Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 703

 

703
Serge Poliakoff
Paysage sous Bois, 1937.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 14.375

(inkl. Käuferaufgeld)
Paysage sous Bois. Um 1937/38.
Öl auf Malpappe.
Links unten signiert. 40 x 30 cm (15,7 x 11,8 in).

Mit einer Fotoexpertise von Alexis Poliakoff, Archives Serge Poliakoff, vom 14. Juli 2013. Die Arbeit ist unter der Nummer 937006 im Poliakoff-Archiv verzeichnet. Sie wird in den in Vorbereitung befindlichen Band V des Werkverzeichnisses der Gemälde aufgenommen. Wir danken Herrn Alexis und Herrn Thaddée Poliakoff, Paris, für die wissenschaftliche Beratung.

Der russische Maler Serge Poliakoff, am 8. Januar 1900 in Moskau geboren, gilt als wichtiger Vertreter der Nouvelle École de Paris. 1917 flieht er vor der Russischen Revolution nach Konstantinopel, gelangt 1923 nach Paris, wo er bis auf wenige Jahre sein Leben verbringt. Zuerst als Musiker den Lebensunterhalt verdienend, beginnt er gleichzeitig mit einem intensiven Studium der Malerei. Von 1929 an ist er an den Pariser Akademien Forchot und de la Grande Chaumière eingeschrieben, 1935 wechselt er für zwei Jahre an die Slade School of Art in London. Zunächst variiert er die akademischen Traditionen und bevorzugt gegenständliche Motive wie Akte, Häuser, Bäume u.ä.

Nach 1935 findet er sukzessive zur Abstraktion und benutzt die Farbe als Mittel ohne gegenständliche Bezüge. Die vorliegende Waldlandschaft zeigt diesen entscheidenden Schritt im Œuvre von Serge Poliakoff. Farbe und Form haben die Vorherrschaft vor dem Abbild der visuellen Realität gewonnen. Selbst die Räumlichkeit ist schon in Frage gestellt. Abgebildet ist keine perspektivische Tiefe sondern ein Sog, der sich aus Struktur und Farbe formatiert. Diese Wertigkeit der Farbe gegenüber dem Motiv ist das Entscheidende. Hier zeigt sich schon, was auch im weiteren Schaffen Serge Poliakoffs bestimmend bleiben wird, die Strukturierung der Farbe. Poliakoff ist in dieser Zeit mit Wassily Kandinsky, Sonia und Robert Delaunay und Otto Freundlich eng verbunden. Sie geben ihm die Anregung und Unterstützung, die er für die weiteren Entwicklungen auswerten kann.

In den 1940er Jahren bleibt er im graubraunen Farbbereich, später dann, ab etwa 1950 erweitert er seine Skala um leuchtende, gegeneinander abgesetzte Töne. In seinem Spätwerk reduziert er die kräftige Polychromie auf erdfarbene Nuancen und zeigt eine Neigung zur monochromen Gestaltung. Poliakoffs Bilder werden in den 50er und 60er Jahren auf internationalen Ausstellungen präsentiert, nach der Einbürgerung in Frankreich 1962 erhält der Künstler einen eigenen Saal auf der Biennale von Venedig. In den späten Jahren entstehen eine Anzahl von Lithografien, denen Poliakoff sich insbesondere ab 1962 widmet, sowie Gemälde kleineren Formats, da der Künstler sich nach einem Herzinfarkt 1965 schonen muss. Am 12. Oktober 1969 stirbt Serge Poliakoff in Paris. [SM/EH].




703
Serge Poliakoff
Paysage sous Bois, 1937.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 14.375

(inkl. Käuferaufgeld)