Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 82

 

82
Helmut Kolle gen. vom Hügel
Grüßender Spahi zu Pferde, 1929.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 8.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Grüßender Spahi zu Pferde. Um 1929.
Öl auf Leinwand.
Chabert 236 (dort als Spahi zu Pferde III). Links unten signiert. 92 x 60 cm (36,2 x 23,6 in).

PROVENIENZ: Albert Michelis, Paris.
Madame Kakimov, Paris.
Karl Flinker, Paris.
Galerie Gunzenhauser, München.

AUSSTELLUNG: Helmut Kolle 1899-1931, Lenbachhaus München, 7.12.1994-5.2.1995, Kat.Nr. 55 mit Farbabb.
Helmut Kolle (1899-1931). Der Frühvollendete, Galerie Gunzenhauser, München, 11.4.-29.6.1996, Kat.Nr. 33 mit Farbabb.

Helmut Kolle wird am 24. Februar 1899 in Berlin als zweites Kind des bekannten Bakteriologen Wilhelm Kolle geboren. Als der Vater 1906 eine Berufung nach Bern erhält, siedelt die Familie in die Schweiz über. Nach Rückkehr des Vaters aus dem Kriegsdienst ziehen sie nach Frankfurt am Main, wo Kolle von Erna Pinner Zeichenunterricht erhält. Im September 1918 macht der junge Kolle die Bekanntschaft des Kunsthändlers und -kritikers Wilhelm Uhde. Die enge Freundschaft mit Uhde, der bereits 1904 eine Galerie am Montparnasse eröffnet hatte und als Entdecker von Picasso, Braque und Rousseau gilt, sollte für die künstlerische Entwicklung Kolles von entscheidender Bedeutung sein. Auch war es der Freund und Förderer Uhde, der nach Kolles frühem Tod die erste Biographie des Malers verfasst hat, welche bis heute Kolles Ruf als eines zu früh verstorbenen Protagonisten der Europäischen Moderne festschreiben sollte. Da Kolle nicht nur als Maler sondern auch als Literat tätig ist, entschließt sich Kolle um 1920 dazu, um möglichen Einwänden gegen eine Betätigung in zwei Kunstgebieten zuvorzukommen, sich als Maler von nun an Helmut vom Hügel (als Übertragung des Wortes "Kolle", d.h. lat. colle = vom Hügel) zu nennen. 1922 lässt sich Kolle in Berlin nieder, wo er durch intensives Modellstudium und die Begeisterung für die kubistische Malerei Picassos und Braques schnell zu künstlerischer Reife gelangt und sein Werk erstmals in Ausstellungen präsentiert wird. Jedoch scheint die Berliner Kunstszene, noch immer von den impressionistischen Arbeiten Max Liebermanns beherrscht, noch nicht reif für Kolles Arbeiten, weshalb der Künstler 1924 zusammen mit Uhde in die Kunstmetropole Paris übersiedelt. Kolles Arbeiten sind dort bald beim Publikum und bei der Pressegleichermaßen erfolgreich. Kurz nachdem französische Sammler und Museen Arbeiten des deutschen Malers anzukaufen beginnen, muss der herz- und lungenkranke Kolle 1928 die Stadt verlassen. Er zieht zu seinem Freund Wilhelm Uhde nach Chantilly.

Das Faszinierende an den Gemälden von Helmut Kolle ist die Mischung aus handwerklicher Sprödigkeit und einer von Sentiment getragenen Grundhaltung des Ausdrucks. Kolle evoziert eine Welt der stillen Sehnsüchte, die leidvoll durchlebt werden, und visualisiert damit eine eigene Vorstellungswelt, die kaum einer Realität entspricht. Die aus dem Dunkel herausgearbeiteten Figuren seiner Bilder scheinen in ihrer Welt gefangen. Die Farben sind in ihrer verhaltenen Intensität Träger einer unerfüllten Sehnsucht nach Harmonie. Und doch verliert sich Kolle nie im Sentimentalen. Seine Figuren sind groß gesehen. Frei von Selbstmitleid ertragen sie ihre Konflikte.

Helmut Kolle stirbt am 17. November 1931 im Alter von 32 Jahren stirbt. [JS].




82
Helmut Kolle gen. vom Hügel
Grüßender Spahi zu Pferde, 1929.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 8.000

(inkl. Käuferaufgeld)