Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 357

 

357
Ernst Ludwig Kirchner
Hockeyspieler, Um 1934.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 11.875

(inkl. Käuferaufgeld)
Hockeyspieler. Um 1934.
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Verso mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und der handschriftlichen Registriernummer "A Da/Bd 27". Auf kariertem Papier. 28 x 20,5 cm (11 x 8 in), Blattgröße.

Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach /Bern dokumentiert.

Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt, entscheidet er sich gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke". Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Gruppe um 1910, er wird "härter". 1911 übersiedelt Ernst Ludwig Kirchner nach Berlin. Die Großstadtbilder werden zu Inkunabeln des Expressionismus und machen Kirchner zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedeutet einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen Kirchner in existenzielle Angst. Um so bemerkenswerter ist seine künstlerische Produktion in dieser Zeit. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit. Daneben entsteht ein bedeutendes grafisches Werk in Form von Holzschnitten, Lithografien und Federzeichnungen.

Bei dem Blatt 'Hockeyspieler', das wohl um 1934 entstanden ist, handelt es sich um eine der Vorzeichnungen zum gleichnamigen Gemälde (vgl. Gordon 975). Kirchner hatte sich fast zehn Jahre lang mit Sportdarstellungen befasst. Eigentliches Anliegen war, die Bewegung menschlicher Körper optisch nachzuvollziehen, wie in den vielen Tanzszenen, die Kirchner nach einem Besuch in Mary Wigmans Schule in Dresden geschaffen hatte. Der Schwung der parallelen Linien, die hier die drei Spieler gleichsam einkreisen, bringt eine besondere Dynamik in die Komposition hinein. Wie Gordon anmerkt, greift Kirchner dabei auf einen flächenhaft bewegten Stil zurück, wie ihn die Nabis bereits über vierzig Jahre zuvor in den schwingenden Linienrhythmen verwirklichten. Doch er geht einen Schritt weiter. Sein klarer Ausdruck lässt alles Gefällige, das sich bei den Nabis oft einschleicht, zurück und wendet sich der sachlichen Darstellung zu. Die Sportbilder stellen einen eigenen und besonders reizvollen Komplex in Kirchners Gesamtschaffen dar.

1923 zieht Ernst Ludwig Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal, wo Kirchner bis zu seinem Freitod im Jahr 1938 lebt und arbeitet.




357
Ernst Ludwig Kirchner
Hockeyspieler, Um 1934.
Tuschfederzeichnung
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 11.875

(inkl. Käuferaufgeld)