Auktion: 416 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.06.2014 in München Lot 855

 

855
Erwin Wurm
Squirt, 2009.
Eisenguss
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Squirt. 2009.
Eisenguss mit gebürsteter Oberfläche.
Auf der Standfläche mit dem Namenszug und der Nummerierung sowie mit dem Gießerstempel "Art Casting Belgium". Aus einer Auflage von 6 Exemplaren. 37,3 x 18 x 9,5 cm (14,6 x 7 x 3,7 in).
[JS].

PROVENIENZ: Privatsammlung Schweiz.

Erwin Wurm, der international erfolgreichste Vertreter österreichischer Gegenwartskunst, kommt im Jahr 1954 in Bruck an der Mur in der Steiermark zur Welt. 20-jährig immatrikuliert sich Erwin Wurm 1974 an der Universität Graz für die Fächer Kunstgeschichte und Germanistik, ab 1977 schließt sich ein zweijähriges Studium an der Salzburger Hochschule für Darstellende Kunst im Fach Kunsterziehung an. Zwischen 1979 und 1982 folgt ein Studium der Gestaltungslehre an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst. Als freier Künstler tritt Erwin Wurm seit den 1980er Jahren auf. Sein vielfältiges, zugleich witziges und tiefgründiges Œuvre umfasst nahezu alle Gattungen, doch die Auslotung der Skulptur, die Auflösung ihrer Grenzen, wird zu einem Kernthema für Erwin Wurm. Auf seine frühen, bunt bemalten und futuristisch anmutenden Skulpturen folgen die "Staubobjekte", im Staub sichtbar werdende Umrisse verschwundener Dinge. Erwin Wurms Ruhm begründen vor allem die "One Minute Sculptures". Auch hier ist Vergänglichkeit das Leitmotiv: Handlungsanweisungen des Künstlers lassen Menschen zu ephemeren "Skulpturen" werden und kurzzeitig sonderbare Körperpositionen einnehmen. Dabei werden sie fotografisch oder in Videofilmen dokumentiert. Hier schafft Wurm eine gleich mehrfache Grenzüberschreitung: durchbrochene Trennlinien zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, zwischen Werk und Handlung, zwischen Künstler und Rezipient.

"Ich war nie am Körper interessiert, nur am psychologischen Subjekt, am Individuum", hat der Österreicher Erwin Wurm mit Blick auf sein oftmals komisches und zugleich verstörendes künstlerisches Schaffen festgehalten. Wurm seziert mit künstlerischem Blick unsere Alltagswelt und inszeniert in seinen eigenwilligen Performances, Installationen und Fotoarbeiten immer wieder Normabweichungen. Uns vermeintlich bekannte Alltagsgegenstände wie Häuser und Autos geraten in Wurms Arbeiten förmlich aus den Fugen, werden wie in den Arbeiten "Fat Convertible" (2005) oder "Fat House" (2003) bis zur Unkenntlichkeit aufgebläht oder aber wie in der 2006 im Zuge der für die große Einzelausstellung im Museum Moderner Kunst, Wien, entstandenen Installation "House Attack" scheinbar kopfüber vom Museumsdach auf den Betrachter hinabgestürzt. Auch der Mensch wird, wie die vorliegende Arbeit zeigt, immer wieder zum Objekt dieses Prozesses der Isolation, Deformation und Verfremdung. Scheinbar selbstverständlich weist Wurm dem banalen Alltagsgegenstand Wärmflasche eine skulpturale Bedeutung zu; er stellt seine Schöpfung allein durch die den Gegenstand hin zum Figürlichen verfremdenden Füße in die Tradition des Standbildes. Wurm spielt auf diese Weise nicht nur mit Sehgewohnheiten und kunstgeschichtlichen Traditionen, sondern kreiert auf diese Weise auch seine ganz eigene, künstlerische Normalität.

Die außergewöhnlichen Werke von Erwin Wurm sind seit langem Gegenstand von Einzelausstellungen in internationalen Museen. Die renommiertesten Häuser weltweit besitzen und präsentieren seine Arbeiten, darunter die National Gallery of Victoria in Melbourne, die Österreichische Galerie Belvedere in Wien, das Pariser Centre Pompidou, das Museum Ludwig in Köln, das Kunsthaus Zürich oder das Solomon R. Guggenheim Museum in New York. Erwin Wurm lebt und arbeitet in Wien und New York.
ErwinWurm ist u.a. vertreten in:
Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Wien
Galerie Aurel Scheibler, Berlin
Lehmann Maupin, New York/Hong Kong
BA-CA Kunstforum, Wien
Belvedere, Wien
Centre Pompidou, Paris
museum in progress, Wien
Generali Foundation, Wien
DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt




855
Erwin Wurm
Squirt, 2009.
Eisenguss
Schätzung:
€ 10.000
Ergebnis:
€ 23.750

(inkl. Käuferaufgeld)