Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 81

 

81
Otto Freundlich
Komposition, 1930.
Gouache
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Komposition. Späte 1930er Jahre.
Gouache auf Karton.
Nicht bei Heusinger von Waldegg. Rechts unten monogrammiert. 30,3 x 21,5 cm (11,9 x 8,4 in).
Ein Gemälde von 1931 (Heusinger von Waldegg 156) zeigt eine sehr ähnliche Komposition, jedoch kopfstehend.

Mit einer Foto-Expertise von Frau Edda Maillet, Association Les Amis de Jeanne et Otto Freundlich, Paris, vom 10. April 2010. Die Arbeit wird in den in Vorbereitung befindlichen Nachtrag zum Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung, Connecticut (bis 2009, aus dem Nachlass erworben).

Otto Freundlich ist einer der frühesten Vertreter der abstrakten Kunst. Freundlich studiert zunächst in München und Berlin Zahnmedizin und Kunstgeschichte, bevor er den Entschluss fasst, bildender Künstler zu werden. 1907/08 studiert er in Berlin. 1908 unternimmt er eine erste Reise nach Paris und findet Anschluss an die avantgardistischen Künstlerkreise auf dem Montmartre. Nach Deutschland zurückgekehrt, versucht Freundlich mit geringem Erfolg in München eine Malschule zu eröffnen. 1910-14 hält er sich zumeist in Paris auf. Er beteiligt sich an den Ausstellungen der "Neuen Sezession" in Berlin, der Kölner "Sonderbund"-Ausstellung 1912 und am "Ersten Deutschen Herbstsalon" 1913. Von 1914 bis 1924 lebt er zumeist in Köln und Berlin. Im September 1918 erscheint in der expressionistischen Zeitschrift "Die Aktion" ein Sonderheft mit den Arbeiten Freundlichs. Wenig später wird er Mitglied der in Berlin gegründeten "November-Gruppe", 1919 organisiert er zusammen mit Johannes Theodor Baargeld und Max Ernst die erste Kölner Dada-Ausstellung. Als er 1925 nach Paris zurückkehrt, wird Freundlich Mitglied der Künstlervereinigung "Abstraction-Création", die er jedoch 1934 wieder verlässt.

Mit seinen abstrakten Kompositionen folgt Otto Freundlich einer Tradition, die sich - vom Kubismus ausgehend - einer Malerei der geometrischen Farbfelder zuwendet. Das Zusammenspiel fester Formen mit den farblichen Akzenten bildet die Grundlage der eigentlichen Komposition. Freundlich entdeckt in diesem Bestreben immer neue Bereiche für sich und eröffnet der gegenstandslosen Malerei seiner Zeit ein weites Feld. Nicht umsonst erinnern seine Kompositionen an Mosaiken und dekorative Wandteppiche, die ebenfalls im Gesamtwerk des Künstlers vertreten sind. Trotz aller Formenvielfalt lässt sich in diesen Arbeiten auch ein Wille zur Dynamisierung erkennen, sichtbar in einer latenten diagonalen Strömung, die von einem breit gelagerten horizontalen Zug durchdrungen wird.

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 zerstört Freundlichs enge Kontakte zu den deutschen Kunstkreisen. Seine Werke werden aus deutschen Museen entfernt, die Plastik "Der neue Mensch" auf dem Titelblatt der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Nach Kriegsausbruch beginnt eine Odyssee durch verschiedene französische Internierungslager. In einem kleinen Pyrenäendorf wird Freundlich Anfang 1943 denunziert. Der Tag seiner Ankunft im Konzentrationslager Majdanek ist auch sein Todestag. [KD].




81
Otto Freundlich
Komposition, 1930.
Gouache
Schätzung:
€ 28.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)