Brief des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. 1839.
Feder auf festem Velinpapier.
Signiert von Friedrich Wilhelm III., Text sowie Bezeichnung und Datierung "Berlin, den 13ten Dezember 1839" von einem Schreiber. Adressiert an "Rittmeister Timm, Führer des Garde-Reserve-Armee-Gendarmerie Commandos". 26 x 21,5 cm (10,2 x 8,4 in), Blattgröße.

Transkription:
Ich erkenne in dem in Ihrem Schreiben vom 12ten d. […] geäu-
ßerten Wunsch, der Expedition der Franzosen gegen Abdul Erdan bei-
wohnen zu dürfen, gern Ihr Bestreben, im praktischen Dienst weitere Er-
fahrungen zu sammeln; wenn indeß dieser Feldzug und die dortigen Krieg-
führung hierzu nicht die Gelegenheit giebt, wie sie sich bei näherer Erwägung
selbst überzeugen werden, Ihnen diese Gelegenheit auch in dem Kriege
gegen Frankreich geworden ist, so muß Ich anstand [Abstand?] nehmen, auf Ihr
Gesuch einzugehen und erwarte, daß Sie diesem Vorhaben entsagen wer-
den. Berlin den 13ten Dezember 1839.
\tab\tab\tab\tab\tab\tab\tab „Friedrich Wilhelm“
An den Rittmeister Timm, Führer des
Garde-Reserve-Armee-Gendarmerie Commandos.

Während der Orientkrise 1839-41 versuchen die europäischen Mächte ihre Interessen im östlichen Mittelmeerraum zu vertreten. Nach dem Unabhängigkeitskrieg Griechenlands in den 1820er Jahren und dem Russisch-Türkischen Krieg 1828/29 war das Osmanische Reich bereits stark geschwächt und es wird der Begriff des "Kranken Mannes am Bosporus" geprägt. Als auch ägyptische Separationsbewegungen hinzukommen und den Fortbestand des Osmanischen Reiches ernsthaft gefährden, kommt Unterstützung von den europäischen Mächten Österreich, Großbritannien, Preußen und Russland. Mit dem Viermächtevertrag von 1840 wird die Befreiung der Levante, der ägyptisch besetzten Gebiete in Syrien und Palästina, beschlossen und europäische Truppen entsandt. Frankreich dagegen unterstützt zunächst die Gegenpartei Ägypten, muss dann jedoch aufgeben. Die Unterzeichnung des Dardanellen-Vertrags 1841 in London gilt als Abschluss der Krise.
Vor diesem Hintergrund ist es also nicht verwunderlich, wenn Friedrich Wilhelm III., König von Preußen, die Bitte des Rittmeisters Timm, die französischen Truppen im Kampf gegen die Osmanen begleiten zu dürfen, ablehnt. Frankreich stand schließlich seit Beginn der Orientkrise auf der gegnerischen Seite der Konfliktparteien und unterstützte Ägypten. Somit ist es undenkbar, dass sich ein Mitglied der preußischen Truppen an einem Feldzug der Franzosen beteiligt. [CB].

Aufrufzeit: ca. 17.02 h +/- 20 Min.