Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 72

 
Lyonel Feininger - West Deep III


72
Lyonel Feininger
West Deep III, 1932.
Aquarell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 82.960

(inkl. Käuferaufgeld)
West Deep III. 1932.
Aquarell und Tuschfederzeichnung.
Links unten signiert und betitelt, rechts unten datiert "20 8 32". Verso mit Besitzerstempel. Auf Bütten von Hahnemühle (mit Wasserzeichen). 29,5 x 47,3 cm (11,6 x 18,6 in), Blattgröße.
Die Sommermonate der Jahre 1924 bis 1935 verbrachte Feininger mit seiner Familie in Deep an der pommerschen Ostseeküste nahe Kolberg, wo wohl auch diese Arbeit entstanden ist.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

Lyonel Feininger wird am 17. Juli 1871 in New York geboren. 1887 folgt Feininger seinen Eltern nach Europa, wo er zunächst an der Gewerbeschule in Hamburg die Zeichen- und Malklasse besucht, dann von 1888 bis 1892 an der Königlichen Kunst-Akademie in Berlin studiert. Ein einjähriger Besuch der privaten Kunstschule des italienischen Bildhauers Filippo Colarossi in Paris folgt. 1893 kehrt Feininger nach Berlin zurück, wo er bis 1906 u.a. als Illustrator arbeitet. Die folgenden zwei Jahre hält sich Feininger in Paris auf und macht dort die Bekanntschaft mit dem "Café du Dôme"-Kreis der deutschen Matisse-Schüler, zudem lernt er Robert Delaunay kennen. 1909 wird Lyonel Feininger Mitglied der "Berliner Sezession", an deren Ausstellung er ein Jahr später erstmals teilnimmt. Anlässlich seiner Ausstellung im "Salon des Indépendants" reist der Künstler 1911 nach Paris, wo er mit dem Kubismus in Berührung kommt. Durch die Bekanntschaft mit Alfred Kubin und den "Brücke"-Malern Karl Schmidt-Rottluff und Erich Heckel 1912 eröffnen sich für sein Werk neue Dimensionen. Auf Einladung von Franz Marc nimmt Feininger 1913 am "Ersten Deutschen Herbstsalon" in der "Sturm"-Galerie von Herwarth Walden in Berlin teil, wo auch 1917 seine erste Einzelausstellung stattfindet. 1919 wird er von Walter Gropius ans "Bauhaus" in Weimar berufen, wo er bis 1926 Grafik und Malerei unterrichtet. Mit Wassily Kandinsky, Paul Klee und Alexej von Jawlensky gründet Feininger 1924 die Gruppe "Die Blauen Vier". Eine erste umfangreiche Retrospektive findet 1931 im Kronprinzen-Palais in Berlin statt.

Lyonel Feininger entwickelt unter dem Einfluss des Kubismus seinen eigenen Stil, der von einer geometrischen Konstruktion des Bildraumes und der Auffächerung in transparente Farbflächen geprägt ist. Der Künstler zerlegt das Motiv in einfache geometrische und prismatische Formen. Mit wenigen Strichen skizziert Feininger ein paar Häuser, die er in einer labil wirkenden Konstruktion aus Vierecken, Dreiecken und Trapezen wie Bausteine zusammenfügt. Der graurosa Himmel, den der Künstler mit einzelnen Federstrichen strukturiert, steht in einem spannungsvollen Kontrast zu dem leuchtend blauen Haus und Dach. In den Jahren 1932/33 entstehen zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle in eher verhaltener Farbigkeit, die sich auf die damalige Situation des Künstlers bezieht: Im Zuge des aufkommenden Nationalsozialismus muss das Bauhaus, an dem er lehrt, bereits 1932 von Dessau nach Berlin ziehen, Feininger folgt erst 1933 nach. Bereits ein Jahr später wird die Schließung durch die Nationalsozialisten erfolgen.

1937 emigriert Lyonel Feininger nach New York. Im selben Jahr werden in Deutschland über 400 seiner Arbeiten von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Der künstlerische Durchbruch in den USA gelingt Feininger erst 1944 durch eine Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art. 1945 leitet er einen Sommerkurs am Black Mountain College in North Carolina, wo er mit Gropius und Einstein zusammentrifft. Feiningers Unterricht, seine Schriften und seine späten Aquarelle werden in den Vereinigten Staaten richtungsweisend für die Entstehung der Malerei des Abstrakten Expressionismus. [DB].




72
Lyonel Feininger
West Deep III, 1932.
Aquarell
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 82.960

(inkl. Käuferaufgeld)