Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 19

 
Leo Putz - Ein grauer Tag


19
Leo Putz
Ein grauer Tag, 1926.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert. Auf dem Keilrahmen mit einem alten Etikett, dort datiert, betitelt und bezeichnet "Gauting". 119,5 x 94 cm (47 x 37 in).

Die Authentizität der vorliegenden Arbeit wurde von Herrn Leo Putz, Nachlass Prof. Leo Putz, Gauting, mündlich bestätigt.

PROVENIENZ: Nachlass Ministerialrat Dr. Weinisch, Gauting.
Privatsammlung Süddeutschland.

Gegen den Willen des Vaters siedelt Leo Putz bereits mit 16 Jahren nach München über, um bei seinem Stiefbruder Prof. Robert Poetzelberger ersten Zeichenunterricht zu nehmen. Es folgt eine künstlerische Ausbildung zunächst an der Münchner Akademie und von 1891 bis 1892 an der Pariser Akademie Julian bei den Professoren Adolphe Bouguereau und Benjamin Constant. Nach der Rückkehr aus Paris besucht Putz die Atelierklasse des Genremalers Paul Höcker. Im Jahr 1892 wird die Münchner Sezession gegründet, an deren Ausstellungen Putz sich jährlich beteiligt. Einige Jahre später, 1899, entsteht aus der Atelierklasse Höckers die Künstlergruppe "Scholle", zu deren Gründungsmitgliedern Leo Putz gehört. Dem vorherrschenden Akademiestil und Historismus der damaligen Zeit wird eine neue, temperamentvolle Malweise entgegengesetzt, die den Einfluss Wilhelm Trübners erkennen lässt. Der Mensch, vornehmlich die Frau, wird zum zentralen Thema des künstlerischen Schaffens. 1923 zieht Leo Putz mit seiner Familie nach Gauting in Bayern und wird bereits zwei Jahre später Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

In den zwanziger Jahren ändert Leo Putz seinen Malstil grundlegend. Die lockere, am deutschen Spätimpressionismus orientierte Malweise dominiert. Treu bleibt Putz allerdings seinen Motiven. Noch immer sind es die jungen Damen, nun oft in Aktdarstellungen, die in der häuslichen Geborgenheit der Gautinger Villa und dem sie umgebenden Garten gemalt werden. Lichtgegensätze werden zum bevorzugten Gestaltungsmittel. Oft reizen die unterschiedlichen Lichteffekte den Künstler, das gleiche Sujet mehrfach zu malen. Thematisch betritt Putz kein Neuland, in seiner malerischen Handschrift sind allerdings wesentliche Veränderungen zu erkennen. Der unruhige, stark gestische Farbauftrag befindet sich in lockerer Auflösung, ohne jedoch seinen ursprünglichen Reiz zu verlieren. Im Gegensatz zu den frühen Arbeiten des Künstlers haben die Arbeiten der zwanziger Jahre einen spontanen Esprit, der von Reife und Meisterschaft in der Beherrschung einer großzügigen Palette zeugt.

1929 tritt Putz seine erste Fernreise nach São Paulo an. Er verbringt die kommenden Jahre mit seiner Familie in Südamerika, unternimmt ausgedehnte Reisen nach Buenos Aires und nach Bahia in den Urwald. 1933 kehrt Putz mit seiner Familie wieder nach Gauting zurück. Sein Werk wird zwar mit einer großen Ausstellung vom Künstlerverein München geehrt, trotzdem sieht Putz sich 1936 gezwungen, vor den Nationalsozialisten in seine Geburtsstadt Meran zu fliehen. Er erhält 1937 Berufsverbot und bereits 1938 bewirkt die NSDAP die Auflösung der Sezession und sämtlicher Münchner Künstlergruppen. Am 21. Juli 1940 stirbt Leo Putz im Meraner Exil, die Beerdigung findet auf dem Gautinger Friedhof statt. [KD].




19
Leo Putz
Ein grauer Tag, 1926.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)