Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1201

 

1201
Fritz Winter
Schatten vor Rot, 1958.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 75.640

(inkl. Käuferaufgeld)
Schatten vor Rot. 1958.
Öl auf Leinwand.
Lohberg 2218. Rechts unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert sowie betitelt. 97 x 130 cm (38,1 x 51,1 in).

Besonders ausdrucksstarke Arbeit aus der Werkphase der "Verhärteten Formen".

AUSSTELLUNG: Galleria Henze, Campione d'Italia, Bestandskatalog 1982, Farbabb. 71.
Galerie Stefan Röpke, Köln (auf dem Keilrahmen mit dem Galeriestempel und dem Galerieetikett).

Am 22. September 1905 wird Fritz Winter als erstes von acht Kindern in Altenbögge bei Unna geboren. 1919 beginnt er eine Elektrikerlehre und ist als Bergmann tätig. Anfang der zwanziger Jahre entstehen erste zeichnerische und malerische Versuche. 1927 bewirbt sich Fritz Winter erfolgreich am Bauhaus in Dessau und studiert dort die folgenden drei Jahre unter anderem bei Klee, Kandinsky, Albers und Schlemmer. 1929 nimmt Winter an der Ausstellung "Junge Bauhausmaler" teil. Er macht Bekanntschaft mit Ernst Ludwig und Erna Kirchner, die er wiederholt in Davos besuchen wird. Nach seinem Studium unterrichtet Winter an der Pädagogischen Akademie in Halle. 1933 folgt ein Umzug nach München, 1935 ein weiterer nach Dießen am Ammersee. Die Nationalsozialisten erklären seine Kunst als "entartet" und Winter erhält Malverbot. Bereits 1939 als Soldat an die Ostfront eingezogen, gerät Winter kurz vor Kriegsende in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1949 entlassen wird. Während des Krieges entstehen in kleinen Skizzenbüchern die sogenannten "Feldskizzen", die seine berühmte Werkgruppe "Triebkräfte der Erde" vorbereiten. Unmittelbar nach seiner Heimkehr ist Fritz Winter Gründungsmitglied der Gruppe "Zen 49" und findet schnell Anschluss an die europäische Avantgarde. Im Rückgriff auf seine vom Bauhaus beeinflussten Arbeiten der 1930er Jahre entwickelt der Künstler eine eigene Formensprache, die ihm neben dem Informel eine Sonderstellung zuweist. Ab 1953 ist Winter Gastdozent an der Landeskunstschule Hamburg, zwei Jahre später erhält er eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Kassel. Im selben Jahr und nochmals 1959 ist er auf der documenta I und II vertreten. Winter wird mit zahlreichen Preisen geehrt, so erhält er etwa 1956 den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf, 1957 den Internationalen Graphikpreis Tokio sowie den Preis der Internationalen Bau-Ausstellung Berlin und 1958 den Preis der Weltausstellung Brüssel.

Im selben Jahr entsteht das hier vorliegende Gemälde, das in eine besondere Schaffensperiode des Künstlers fällt, in der das Leicht-Spielerische der Lineatur aufgegeben wird zugunsten einer statisch aufgefassten Festigkeit. "In den Bildern [..] tritt im Vergleich zu den Vorjahren ein schroffes Neben- und Gegeneinander von zumeist kantigen Formen auf, wobei der Spachtel anstelle des weichen Pinsels eingesetzt wurde. Dem Kontrast der einzelen Teile entsprechen die gegensätzlichen Farbintervalle. [..] Obwohl Winter grundsätzlich das Formenrepertoire der Jahre 1950 bis 1955 fortführt, verändert sich die Aussage." (zit. nach Lohberg, S. 75 f.). Es zeigt sich, dass in Winters Œuvre die progressive Weiterentwicklung stets aus der Kontinuität heraus verständlich wird, die Abfolge der Werkphasen folgt einer immanenten Ordnung.

1959 erkrankt Winter als Folge seiner Kriegsverletzungen. Zum 60. Geburtstag 1965 ehrt man den Künstler mit einer großen Retrospektive in verschiedenen Städten Deutschlands. Das "Große Bundesverdienstkreuz" erhält er 1969. 1970 erfolgt die Emeritierung in Kassel; Winter lebt seitdem wieder in Dießen. 1975 wird in Ahlen das Fritz-Winter-Haus eröffnet. Am 1. Oktober 1976 stirbt Fritz Winter. Schon zu Lebzeiten zählt der Maler zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Nachkriegszeit. [KP].




1201
Fritz Winter
Schatten vor Rot, 1958.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 75.640

(inkl. Käuferaufgeld)