Auktion: 386 / Moderne Kunst am 10.12.2011 in München Lot 48

 
Max Beckmann - Gruppenbildnis Edenbar


48
Max Beckmann
Gruppenbildnis Edenbar, 1923.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 103.700

(inkl. Käuferaufgeld)
Holzschnitt mit Korrekturen in schwarzer Tinte.
Hofmaier 277 II B (von B). Signiert und handschriftlich betitelt "Gruppenbildnis Edenbar". Eines von 40 Exemplaren. Auf festem, imitierten Japan. 49,4 x 49,6 cm (19,4 x 19,5 in). Papier: 70 x 56 cm (27,5 x 22 in).
Seltener Druck, welcher erst fünf mal auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten wurde (quelle: www.artnet.de).

PROVENIENZ: Privatbesitz, München 1965.
Galerie Wolfgang Ketterer, München.
Galerie Nierendorf, Berlin 1966.
Privatsammlung Süddeutschland.

Gegen den Widerstand der Familie setzt Max Beckmann am Ende seiner Schulzeit durch, dass er Maler werden darf. Seine Ausbildung erhält er von 1900 bis 1903 an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, hauptsächlich bei dem norwegischen Landschaftsmaler Carl Frithjof Smith. Nach dem Studienabschluss und einigen Aufenthalten in Paris, Genf und Florenz lässt sich Beckmann 1907 in Berlin nieder und wird Mitglied der dortigen Sezession. Bei Kriegsausbruch meldet er sich freiwillig als Berufssoldat und wird daraufhin nach Ostpreußen und Flandern geschickt. Als Beckmann 1915 vom Militär entlassen wird, zieht er nach Frankfurt am Main. Der Frühstil Beckmanns steht unter dem Einfluss des deutschen Impressionismus, hierbei v.a. Lovis Corinths, dann führt ihn das Kriegserlebnis zu einem expressionistischen, der Neuen Sachlichkeit nahen Ausdruck. Der Individualismus seines Stils äußert sich seit den 1920er Jahren in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Dingwirklichkeit, welche sich formal in einem expressiven, die Form umreißenden grafischen Gerüst niederschlägt. Hauptthema ist der einsame bedrohte Mensch in einer apokalyptischen Welt.

Unter den Holzschnitten von Max Beckmann kann der vorliegende als einer der wichtigsten gelten. Die Dreiergrupe mit Johanna Loeb und Elsita Lutz wird von Beckmann ganz in den Vordergrund gerückt. Die Komposition ist durch die Rückenansicht der links sitzenden Johanna Loeb nach vorn abgeschlossen. Wie wichtig Beckmann die Konzentration auf die drei Personen ist, zeigt die Bearbeitung das Holzstockes im zweiten Zustand, in dem er die ursprünglich geraden seitlichen Begrenzungen auf die Konturen der beiden Sitzenden reduziert. Der große Holzstock, wohl aus drei Elementen zusammengefügt, wie an den Stoßnähten deutlich zu erkennen, wird von Max Beckmann für eine Komposition von seltener Eindringlichkeit genutzt. Interessant ist die Stellung der Gesichter. Jede der drei Personen blickt in eine andere Richtung. Trotz der körperlichen Nähe scheint sich keine Gemeinsamkeit einzustellen. Johanna Loeb ist mehrfach von Beckmann porträtiert worden. Sie emigriert 1939 nach Brasilien. Ihr Gegenüber, Elsita Lutz, aus Argentinien stammend, ist auch auf dem Doppelporträt in der Lithografie "Zwei Frauen" von 1922 zusammen mit Johanna Loeb dargestellt. Gleich Ernst Ludwig Kirchner bereichert auch Max Beckmann den Holzschnitt des Expressionismus mit seinen herausragenden Arbeiten und prägt so die deutsche Grafik in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts maßgeblich.

In Frankfurt unterrichtet Beckmann bis 1933 an der Städel-Kunstschule. Mit zunehmender Macht der Nationalsozialisten erfährt der Künstler in dieser Zeit eine immer stärkere Diffamierung, die schließlich neben der Entlassung aus dem Lehramt dazu führt, dass man seine Werke aus den öffentlichen Sammlungen in Deutschland entfernt. Unter dem politischen Druck emigriert Beckmann 1937 nach Holland. Auch hier schränken ihn allerdings die politischen Umstände ein und so ist das Angebot einer Gastprofessur in St. Louis 1947 willkommener Anlass, um in die USA zu übersiedeln. Im Anschluss an diesen Auftrag an der School of Fine Arts der Washington University lehrt Beckmann ab 1949 kurzzeitig an der Universität von Colorado in Boulder, dann an der Brooklyn Museum Art School in New York und im Sommer 1950 am Mills College in Oakland, Kalifornien. Im Spätwerk steigern sich die Arbeiten zu großen, symbolbeladenen, mythologischen Triptychen. Neben dem Carnegie-Preis (1929), dem 1. Preis auf der internationalen Ausstellung "Golden Gate" (1939) und dem Conte-Volpi-Preis der XXV. Biennale in Venedig (1950) wird Max Beckmann 1950 das Ehrendoktorat der Washington University, St. Louis, zugesprochen. Am 27. Dezember 1950 stirbt Max Beckmann in New York. [KD].




48
Max Beckmann
Gruppenbildnis Edenbar, 1923.
Holzschnitt
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 103.700

(inkl. Käuferaufgeld)