Auktion: 409 / Klassische Moderne und Seitenwege der dt.Avantgard am 06.12.2013 in München Lot 341

 

341
Emil Nolde
Molch, 1923.
Aquarell
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Molch. 1923/24.
Aquarell.
Rechts unten signiert. Auf feinem Japanbütten. 34,8 x 47,7 cm (13,7 x 18,7 in), blattgroß.
Verso mit dem Sammlungsstempel der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde (nicht bei Lugt) und der handschriftlichen Nummerierung "r 12". Das Blatt gehört zu einer Folge von Aquarellen, die Nolde im Winter 1923/24 im Berliner Zoologischen Garten malte.

Mit einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 19. Januar 2008.

Am 7. August 1867 wird Emil Hansen im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Den Namen seines Heimatortes Nolde nimmt er später als Künstlernamen an. Nach einer Lehre als Möbelzeichner und Holzschnitzer arbeitet er für verschiedene Möbelfabriken, ehe er 1892 am Gewerbemuseum in St. Gallen eine Stellung als Lehrer für gewerbliches Zeichnen erhält, die er bis 1898 innehat. Hier entstehen kleine farbige Zeichnungen der Schweizer Berge. Mit dem Entschluss, Maler zu werden, geht Nolde schließlich nach München, doch die Akademie unter Franz von Stuck lehnt ihn ab. Es folgt ein Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris. 1900 mietet er ein Atelier in Kopenhagen und zieht 1903 auf die Insel Alsen. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt; es entstehen erste farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt Nolde während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Als Nolde 1909 in dieser Technik erstmalige Versuche auf nicht saugfähigem Papier unternimmt, dabei das Blattweiß in großen Teilen stehen lässt und auf eine Konturierung in der Gegenstandserfassung verzichtet, sind diese Neuerungen zukunftsweisend. 1910 wird Emil Nolde nach einer Kontroverse mit Max Liebermann aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt. Weniger vom Berliner Großstadtleben, das er in einigen expressiven Bildern festhält, als vom Primitivismus fasziniert, malt Nolde Stillleben mit exotischen Figuren und Maskenbilder. Von einer Expedition nach Neu-Guinea 1913 bringt er reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken noch bis 1915 verarbeitet.

Im Winter 1923/24 hält sich Nolde in Berlin auf und besucht regelmäßig den Zoologischen Garten, das Aquarium und den Botanischen Garten der Stadt. Es entstehen große Aquarelle von Tieren und Pflanzen, in denen sich der Maler ganz dem Reiz des Fremdländisch-Exotischen hingibt. Im hier vorliegenden Aquarell, das Nolde ganz in einer tonigen, gedeckten Farbpalette hält, nimmt ein Molch den größten Bildraum ein. Noldes Protagonist, den Amphibien zugehörig, ist mit breiten und zügig gesetzten Pinselstrichen in sattem Violett wiedergegeben, fast scheint er den Betrachter aus dem Bild heraus keck anzublicken. Trotz seines ungewöhnlichen Inkarnats fügt sich der Molch ganz und gar in den Bildgrund ein, lässt Nolde diesen doch an einigen Stellen geschickt durch das Tier hindurch hervorblitzen.

1928 lässt sich Emil Nolde in Seebüll nieder. Der dort angelegte Garten wird zur unerschöpflichen Inspirationsquelle seiner Malerei, auch Küstenlandschaften und religiöse Szenen werden zu tragenden Sujets. Von den Nationalsozialisten als Künstler verfemt, dazu ab 1941 mit Arbeitsverbot belegt, malt Nolde ab 1938 in Seebüll seine "Ungemalten Bilder", viele hundert kleine Aquarelle, die er nach 1945 als Ölbilder wieder aufgreift. In den letzten Lebensjahren entstehen vor allem Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [KP].




341
Emil Nolde
Molch, 1923.
Aquarell
Schätzung:
€ 30.000
Ergebnis:
€ 25.000

(inkl. Käuferaufgeld)