Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 377

 

377
Oskar Schlemmer
Drei Stehende Figuren, 1942.
Aquarell
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 17.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Drei Stehende Figuren. 1942.
Aquarell über lavierter Tuschfederzeichnung in braun.
Von Maur A 597. Rechts unten datiert "542" (= 5.4.42). Auf feinem Zeichenpapier. 20,7 x 14,7 cm (8,1 x 5,7 in), blattgroß.
[KP/EH].

Mit einer Echtheitsbestätigung von Tut Schlemmer (verso).

PROVENIENZ: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Schweiz.
Privatsammlung Hessen.

AUSSTELLUNG: Oskar Schlemmer, Akademie der Künste Berlin, 22. 09. - 27. 10. 1963, Nr. 206.
Galerie Roswitha Haftmann, Zürich.

LITERATUR: Hans Hildebrandt (Hrsg.), Oskar Schlemmer, München 1952, Nr. 793.

Oskar Schlemmer studiert nach einer Lehre in einer Intarsienwerkstatt in den Jahren 1905 bis 1909 an der Kunstgewerbeschule sowie an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, seit 1912 als Meisterschüler von Adolf Hölzel. 1919 stellt er in der Galerie "Der Sturm" in Berlin aus und wird 1920 von Gropius als Leiter der Bildhauerei-Abteilung und Bühnenwerkstatt an das Bauhaus in Weimar berufen. 1922 macht er durch die Uraufführung seines "Triadischen Balletts" in Stuttgart international auf sich aufmerksam. Die Arbeit am Bauhaus und die Beschäftigung mit dem Theater gewinnen große Bedeutung für seine Kunst, die sich hauptsächlich mit dem Problem der Figur im Raum auseinandersetzt. Der Mensch, dargestellt als eine typisierte Figurine, bleibt das beherrschende Thema seiner Malerei, die er unter dem Einfluss des Kubismus zu geometrischen Bildgefügen formt. Das gleiche abstrahierende Bestreben zeigen seine Plastiken aus Stahl und Draht. In den Jahren 1928 bis 1930 arbeitet Schlemmer an einem Auftrag für neun Wandbilder zur Ausgestaltung eines Raumes im Folkwang Museum, Essen. Nach dem Rücktritt Gropius' 1929 verlässt Schlemmer ebenfalls das Bauhaus und folgt noch im gleichen Jahr einem Ruf an die Breslauer Akademie. 1932 erhält er eine Professur an den Vereinigten Staatsschulen in Berlin, die ihm jedoch die Nationalsozialisten 1933 entziehen. Während der Kriegsjahre arbeitet Oskar Schlemmer zusammen mit Willi Baumeister und Georg Muche am Institut für Malstoffe in Wuppertal.

In der Zurückgezogenheit der letzten Schaffensjahre entsteht 1942 neben der berühmten kleinformatigen Serie der mystischen "Fensterbilder" auch die hier vorliegende Zeichnung, die eine Figurengruppe, bestehend aus drei Personen, zeigt. Die drei Figuren, aus fein gezogenen Tuschfederstrichen und lasierend gesetzten Farbakzenten sich vom Bildgrund abhebend, sind zu einer in sich geschlossenen Gruppe zusammengefügt. In ihrer klassischen Anmutung und ihrer Vereinfachung der Bildformel stehen die Figuren den bekannten Profilköpfen von Oskar Schlemmer nahe. Obwohl diese Köpfe vornehmlich in der Bauhauszeit Schlemmers entstehen, so greift der Künstler doch auch noch in den 1940er Jahren auf diese Bildform zurück. Die hier vorliegende, äußerst ansprechende kleine Studie ist darum ein besonders aussagekräftiges Zeugnis der bis in die späteste Phase des Œuvres wirkenden Schaffenskraft Oskar Schlemmers.

Oskar Schlemmer gehört zu den vielseitigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Seine übergreifenden Tätigkeiten als Wandgestalter, Plastiker, Zeichner und Maler zeigen, dass er sich Zeit seines Lebens um ein Gesamtkunstwerk bemüht hat.




377
Oskar Schlemmer
Drei Stehende Figuren, 1942.
Aquarell
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 17.500

(inkl. Käuferaufgeld)