Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 348

 

348
Gabriele Münter
Mit rosa Spitze, 1954.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 67.100

(inkl. Käuferaufgeld)
Mit rosa Spitze. 1954.
Öl auf Malpappe.
Rechts unten monogrammiert. Rückseitig handschriftlich bezeichnet: "A1 14 47 [im Kreis] G. Münter mo 8. XII Mit rosa Spitze". 35,2 x 27,2 cm (13,8 x 10,7 in).

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München, vom 12.November 2013.
Das Bild ist im Arbeitsheft Gabriele Münters von 1947 unter der Nummer 14/A1 verzeichnet.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Die Zeit nach Kandinsky in Murnau, Schloßmuseum Murnau, 26.7. - 04.11.2013, Aust.Kat.o.Nr. mit Abb. S.168.

Den ersten Unterricht erhält Gabriele Münter 1897 an der Düsseldorfer Damen-Kunstschule, die weitere Ausbildung im Künstlerinnen-Verein als Schülerin von M. Dasio und A. Jank. Anschließend geht sie nach München und besucht dort die Privatkunstschule "Phalanx"; Leiter der Schule ist Wassily Kandinsky. Mit ihm unternimmt Gabriele Münter ab 1904 viele Reisen u.a. nach Holland, Italien und Frankreich, wo sie Rousseau und Matisse kennenlernen. Stilistisch distanziert sich Münter nun vom Impressionismus und lässt in ihrem Werk Einflüsse der Fauves und der Expressionisten erkennen. Ein ruhigeres Leben beginnt ab 1908 in der mit Kandinsky gemeinsamen Wohnung in München. Mit Klee, Marc, Macke, Jawlensky und Marianne von Werefkin pflegen die beiden regen Kontakt. Für eine produktive künstlerische Zusammenarbeit ist das von Münter gekaufte Landhaus in Murnau die richtige Umgebung. 1909 beginnt die Künstlerin mit Hinterglasbildern, ein Medium, das später auch Kandinsky, Marc, Macke und Campendonk aufgreifen. Zwei Jahre lang ist Münter Mitglied in der "Neuen Künstlervereinigung München". Im Jahr 1911 tritt sie der von Kandinsky und Marc gegründeten Redaktion "Blauer Reiter" bei. Mit Interesse verfolgt Gabriele Münter Kandinskys abstrakte Bilder, bleibt jedoch selbst bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche mit Hang zur humorvollen Charakterisierung. Mit Kriegsausbruch gehen Münter und Kandinsky zunächst in die Schweiz, ein Jahr später (1915) entscheidet sich die Malerin für Stockholm, wo es zur Trennung von Kandinsky kommt. Im Spätherbst 1917 übersiedelt sie nach Kopenhagen. Die 1920er Jahre sind geprägt von vielen Reisen und Aufenthalten in München, Murnau, Köln und Berlin. Durch den Bruch mit Kandinsky in eine tiefe Schaffenskrise geworfen, lebt ihre Malerei erst in den 1930er Jahren neu auf. Ab 1931 lebt Münter ständig in München und Murnau.

Das Ungewöhnliche an den abstrakten Gemälden, die Gabriele Münter wohl einem Zeitgeist folgend Anfang der fünfziger Jahre gemalt hat, sind ihre Farbigkeit und die ausgewogene Komposition. Wohl in Erinnerung an Werke von Wassily Kandinsky zitiert Münter geometrische Formen, die sich hier jedoch in ihrer malerischen Interpretation zu einer Art festlichem Stillleben einfinden. Die Ausgewogenheit der Komposition und das betont malerische Innenleben der Farbflächen zeugen von einer Bereitschaft sich dem Neuen und Unbekannten zu öffnen, ohne jedoch die einmal erarbeiteten Werte zu vernachlässigen. So können Gabriele Münters abstrakte Arbeiten in zweierlei Hinsicht gesehen und gelesen werden: einerseits als Bestreben sich dem Zeitgeist nicht zu verschliessen und andererseits aber eine eigenständige Hingabe an die fundierten Werte nicht aufzugeben. Der spielerisch-naive Ton, der auch in den gegenständlichen Werken der Künstlerin anzutreffen ist, wird hier zur bestimmenden Komponente des Bildgeschehens. Eine bessere und eigenständigere Interpretation des für sie Ungewohnten konnte Gabriele Münter für sich und ihr Gesamtwerk wohl kaum finden.

Im Jahr 1956 erhält sie den Kulturpreis der Stadt München, 1960 findet die erste Ausstellung Münters in den USA statt, gefolgt 1961 von einer großen Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle. Die Künstlerin stirbt am 19. Mai 1962 in ihrem Haus in Murnau. [KD].




348
Gabriele Münter
Mit rosa Spitze, 1954.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 67.100

(inkl. Käuferaufgeld)