"Zeichnen bis zum Wahnsinn" war Kirchners Credo, und so ist uns eine beachtliche Fülle von Zeichnungen unterschiedlichster Natur erhalten. Die schnelle Erfassung einer Situation, oft unter Vernachlässigung bestimmter Details, macht den besonderen Reiz des zeichnerischen Werkes von Ernst Ludwig Kirchner aus. Mit Recht gilt es als eines der bedeutendsten zeichnerischen Œuvres unter den Künstlern des Expressionismus. Kirchner wollte sein umfangreiches Werk an Zeichnungen auch als eigenen künstlerischen Komplex innerhalb seines Gesamtwerkes verstanden wissen. Kirchner begründete mit seinen Zeichnungen eine Schule des Sehens, die in ihrer komplexen Natur noch einer endgültigen Ausdeutung bedarf. Viel näher und spontaner als in seinen Gemälden kann man an diesen Zeichnungen das künstlerische Wollen Kirchners ablesen. Sie geben Einblick in ein rastloses Schaffen der Niederschrift des augenblicklich Erlebten, das er spontan und ohne Rücksicht auf künstlerische Feinheiten festgehalten hat. [KD]