Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 258

 

258
Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff
Ringer, 1979.
Plastik
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)
Ringer. 1979.
Plastik. Messing und Zinn.
Schwarz 403. Ca. 99 x 80 x 67 cm (38,9 x 31,4 x 26,3 in). Sockel: 7,5 x 93 x 65 cm (3 x 36,6 x 25,6 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.

AUSSTELLUNG: (in Auswahl)
Matschinsky-Denninghoff, Skulpturen und Zeichnungen 1955 - 1985, Akademie der Künste, Berlin/Germanisches National Museum, Nürnberg/Saarland Museum, Saarbrücken, 1985, Kat. Nr. 60 (Abb. S. 131).
Skulpturen und Objekte in Metall aus Deutschland und Japan, Kunstmuseum der Präfektur Ishikawa/Skulpturenmuseum in Sapporo/Museum für Kunst in Yamagata, Kamakura, Ishikawa 1986 (mit Abb.).
Kunst in Berlin von 1900 bis Heute, Fondation Gulbenkian, Centro de Arte Moderna, Lissabon 1989, Abb. S. 147.

LITERATUR: Manfred de la Motte (Hrsg.), Matschinsky-Denninghoff, Dokumentation 26, Galerie Hennemann, Bonn 1980 (mit Abb.).

1952 lernen sich Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff am Darmstädter Experimentiertheater von Gustav Rudolf Sellner kennen. Brigitte Matschinsky-Denninghoff, geboren 1923 in Berlin, studiert vorher an den Kunsthochschulen in Berlin und München und arbeitet als Assistentin bei Henry Moore und Antoine Pevsner. Martin Maschinsky-Denninghoff, geboren 1921 in Grötzingen in Baden, absolviert eine Fotografenlehre und verbringt die Jahre 1940 bis 1947 im Kriegsdienst bzw. in Kriegsgefangenschaft. 1948 gehört er zum Gründungsjahrgang der Otto-Falkenberg-Schule in München. Die gegenseitige Inspiration und gemeinsame Verehrung von Henry Moore sowie dem russischen Konstruktivisten Antoine Pevsner führen zu einer seit 1955 andauernden künstlerischen Zusammenarbeit der beiden Künstler. Das Jahr 1959 markiert mit dem Erhalt des Prix Bourdelle und der ersten Teilnahme an der documenta in Kassel den künstlerischen Durchbruch des Paares. Es folgen Teilnahmen an der Biennale in Venedig und eine Vielzahl deutscher und internationaler Ausstellungen. Ihre Arbeit wird begleitet von vielen fruchtbaren Begegnungen mit anderen Künstlern wie Serge Poliakoff und Fritz Winter. Matschinsky-Denninghoffs gemeinsames Schaffen konzentriert sich auf die Stahlbildhauerei. Der künstlerische Ausdruck ihrer Arbeiten liegt in der eigens entwickelten Technik begründet. Stahlrohrbündel bzw. dünne Edelstahlrohre werden über ein formgebendes Gerüst geschweißt und erlauben so gewaltige Ausmaße in der Konstruktion sowie gewagte Verlagerungen des Schwerpunktes.

Das Künstlerpaar Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghof arbeitet seit 1955 in enger Werkgemeinschaft und ist bekannt für seine zahlreichen monumentalen Metall-Plastiken, die vielfach im öffentlichen Raum zu finden sind. Um 1970 beginnen sie die zuvor bereits mit anderen kubischen Körpern kombinierte Rohrform in eigenständigen Arbeiten zu formulieren. Dabei entwickeln sich drei neue Formtypen: die Verzweigung aus dem Stamm, die sogenannte Fügung, bei der sich die Röhrenabschnitte nur streifen, und die Gruppierung mehrerer, einzelner Röhrenschlaufen. Der „Ringer“ zählt zu dem Typus der verzweigten Rohrform und weist nicht nur aufgrund des Titels auf menschliche Gestalten hin. Durch ihre Verdopplung und die ineinander gedrehte Positionierung stellen die metallischen Röhren trotz aller Abstraktion leicht erkennbar die dynamisch verschlungenen Körper zweier Athleten dar: der eine angreifend mit gesenktem Kopf, der andere aufrecht den Angriff abwehrend.

Ab Ende der 1980er Jahre entstehen auch kleinformatige, fragile Skulpturen, die an einen informellen Gestus bzw. Kalligrafie erinnern. Das dichte bildhauerische Schaffen wird in den letzten Jahren durch Martin Matschinskys Malerei ergänzt, die sich in der Tradition des französischen Tachismus und des deutschen Informel bewegt. Im Jahr 2011 wird die seit mehr als einem halben Jahrhundert bestehende Lebens- und Arbeitsgemeinschaft durch den Tod Brigitte Matschinsky-Denninghoffs getrennt. [CB].




258
Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff
Ringer, 1979.
Plastik
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 56.120

(inkl. Käuferaufgeld)