Auktion: 428 / Klassische Moderne am 03./05.12.2015 in München Lot 270

 

270
Georg Schrimpf
Mädchen vor Seelandschaft, 1923.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Mädchen vor Seelandschaft. 1923.
Öl auf Leinwand.
Hofmann/Praeger 1923/15 mit Farbabb. S. 124. Rechts unten signiert und datiert. 60 x 91,5 cm (23,6 x 36 in).
Verso auf dem Keilrahmen und der Leinwand mehrfach gestempelt "Städtische Kunstsammlungen Nürnberg. Lorenzerstraße 32" sowie handschriftlich auf der Leinwand und dem Keilrahmen bezeichnet "Gm. 2149".
Schrimpfs reduzierte Figurenkompositionen gehören auf dem internationalen Auktionsmarkt zu den gefragtesten Gemälden des Künstlers.

PROVENIENZ: Städtische Kunstsammlungen, Nürnberg (verso und auf dem Keilrahmen mit dem Adressenstempel).
Galerie Gunzenhauser, München.
Privatsammlung Deutschland.

AUSSTELLUNG: Die Zwanziger Jahre in München, Stadtmuseum München, Mai-September 1979, Nr. 707.
Vom Expressionismus über die Neue Sachlichkeit zum Informel, Galerie Gunzenhauser, München, 11.9.-31.10.1978 (mit Farbabb. auf Ausstellungsflyer unter dem Titel "Mädchen in einer Landschaft").

LITERATUR: Carlo Carrà, Georg Schrimpf, Rom 1924, mit Abb. (unter dem Titel "Au bord du Lac de Zürich").
Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, Auktion 32, 1958, Kat.-Nr. 998 mit Abb. Tafel 50 (unter dem Titel "Ruhendes Mädchen vor weiter Landschaft (im Hintergrund Zürichsee)").
Galerie Gunzenhauser, Lagerkatalog, Nr. 36, München 1978, mit Farbabb.



Die Menschen in den Werken von Georg Schrimpf scheinen sich in einer Art Traumwelt zu bewegen. Ihr Bezug zur Wirklichkeit ist nur scheinbar gegenwärtig. So isoliert wie Schrimpf seine Gestalten in die Umgebung einbettet, so introvertiert geheimnisvoll bleibt auch ihre Ausstrahlung. Es ist eine ganz eigene Stimmung, die Georg Schrimpf in seinen Werken bildhaft wirken lässt. Er selbst hat dazu gesagt: "Was Art und Wesen meiner Malerei angeht, so kann ich hierzu nur eines sagen: Meine Darstellung hat mit programmatischer Malerei, sei es in jedem Sinne, nichts zu tun. Was ich mit meinen Bildern will, gilt dem Leben schlechthin; so wie es trotz aller zufälligen Wirkungen und Erscheinungen abläuft. So bemühe ich mich um Klarheit und Einfachheit als den mir wesentlichen Grundzügen, in dem Glauben, eben dadurch auch dem inneren Wert der Dinge nahe zu kommen." (zit. nach: Wolfgang Storch, Georg Schrimpf - Maria Uhden, Berlin 1985, S. 162). Die Ikonografie der Liegenden in der Landschaft reicht bis in die Renaissance zurück, zunächst mythologisch verbrämt, später erotisch aufgeladen, um dann bei Schrimpf in einfach-natürlicher Pose das Innerste zu bewegen, das seine Gestalten vermitteln. Die landschaftliche Staffage ist nur ein Mittel der Intention. Der See und die Berge ruhen gelassen wie die Lagernde, nur der kleine Baum mit schmalem Geäst kündet von einer Erneuerung, von einem Werden, einer Veränderung, die hier nur erahnt wird.



270
Georg Schrimpf
Mädchen vor Seelandschaft, 1923.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 60.000
Ergebnis:
€ 81.250

(inkl. Käuferaufgeld)