Junger Herr im Rauchermantel. Um 1830.
Öl auf Holz.
Links unten signiert. 26 x 20,8 cm (10,2 x 8,1 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Luxemburg.

Leopold Fertbauer wird 1802 in Wien als Sohn eines Uhrmachers geboren. Sein Onkel Leopold Lieb ist ebenfalls Maler. 1816 bis 1829 studiert Fertbauer Landschafts- und Historienmalerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Auf der jährlichen Akademie-Ausstellung ist er in den Jahren 1822 bis 1835 regelmäßig vertreten. Bereits 1836 wird ihm die Leitung des Museums im Palais Liechtenstein (Liechtensteinische Galerie) übertragen, bei seiner Pensionierung nach sechsundzwanzig Dienstjahren 1862 trägt er den Titel "fürstlicher Liechtensteinischer Galerie-Directions-Großadjunct". Fertbauers malerisches Œuvre umfasst Historienbilder, Landschaften und orientalische Szenen, ist aber in erster Linie geprägt von meist kleinformatigen Porträts. Vor allem in diesen Bildnissen schildert er auf vortreffliche Weise das Bürgertum Wiens in ihrem Bedürfnis nach Repräsentation während der Biedermeierzeit.

Fertbauer zeigt auf diesem Gemälde einen jungen Herrn, der sich entspannt und ganz selbstbewusst beim Rauchgenuss präsentiert. Ganz der Etikette der Zeit folgend, ist er in einen Rauchermantel mit Rauchkappe gekleidet, die in ihrer reichen Farbigkeit und ornamentalen Musterung seinen modischen Anspruch hervorheben. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war es nach dem Dinner üblich, dass sich die Herren der Gesellschaft in ein Raucherzimmer zurückzogen und die formelle Frackjacke gegen eine sogenannte Smokingjacke, einen Rauchermantel, tauschten. Meist war diese aus Samt in kräftigen, aber gedeckten Rot-, Grün-, oder Blautönen gefertigt.
Es ist nicht bekannt, wer der Dargestellte ist. Möglicherweise handelt es sich bei dem jungen Herrn um den Generalleutnant Carl Gustav Löwenhielm (1790-1858), der als schwedischer Diplomat lange Zeit im europäischen Ausland lebte und selbst künstlerisch tätig war. Er ähnelt auf diesem Gemälde einem Porträt Fertbauers, das den Schweden in Uniform zeigt. Vermutlich sind sich Fertbauer und Löwenhielm in Wien begegnet. Ebenso gut könnte es sich bei dem dargestellten Herrn auch um ein Selbstbildnis Leopold Fertbauers handeln. Er präsentiert sich als junger, erfolgreicher Maler auf einer Art künstlerischer Visitenkarte, die all seine Begabung in der Kunst des Porträts herausstellt. Die zwei Gemälde im Hintergrund weisen zudem dezent auf seine Landschaftsmalerei hin.

1875 stirbt Leopold Fertbauer in seiner Heimatstadt Wien. [CB].