Auktion: 420 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 06.12.2014 in München Lot 817

 

817
Georges Mathieu
Composition, 1958.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 46.875

(inkl. Käuferaufgeld)
Composition. 1958.
Öl auf Leinwand.
Links unten signiert und datiert. 67 x 67 cm (26,3 x 26,3 in). [KP].

Wir danken Herrn Jean-Marie Cusinberche für die freundliche Auskunft zu diesem Werk.

PROVENIENZ: Galerie Schmela, Düsseldorf.
Privatsammlung Düsseldorf.
Privatsammlung München.

AUSSTELLUNG: Georges Mathieu, Galerie Alfred Schmela, 11.-30.1.1958.

Georges Mathieu wird 1921 in Boulogne-sur-Mer (Pas-de-Calais) geboren. Er beginnt zunächst mit dem Studium der Philosophie und Literatur, bevor er sich mit 21 Jahren der Malerei zuwendet. Die ersten künstlerischen Arbeiten Georges Mathieus zeigen realistische Landschaften und Porträts, allmählich entwickelt sich jedoch ein sehr persönlicher, abstrakt-expressiver Stil. Im Jahr 1947 organisiert Georges Mathieu gemeinsam mit dem Maler Camille Bryen eine Ausstellung, die tachistische Werke zeigt. Mathieu bezeichnet diese Stilrichtung auch als "non-figuration psychique" oder als "abstraction lyrique", die Werke stehen außerhalb von Tradition und formalen Regelsystemen. Bis 1951 organisiert Mathieu mehrere Gruppenausstellungen und er weist als einer der Ersten in Europa auf die Bedeutung der amerikanischen Abstrakten Expressionisten hin. Als dessen wichtigsten Vertreter sieht Mathieu den amerikanischen Maler Jackson Pollock und dessen spontane, gestische Malweise. Georges Mathieu zählt neben Jean Fautrier und Jean Dubuffet zu einem der wichtigsten Vertreter des französischen Informel.

Der Ausdruck "Informel" leitet sich ab von der französischen Wendung "art informel". Im Rückgriff auf die surrealistische "écriture automatique" und die von Paul Klee als "psychische Improvisation" bezeichneten Kunstäußerungen ist die informelle Kunst gekennzeichnet durch eine Abkehr von der streng rationalen geometrischen Abstraktion zugunsten eines freien und spontanen Schaffensprozesses. Dabei wurde der Formoffenheit - genauer dem Oszillieren zwischen Formverlust und Formerhalt - die wohl größte Bedeutung zuerkannt. Bisweilen entstehen fein vernetzte Farbspuren, die an kalligrafische Zeichen erinnern. Diese sensiblen Liniengeflechte sind in dem vorliegenden Gemälde von Georges Mathieu auf der rechten Bildseite zu erkennen. Lässt man den Blick über die in die feuchte Farbe gekratzten Spuren wandern und versucht, ihnen zu folgen, so lässt sich die Dynamik und die kreative Rhythmik, die dem Unbewussten entspringt und eine verrätselte Botschaft aus dem Innersten zu sein scheint, sinnlich nachvollziehen. Demgegenüber bietet das rote Farbfeld, als kräftig ausgeführter Pinselstrich dem Liniennetz gegenübergestellt, einen meisterhaft im Zentrum der Komposition platzierten Fixpunkt.

Anfang der 1960er Jahre entstehen neben dem malerischen Œuvre zunehmend auch bildhauerische Arbeiten, darüber hinaus fertigt Georges Mathieu auch Entwürfe für Möbel, Gobelins und Wandmalereien. Mit dem im Jahr 1963 erschienenen Aufsatz "Au-delà du Tachisme" und anderen theoretischen Schriften macht sich Georges Mathieu auch einen Namen als Kunsttheoretiker. Werke Georges Mathieus, der 2012 in Paris verstirbt, sind weltweit in renommierten Sammlungen vertreten, so unter anderem im MUMOK Wien, im Centre Pompidou Paris und im Schaulager Basel.




817
Georges Mathieu
Composition, 1958.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 46.875

(inkl. Käuferaufgeld)