Auktion: 400 / Moderne Kunst am 08.12.2012 in München Lot 103

 

103
Christian Rohlfs
Magnolienknospe im Krug, 1930.
Wassertempera
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Magnolienknospe im Krug. Um 1930.
Wassertempera.
Nicht bei Vogt. Unten rechts schwer leserlich monogrammiert. Verso von Helene Rohlfs bezeichnet: "109 Magnolienknospe im Krug". Auf Velin von Van-Gelder-Zonen (mit Wasserzeichen). 64,8 x 49,5 cm (25,5 x 19,4 in), blattgroß.

Mit einer schriftlichen Echtheitsbestätigung des Christian Rohlfs Archivs am Osthaus Museum Hagen vom 25. September 2012. Die Arbeit wird unter der Nummer CRA 47/12 in das Christian Rohlfs Archiv aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (Mitte der 1960 Jahre von den Eltern bei der Witwe des Künstlers erworben).

Am 22. Dezember 1849 wird Christian Rohlfs in Niendorf in Holstein geboren. Während eines zweijährigen Krankenlagers von 1864-66 wird Rohlfs von dem Arzt Dr. Stolle betreut, der die malerische Begabung des Jungen entdeckt und fördert. In dieser Zeit entstehen die ersten Zeichnungen. Auf Anraten und Empfehlung Theodor Storms geht Rohlfs zunächst nach Berlin, dann 1870 an die Kunstakademie in Weimar, um Malerei zu studieren. Ein Beinleiden verschlimmert sich in den kommenden zwei Jahren derart, dass ihm 1873 ein Bein amputiert werden muss. Als Historien- und Genremaler findet Rohlfs die Anerkennung des Großherzogs von Sachsen-Weimar, der ihn jahrelang unterstützt. Seine unabhängige stilistische Entwicklung parallel zur Schule von Barbizon und zum französischen Impressionismus ist ab 1888 zu erkennen. Durch die Vermittlung Henry van de Veldes lernt Rohlfs den Gründer des Folkwang-Museums Karl Ernst Osthaus in Hagen/Westfalen kennen. Dieser überzeugt ihn, 1901 nach Hagen überzusiedeln, um eine von ihm geplante Malschule zu leiten - das Vorhaben scheitert jedoch. Während der Sommeraufenthalte in Soest lernt er 1905 Emil Nolde kennen. Der beginnende Expressionismus der "Brücke", dem im Folkwang-Museum frühe Ausstellungen gewidmet sind, entspricht Rohlfs' eigener Tendenz zu expressiver Gestaltung. Prägt nach der Akademiezeit der Impressionismus das Werk von Christian Rohlfs zwanzig Jahre lang, so findet er als Sechzigjähriger zu einem expressiven Spätstil. Bevorzugt verwendet er Tempera auf Leinwand und Papier, daneben entstehen Aquarelle und Druckgrafik. Zahlreiche Ehrungen belegen die Anerkennung, die seine späten Arbeiten finden. 1929 wird zum 80. Geburtstag des Künstlers das Christian-Rohlfs-Museum in Hagen gegründet.

Die für Christian Rohlfs' Papierarbeiten charakteristische Technik der Wassertempera verleiht den Dingen eine eigene Textur. Das Erscheinungsbild wirkt ätherisch leicht und gibt selbst kompakten Dingen wie dem Krug eine Aura von symbolträchtiger Realitätsferne. Der magische Zauber der einzelnen Blüte entfaltet sich vor einem diffusen Hintergrund, in den die Blüte überzugehen scheint. Alles scheint wie verzaubert in Stille zu verharren, um seine fein abgestimmte optische Wahrnehmung wirkungsvoll zu entfalten.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wird Rohlfs 1937 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. 412 seiner Bilder entfernt man als "entartet" aus deutschen Museen, sein Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Künste folgt. Ein Jahr später, am 8. Januar 1938 stirbt Christian Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In die Kunstgeschichte geht er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus ein. [KD].




103
Christian Rohlfs
Magnolienknospe im Krug, 1930.
Wassertempera
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)