Auktion: 393 / Post War/Zeitgenössische Kunst am 09.06.2012 in München Lot 215

 
Ernst Wilhelm Nay - Segelboot am Strand


215
Ernst Wilhelm Nay
Segelboot am Strand, 1936.
Aquarell
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 15.625

(inkl. Käuferaufgeld)
Segelboot am Strand. 1936.
Aquarell.
Rechts unten signiert und datiert. Auf Ingres-Bütten von Hahnemühle (mit Wasserzeichen). 46,8 x 63,7 cm (18,4 x 25 in), blattgroß.

Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier von Elisabeth Nay-Scheibler und Dr. Magdalene Claesges, Köln, aufgenommen.

PROVENIENZ: Sammlung Hubertus Wald, Hamburg.

Ernst Wilhelm Nay studiert 1925-28 an der Berliner Hochschule für Bildende Künste bei Karl Hofer. In der Auseinandersetzung mit Ernst Ludwig Kirchner und Henri Matisse, aber auch mit Caspar David Friedrich und Nicolas Poussin vollzieht sich seine erste Orientierung; seine Stillleben, Porträts und Landschaften finden große Anerkennung. 1931 erhält Nay ein neunmonatiges Stipendium für die Villa Massimo in Rom, wo seine surrealistisch-abstrakten Bilder entstehen.

Mitte der 1930er Jahre entstehen Nays halb-abstrakte Bilder mit See-Motiven und Dünenlandschaften, zu ihnen zählt auch das vorliegende "Segelboot am Strand". Bezeichnend ist hier die angestrebte Geometrisierung der Farbflächen. Die Segel des Bootes und die Köpfe der schemenhaft dargestellten Figuren reduziert der Künstler auf einfache Formen wie Dreiecke und Quader. Gleichzeitig belebt Nay sein Werk mit Rhythmus und Dynamik. Blätter wie unser Aquarell sind eindrucksvolle Vorboten seiner in den 1950er Jahren entstehenden "Rhythmischen Bilder“, mit denen er sich endgültig von der gegenständlichen Malerei abwendet.

Durch Vermittlung des Lübecker Museumsdirektors C.G. Heise erhält Nay ein von Edvard Munch finanziertes Arbeitsstipendium, das ihm 1937 einen Aufenthalt in Norwegen und auf den Lofoten ermöglicht. In den dort entstandenen "Fischer- und Lofotenbildern" erreicht sein Schaffen einen ersten Höhepunkt. Im gleichen Jahr werden in der Ausstellung "Entartete Kunst" zwei seiner Werke gezeigt und Nay mit Ausstellungsverbot belegt. 1940 zum Kriegsdienst einberufen, kommt Nay als Infanterist nach Frankreich, wo ihm ein französischer Bildhauer sein Atelier zur Verfügung stellt. Die künstlerische Verarbeitung der Kriegs- und Nachkriegszeit vollzieht sich 1945-48 in den "Hekatebildern", in denen Motive aus Mythos, Legende und Dichtung anklingen. In den "Fugalen Bildern" aus den Jahren 1949-51 kündigt sich in den glühenden Farben und verschlungenen Formen ein Neubeginn an. 1950 zeigt die Kestner-Gesellschaft Hannover Nays erste Retrospektive. Ein Jahr später übersiedelt der Künstler nach Köln. Hier vollzieht Nay den endgültigen Schritt zur völlig ungegenständlichen Malerei in seinen "Rhythmischen Bildern", in denen er die Farbe als reinen Gestaltwert einzusetzen beginnt. Ab 1955 entstehen Nay's "Scheibenbilder", in denen runde Farbflächen subtile Raum- und Farbmodulationen im Bild organisieren. Diese finden 1963/64 ihre Weiterentwicklung in den sogenannten "Augenbildern". Mit der ersten amerikanischen Einzelausstellung in den Kleeman Galleries, New York 1955, seinem Beitrag für die Biennale in Venedig 1956 sowie seiner Beteiligung an der Documenta in Kassel (1955, 1959 und 1964) vollzieht sich sein internationaler Durchbruch. Ernst Wilhelm Nay erhält wichtige Preise und ist bei fast allen repräsentativen Ausstellungen deutscher Kunst im In- und Ausland vertreten. [KH].




215
Ernst Wilhelm Nay
Segelboot am Strand, 1936.
Aquarell
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 15.625

(inkl. Käuferaufgeld)