundschaft mit Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg - dem späteren Galeristen Konrad Fischer - ihren Ausgang nimmt, beginnt für den Maler die Erschaffung seiner künstlerischen Identität. Dennoch ist auch das in Dresden entstandene Werk von Interesse, da sich hier bereits Wesenszüge des Malers Richter ausprägen: Das Thema der "Sich Ankleidenden" weißt schon auf die späteren intimen Familienporträts hin. Die pastos aufgetragene Farbe, die innerhalb der strengen Komposition ein Eigenleben führt und wesentlich zum Bildausdruck beiträgt, wird in den abstrakten Kompositionen der späten 1970er Jahren zum bestimmenden Thema. Formal orientiert sich Richter in seiner ersten Studienzeit, den Möglichkeiten innerhalb der engen Kunstdoktrin der DDR folgend, unter anderem an Renato Guttuso, Pablo Picasso und Jean Dubuffet. Dubuffets art brut klingt in unserem Gemälde an. Richter gelingt es, dem Bild trotz des formal spröden und rauen Malstils mit Hilfe des gewählten Bildausschnitts eine Atmosphäre der Intimität zu verleihen. Diese Mischung aus Nähe und Distanz, dem scheinbar Vertrauten und dem Artifiziellen ist es, die an Gerhard Richter fasziniert und auch in unserem Bild bereits angelegt ist. Seit 2006 wird das Frühwerk in einem neuen Werkverzeichnis aufbereitet und man darf gewiss auf viele Entdeckungen gespannt sein.

Erste Einzelausstellungen finden 1964 in den Galerien Heiner Friedrich in München und Alfred Schmela in Düsseldorf statt. 1971 übernimmt er eine Professur an der Kunstakademie Düsseldorf, die er bis 1996 innehat. 1997 wird der Atlas, eine systematische Sammlung fotografischer Vorlagen und malerischer Skizzen, auf der documenta X in Kassel ausgestellt. Gerhard Richter zählt heute zu den international erfolgreichsten und bekanntesten Künstlern der Gegenwart, dessen Werke auf zahlreichen großen Ausstellungen ein breites Publikum finden. [KR]

Zustand: Guter Gesamteindruck. Ecken des Malkartons fachmännisch gefestigt und stabilisiert. Retuschierte Fehlstelle (ca. 2cm) im linken oberen Bereich. Kleinere Fehlstelle rechts neben dem Oberkörper. Leichtes Craquelé in den pastosen dunkelroten und schwarzen Partien.




418
Gerhard Richter
Sich Ankleidende, 1960.
Öl
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 204.000

(inkl. Käuferaufgeld)