Auktion: 420 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 06.12.2014 in München Lot 872

 

872
Elvira Bach
Ein neuer Tag im Paradies, 1992/1999.
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Ein neuer Tag im Paradies. 1992/1999.
Folge von 5 Gemälden. Kunstharz auf Leinwand.
Eine der Leinwände verso signiert, datiert "1992-99" und betitelt. Jeweils verso fortlaufend bezeichnet "E.B. 1" bis "E.B. 5". Jeweils 180 x 80 cm (70,8 x 31,4 in). [JS].

PROVENIENZ: Galerie Deschler, Berlin (jeweils auf dem Keilrahmen mit dem Stempel).
Privatsammlung Baden-Württemberg.

LITERATUR: Friedrich W. Kasten, Elvira Bach. Kinder-Küche-Kunst, Köln 1999, S. 58-59 (mit Abb.).

Elvira Bach erlangt als Vertreterin der "Jungen Wilden" in den 1980er Jahren internationale Bekanntheit. Von 1967 bis 1970 besucht Elvira Bach die Staatliche Glasfachschule Hadamar. Zwei Jahre nach ihrem Abschluss zieht sie nach Berlin und studiert dort bis 1979 an der Hochschule der Künste Malerei bei Hann Trier. Parallel zum Studium arbeitet sie als Requisiteuse an der Schaubühne am Halleschen Ufer. 1982 verbringt Elvira Bach im Rahmen eines Stipendiums mehrere Monate als "Artist in Residence" in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik. Diese Zeit in der Karibik übt einen starken Einfluss auf sie aus, erweist sich als künstlerisch höchst inspirierend und beeinflusst ihr gesamtes späteres Werk. Noch im selben Jahr wird sie, erst 29-jährig, auf die Documenta VII eingeladen. Es folgen zahlreiche Ausstellungen in Museen und Kunstvereinen. Subjektive Thematik statt Ratio findet bei Bach ihren Ausdruck in einer kraftvollen, rasanten, energisch bestimmten Bildsprache, die sich ausdrückt in sinnlich greller Palette und scharfen kantigen Formen.

Die Frau steht in ihrer geschlechtsspezifischen Existenz und ihrer Sinnlichkeit im Fokus von Elvira Bachs malerischem Œuvre. Stets weisen die typisierten weiblichen Gestalten ihrer Gemälde ganz ähnliche äußere Merkmalen auf. Die Parallelen zwischen ihren neoexpressionistischen Frauenbildnissen und ihrer eigenen Person sind unverkennbar, und so haben auch immer wieder biografische Einschnitte zu Veränderungen in Bachs Frauenbild beigetragen, dass jedoch stets die Stärke und Sinnlichkeit des weiblichen Geschlechtes ins Bild setzt. In den 1970er und frühen 1980er Jahren inszeniert Bach ihre Großstadtamazonen noch meist mit Champagner- oder Cocktailgläsern als emanzipiert-erotische Szenefrau. Bald beginnen auch Schlangen und Erdbeeren als zentrale Attribute sowie Verweise auf Sündenfall und Paradies das Bildgeschehen mitzubestimmen. In den 1990er Jahren jedoch, in denen die Künstlerin ihre beiden Söhne großzieht und eine Existenz zwischen Atelier und Hausfrauen-Dasein führt, bedient sich Bach wie im vorliegenden, mehrteiligen Gemälde "Ein neuer Tag im Paradies" der Symbolik einer anderen Frucht, der Kartoffel. Keine andere Frucht eignet sich besser als Sinnbild der Normalität. Bachs "Küchendiven" sind keinesfalls Heimchem am Herd, sondern vielmehr sinnliche Powerfrauen des Alltages. Mit brennender Zigarette im Mundwinkel, roten Fingernägeln, Netzstrumpfhosen und hohen Schuhen schälen sie Kartoffeln oder machen den Abwasch. Elvira Bachs Frauen haben sich kaum verändert, nur gehen sie jetzt anderen Tätigkeiten nach.

In den vergangenen Jahren wurden Bachs Werke auf zahlreichen Ausstellungen u.a. in der Kunsthalle Wien, in der Halle 12, Leipzig, sowie in der Kunsthalle Darmstadt präsentiert. Zahlreiche Werke befinden sich darüber hinaus in renommierten öffentlichen Sammlungen wie der Städtischen Galerie Wolfsburg, der Sammlung Deutsche Bank, Frankfurt, und dem Museum of Modern Art, New York.




872
Elvira Bach
Ein neuer Tag im Paradies, 1992/1999.
Schätzung:
€ 14.000
Ergebnis:
€ 27.500

(inkl. Käuferaufgeld)