Auktion: 419 / Klassische Moderne am 05.12.2014 in München Lot 351

 

351
Max Beckmann
Selbstbildnis mit steifem Hut, 1921.
Kaltnadelradierung
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Selbstbildnis mit steifem Hut. 1921.
Kaltnadelradierung.
Hofmaier 180 III B (von IV B). Gallwitz 153. Signiert. Wohl von I.B. Neumann bezeichnet "2. Zustand" [sic!] und von fremder Hand "Selbst mit Hut". Aus der ersten Auflage von wohl 50 Exemplaren. Auf Bütten. 31,8 x 24,5 cm (12,5 x 9,6 in). Papier: 49,7 x 33,5 cm (19,5 x 13,1 in).
Herausgegeben von I.B. Neumann, Berlin. [SM].

PROVENIENZ: Privatsammlung Baden-Württemberg.

Seine künstlerische Ausbildung erhält Beckmann von 1900 bis 1903 an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar, hauptsächlich bei dem norwegischen Landschaftsmaler Carl Frithjof Smith. Nach dem Studienabschluss und Aufenthalten in Paris, Genf und Florenz lässt sich Beckmann 1907 in Berlin nieder und wird dort Mitglied der Sezession. Bei Kriegsausbruch meldet er sich freiwillig als Berufssoldat. Als Beckmann 1915 vom Militär entlassen wird, zieht er nach Frankfurt am Main, wo er bis 1933 an der Städel-Kunstschule unterrichtet. Die frühen Arbeiten des Künstlers stehen unter dem Einfluss des deutschen Impressionismus, vor allem Lovis Corinths. Die Kriegserlebnisse führen ihn dann jedoch zu einem expressionistischen Ausdruck. Seit den 1920er Jahren prägt die intensive Auseinandersetzung mit der Dingwirklichkeit sein Werk, welche sich formal in einem expressiven, die Form umreißenden grafischen Gerüst niederschlägt. Hauptthema ist der einsame bedrohte Mensch in einer apokalyptischen Welt.

Die vorliegende Arbeit ist eines der wichtigsten, um nicht zu sagen das wichtigste grafische Blatt im Schaffen von Max Beckmann. Die Erforschung des eigenen Ichs, die mit den zahlreichen Selbstbildnissen von Rembrandt einen ersten Höhepunkt in der europäischen Kunst erreicht, zieht sich von da an wie ein roter Faden durch die Historie von Malerei und Grafik. Besonders die deutschen Künstler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sahen darin einen wichtigen Schritt der Selbstfindung. Stellvertretend für viele sei neben Beckmann auch Käthe Kollwitz genannt, die in der Befragung des eigenen Ichs die künstlerische Herausforderung ihres Lebens sah. Das frontal und in die Mitte der Komposition gestellte Selbstbildnis Beckmanns, das durch die zigarettentragende Hand im Vordergrund und die Lampe rechts gegen die allzu große Nähe des Betrachters geschützt wird, erinnert in seiner Statuarik an die überkommene Form der Ikone, des Heiligenbildes. Doch der zwingend fordernde Grundton der Aussage lädt nur scheinbar zum Dialog ein. Beckmann ist sich hier in Haltung und Ausdruck der Bedeutung seiner Person als Künstler und Einzelgänger mehr als bewusst. Er fühlt sich in seinem Wollen bestätigt.

1937 emigriert Beckmann nach Holland, 1947 wandert er in die USA aus. Kurze Gastprofessuren in St. Louis, Boulder und New York folgen. Am 27. Dezember 1950 stirbt der Künstler in New York.




351
Max Beckmann
Selbstbildnis mit steifem Hut, 1921.
Kaltnadelradierung
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)