Auktion: 387 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 10.12.2011 in München Lot 318

 
Jörg Immendorff - Sieger


318
Jörg Immendorff
Sieger, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Bronze mit braungrüner Patina.
Auf der Plinthe mit dem Namenszug, der Datierung und der Bezeichnung "E.A." sowie mit dem Gießerstempel "Kayser Düsseldorf". Künstlerexemplar außerhalb der Auflage von 7. Maße der Bronze: 171 x 41 x 39 cm (67,3 x 16,1 x 15,3 in). Höhe mit Sockel: 216 cm (85 in).

PROVENIENZ: Galerie Rackey, Bad Honneff.
Privatsammlung Rheinland.

Jörg Immendorff nimmt 1963 sein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie auf. Zunächst belegt er Kurse im Fach Bühnenkunst, ehe er nach drei Semestern in die Klasse von Joseph Beuys wechselt. Angeregt durch seinen Lehrer verfasst er mehrere Manifeste und initiiert diverse künstlerische und politische Aktionen, darunter die "LIDL-Aktivitäten", die in den Jahren zwischen 1968 und 1970 mehrfach stattfinden. In den späten 1970er Jahren wendet sich Immendorff verstärkt der Malerei zu. Mit dem politisch und gesellschaftskritisch engagierten Gemäldezyklus "Café Deutschland" gelingt ihm schließlich der internationale Durchbruch. 1968 bis 1980 arbeitet Immendorff als Kunstpädagoge, im Anschluss daran nimmt er international mehrfach Gastprofessuren an Universitäten an, so unter anderem 1981 an der Kunsthochschule in Stockholm und 1984 an der Akademie der Bildenden Künste in München.

Die Bronze des Siegers lässt sich als späte Reminiszenz an die anarchistischen "LIDL-Aktivitäten" verstehen, als humorvolle Anspielung auf die Kämpfe innerhalb des Kulturbetriebs. Nicht zuletzt erinnert der "Sieger" mit seinen klobigen Händen an einen Boxer, hatten doch die "LIDL"-Mitstreiter, die sogar die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1972 in München anstrebten, gelegentlich zu Boxkämpfen eingeladen. Darüber hinaus stellt sich Jörg Immendorff augenzwinkernd mit in die Höhe gereckten Armen wohl auch selbst aufs Siegerpodest, denn: "Siegen heißt für mich, ein gutes Bild zu malen, und wenn das gelingt, siegt man immer, nicht zuletzt über sich selbst" (zit. nach: Michael Stroeber, Jörg Immendorff. Bilder und Zeichnungen, Ausst.Kat. Kestner-Gesellschaft, Hannover 2000, S. 32).

Von 1989 bis 1992 unterrichtet Immendorff als Professor an der Städelschule in Frankfurt am Main, 1996 kehrt er als Professor an seinen eigenen Studienort, die Staatliche Kunstakademie Düsseldorf, zurück. Ab den 1980er Jahren entwirft Jörg Immendorff Bühnenbilder und Kostüme für Operninszenierungen, so etwa 1994 für Igor Strawinskys "The Rake's Progress", die bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wird, oder 2002 für Gogols Oper "Die Nase" an der Staatsoper unter den Linden in Berlin. Ab den 1970er Jahren ist Immendorff auf wichtigen Ausstellungen vertreten. 1972 und 1982 nimmt er an der documenta 5 und 7 in Kassel teil sowie 1976 an der Biennale in Venedig. 1997 sind wichtige Werke Immendorffs auf der Ausstellung "Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land" in Berlin zu sehen. International vielbeachtete Einzelausstellungen finden u.a. in New York, St. Petersburg, Berlin, Köln und Chicago statt. Jörg Immendorff erhält zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (1998), den "Preis für Bildende Kunst" der Kulturstiftung Dortmund (2000) und den Goslarer Kaiserring (2006). Nach langer Krankheit verstirbt Jörg Immendorff 2007 in Düsseldorf. [KP].




318
Jörg Immendorff
Sieger, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 61.000

(inkl. Käuferaufgeld)