Auktion: 369 / Kunst nach 45/ Zeitgenössische Kunst am 12.06.2010 in München Lot 203

 
Heinz Mack - Structure dynamique noire


203
Heinz Mack
Structure dynamique noire, 1962.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 73.200

(inkl. Käuferaufgeld)

Öl auf Leinwand
Verso signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen betitelt. 109,5 x 129 cm (43,1 x 50,7 in)

PROVENIENZ: Adler & Conkright Fine Art, New York (verso auf der Abdeckplatte mit zwei Klebeetiketten).
Haunch of Venison, New York (verso auf der Abdeckplatte mit Klebeetikett).
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Der unverbrauchte Blick. Kunst unserer Zeit in Berliner Sicht. Eine Ausstellung aus Privatsammlungen in Berlin, Martin Gropius Bau, Berlin 1987.

Der am 8. März 1931 im hessischen Lollar geborene Heinz Mack besucht 1950-1953 die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf und macht sein Staatsexamen in Kunst- und Werkerziehung. Parallel dazu studiert er in Köln Philosophie. Zusammen mit Otto Piene gründet Mack 1957 die avantgardistische Künstlergruppe "ZERO", mit der sein Name seither untrennbar verbunden ist. Anstelle von "Klassischen Kompositionen" stellt sie den Betrachter vor völlig neue und provozierende Aspekte: Licht, Bewegung, Raum, Zeit, Dynamik, Vibration und serielle Strukturen treten in den Vordergrund. Licht und Bewegung sind auch die zentralen Themen der nun entstehenden Kunstwerke, wie das "Sahara-Projekt", das Mack 1958 konzipiert und 1968/69 teilweise realisiert.

Die vorliegende Arbeit ist Bestandteil der Werkreihe "Dynamische Strukturen", die eine Zwischenstufe der Malerei zur Kinetik darstellt. Dabei will Mack der Formlosigkeit des Tachismus entgehen, aber ebenso klassische Kompositionsprinzipien vermeiden. Die breiten horizontalen Zonen werden von einer Vielzahl kleiner vertikaler Strukturelemente durchbrochen und erschaffen so eine bildeigene Bewegung. Diese vibrierenden Rhythmuskurven, die an Cardiogramme erinnern, unterliegen dem Prinzip des Zufalls. Zur Unterstreichung der strukturellen Dominanz wird das Farbspektrum, wie auch in unserer Arbeit, "ZERO"-typisch auf Schwarz-Weiß reduziert. "Ich gebe der Farbe eine Vibration, ich gebe der Farbe Struktur, oder: Ich gebe der Farbe ihre Form." (zit. nach: Anette Kuhn, Heinz Mack, in: Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, S. 6).

Für die documenta 3 in Kassel schafft Heinz Mack 1964 zusammen mit Piene und Uecker den "Licht-Raum", der sich heute im Kunstmuseum in Düsseldorf befindet. Neben den "Rotoren" bilden die "Lichtreliefs" eine weitere selbstständige Werkgruppe, die vor allem während der 1970er Jahre - nach Auflösung der "ZERO"-Bewegung - in Erscheinung tritt. In den 1980er Jahre erhält Mack zahlreiche Aufträge zur Gestaltung des öffentlichen Raums. So stellt er 1981 den "Jürgen-Ponto-Platz" in Frankfurt fertig, 1984 wird die "Columne pro caelo" vor dem Kölner Dom errichtet, 1989 konzipiert Mack den Platz der Deutschen Einheit in Düsseldorf. Inspiriert durch die Sonnenfarben seines Ateliers auf Ibiza widmet sich Mack ab 1991 wieder intensiv der Malerei, nennt seine Werke "Chromatische Konstellationen". Heinz Mack gilt als unermüdlicher Experimentator im Spektrum des Farblichts. Als Maler, Zeichner, Skulpturenkünstler und Keramiker, aber auch als Gestalter von Plätzen und Interieurs stellt er die ästhetischen Gesetze von Licht und Farbe, Struktur und Form in immer neue Dialoge. [SM].




203
Heinz Mack
Structure dynamique noire, 1962.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 73.200

(inkl. Käuferaufgeld)