Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 121

 
Massimo Campigli - Figure feminile


121
Massimo Campigli
Figure feminile, 1958.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 23.125

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert, darunter an der äußersten Unterkante nochmals schwer leserlich signiert. 29,1 x 41 cm (11,4 x 16,1 in).
Campiglis zartfarbige Figurenkompositionen der 1930er bis 1950er Jahre gelten als die international gefragtesten Schöpfungen des Künstlers.

Mit einer Fotoexpertise von Nicola Campigli, Archivio Campigli, Saint Tropez, vom 31. Oktober 2011. Das Werk ist dort unter der Nr. 558641261 verzeichnet.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

Massimo Campigli wird als Max Ihlenfeld in Berlin geboren, verbringt den größten Teil seiner Kindheit in Florenz und knüpft 1909 in Mailand die ersten Kontakte zu futuristischen Kreisen. Als Auslandskorrespondent für den "Corriere della Sera" geht er 1919 nach Paris. Bald darauf beginnt er zu malen und verkehrt im Café du Dôme mit Künstlern wie Giorgio di Chirico, Alberto Savinio, Gino Severini und Filippo De Pisis. Ausgedehnte Besuche im Louvre begeistern Campigli für die altägyptische Kunst, die eine dauerhafte Quelle seiner eigenen Malerei wird. Unter der zeitgenössischen Kunst inspiriert ihn vor allem der Kubismus von Fernand Léger, die "Pittura metafisica" von Carlo Carrà und die "klassizistischen" Arbeiten Picassos der 1920er Jahre. 1927 gibt Campigli seine Anstellung beim "Corriere" auf, um sich ausschließlich der Malerei zu widmen. Ein Besuch im römischen Museo Etrusco der Villa Giulia im Jahre 1928 regt ihn zu einer Reihe von Arbeiten an, die eine nostalgische, von Frauengestalten bewohnte archaische Welt beschwören. Zudem setzt er seine archetypischen Figuren in immer engere Räume und verleiht ihnen damit einen hieratischen Charakter. 1927-30 nimmt Campigli an den "Novecento"-Ausstellungen in Zürich, Amsterdam, Berlin und Bern teil. Zusammen mit Mario Sironi, Carlo Carrà und Achille Funi unterzeichnet er 1933 das "Manifesto della Pittura Murale" und vollendet in der Folgezeit Wandgemälde u.a. im Palazzo di Giustizia in Mailand, in der Universität von Padua sowie für den italienischen Ausstellungspavillon in New York. Zu Beginn des 2. Weltkrieges verlässt Campigli Paris und lässt sich in Venedig nieder, wo er sich verstärkt den grafischen Arbeiten widmet. Nach Kriegsende kehrt er zunächst nach Paris zurück, siedelt 1951 nach Rom über und geht 1963 schließlich nach St. Tropez.

Frauen sind fast das alleinige Motiv der Arbeiten von Massimo Campigli. Er sieht sie als Figurinen, als Tänzerinnen, die in ihrer Typisierung an etruskische Wandmalereien erinnern. In unendlich vielfältiger Anordnung schafft sich Campigli hier eine eigene Welt, in der die Frau zum Figürchen, zum kleinen Idol wird. Alles Individuelle ist einem zeichenhaften Ausdruck gewichen, der trotz aller Strenge des Ausdrucks doch einen Hang zum Liebenswerten hat. Das Puppenhafte der Frau, das auch Marie Laurencin und Paul Delvaux begeistert, kommt hier voll zum Tragen. Es wird durch die von Campigli bevorzugte Reihung der Figuren noch unterstrichen. Die Frau ist bei ihm, wie sich die moderne Frau nur ungern sieht, noch Luxusobjekt und Spielzeug zugleich.

Massimo Campigli bleibt auch in seinem Spätwerk seiner Motivwelt voll ätherischer Frauengestalten sowie einer archaischen und symbolischen Bildsprache verpflichtet. Am 32. Mai 1971 stirbt Campigli in Saint-Tropez. [KD].




121
Massimo Campigli
Figure feminile, 1958.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 23.125

(inkl. Käuferaufgeld)