Auktion: 424 / Klassische Moderne am 11./13.06.2015 in München Lot 218

 

218
Egon Schiele
Liegender Akt mit erhobenen Beinen, 1912.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Liegender Akt mit erhobenen Beinen. 1912.
Bleistiftzeichnung.
Kallir 1010. Rechts unten signiert und datiert. Auf chamoisfarbenem Similijapan von Strathmore (mit Wasserzeichen). 46,5 x 31,7 cm (18,3 x 12,4 in), Blattgröße. [JS].

PROVENIENZ: Galerie St. Etienne, New York.
Viktor Gruen, New York (vom Vorgenannten um 1970 erworben).
Privatsammlung (durch Erbschaft vom Vorgenannten).

Stärker als in seinen Gemälden hat sich Egon Schiele in den Aquarellen und Zeichnungen künstlerische Freiräume erarbeitet, die für sein Gesamtwerk sehr bedeutend sind. Die Beziehung zwischen Maler und Modell war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine völlig andere geworden. Schon die Expressionisten der "Brücke" hatten ihre weiblichen Modelle bevorzugt unter jungen Mädchen gesucht. Der formale Reiz des noch adoleszenten Körpers ohne jene üppigen Rundungen, die noch die Impressionisten begeistert hatten, kam einer Ästhetik entgegen, die ihre Erfüllung im Androgynen suchte. Schiele folgt diesem Trend und geht noch weiter. Er nähert sich dem Modell auf eine so direkte Weise, dass sie für den ersten Moment schockierend wirkt. Sein Dialog mit dem Modell findet auf zwei Ebenen statt. Da ist zum einen die formal-ästhetische Sicht, die den Körper in einer manierierten Pose fixiert, um gleichsam aus dem jungen Leben ein statisches Muster herauszufiltern. Und zum anderen ist da die fast voyeuristische Nähe, mit der sich der Künstler der Dargestellten in den intimsten Situationen nähert.



218
Egon Schiele
Liegender Akt mit erhobenen Beinen, 1912.
Bleistiftzeichnung
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 137.500

(inkl. Käuferaufgeld)