Auktion: 374 / Moderne Kunst am 04.12.2010 in München Lot 23

 
Ernst Ludwig Kirchner - Schlittschuhläufer


23
Ernst Ludwig Kirchner
Schlittschuhläufer, 1931.
Lithografie
Schätzung:
€ 9.000
Ergebnis:
€ 10.625

(inkl. Käuferaufgeld)
Lithografie
Dube L 449. Verso mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570b) und der handschriftlichen Registriernummer "L Da/Bd 1 II". Auf leicht chamoisfarbenem Japan. 32,7 x 27,4 cm (12,8 x 10,7 in)Papier: 40,8 x 33,5 cm (16 x 13,1 in).
Dieses außergewöhnliche Blatt ist noch nie auf dem Auktionsmarkt angeboten worden (Quelle: artnet.com).

Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.

Nach dem Abschluss eines Architekturstudiums in Dresden, während dessen Ernst Ludwig Kirchner Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff kennenlernt und mit diesen bereits künstlerisch zusammenarbeitet, entscheidet sich Ernst Ludwig Kirchner gegen den Wunsch seines Vaters ganz für die Malerei. Der intensive Austausch der vier Freunde führt 1905 zur Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke". Die Künstler beginnen mit den "Viertelstundenakten", den Zeichnungen nach Aktmodellen im Atelier oder in der Natur. Die Gruppe orientiert sich zunächst an Künstlern des Spätimpressionismus. Die Entdeckung der Fauves, der Südsee-Kunst und van Goghs führt die Maler zum Expressionismus. Infolge der Begegnung mit der Kunst der italienischen Futuristen verändert sich der Malstil der Gruppe um 1910, er wird "härter". Ernst Ludwig Kirchner studiert die Plastik im Dresdner Völkerkundemuseum. Unter diesem Eindruck haut und schneidet er selbst Holzplastiken. 1911 übersiedelt er nach Berlin. Die Großstadt bietet ihm eine Fülle neuer Motive, die Kirchner in vereinfachten, scharf konturierten Formen, expressiven Zügen und grellen Farbkontrasten umsetzt. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die folgenden Jahre bedeuten einen Wendepunkt in Kirchners Leben. Die Kriegsereignisse und der Militärdienst stürzen ihn in existenzielle Angst, führen letztlich zu Krankheit und langen Sanatoriumsaufenthalten. Um so bemerkenswerter ist seine künstlerische Produktion in dieser Zeit. Es entstehen Werke wie der Holzschnitt "Frauen am Potsdamer Platz", die "Bilder zu Chamissos Peter Schlemihl", die Selbstporträts und Holzschnittbildnisse aus den Sanatorien, die zu den Höhepunkten seines Œuvres zählen. 1917 lässt sich Ernst Ludwig Kirchner in Frauenkirch bei Davos nieder. Den Großstadtbildern folgen nun Gebirgslandschaften und Darstellungen ländlichen Lebens. Um 1920 beruhigt sich seine expressive Malweise, die Bilder erhalten eine teppichhafte Flächigkeit. Daneben entsteht ein bedeutendes grafisches Werk in Form von Holzschnitten, Lithografien und Federzeichnungen. 1923 zieht Kirchner in das "Haus auf dem Wildboden" am Eingang zum Sertigtal.

In seinen Sportdarstellungen der dreißiger Jahre stellt Ernst Ludwig Kirchner mittels dynamischer Linien die Bewegung der agierenden Sportler dar. Die leichte Abstraktion der Dargestellten entspricht dem gleichen Wollen. In den Radierungen dieser Zeit erfüllt sich die künstlerische Absicht, die Kirchner selbst so formuliert: "Es ist natürlich das alte Streben von mir, Linie und Fläche zum Leben zu bringen, nur reiner noch als früher. Ich malte ja nie die Wirklichkeit, sondern die Erscheinung. Aber heute, wo ich die Fläche durch die jahrelange Übung einigermaßen beherrsche [..], heute kann ich die Linie selbst und die Fläche unmittelbar mit Ekstase laden und das Bild spricht unmittelbarer als früher." (zit. nach: Annemarie Dube-Heynig, E.L. Kirchner. Graphik, München 1961, S. 130).

Ernst Ludwig Kirchner wählt im Jahr 1938 den Freitod. [KD].




23
Ernst Ludwig Kirchner
Schlittschuhläufer, 1931.
Lithografie
Schätzung:
€ 9.000
Ergebnis:
€ 10.625

(inkl. Käuferaufgeld)