Auktion: 438 / Kunst nach 1945 II am 09.12.2016 in München Lot 549

 

549
Jörg Immendorff
Den Hahn wecken, 1996.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 13.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Den Hahn wecken. 1996.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Links unten betitelt. 70 x 100 cm (27,5 x 39,3 in).

Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

Angeregt durch die Arbeiten für Bühnenbild und Kostüme zu der Oper "The rakes progress" von Igor Strawinsky im Rahmen der Salzburger Festspiele 1994, befasst sich Jörg Immendorff in den kommenden Jahren mit der spätbarocken Bilderserie gleichen Titels von William Hogarth. Von hier kommt er zur Vanitas-Thematik von "Den Hahn wecken". Im vorliegenden Bild ruft Immendorff gezielt und wirkungsvoll barocke Symbolik in Erinnerung: Ein nackter Mann liegt, tot oder schlafend, auf einem Strohhaufen, der in der Bildsprache des 17. und 18. Jahrhunderts die geschnittenen Halme des Lebens bedeutet. Sanduhr und Totenköpfe verstärken diesen Bezug, der, gleichsam emblematisch, mit dem Ausblick auf die Morgensonne zusammenspielt, die in die dunkle Nacht eindringt. Bei so viel christlich geprägter Todes- und Erlösungssymbolik darf aber auch eine kleine, versteckte Provokation nicht fehlen: So ruft der nackte Mann den perspektivisch verzerrten toten Christus aus Andrea Mantegnas ikonischer Mailänder "Beweinung" in Erinnerung - ein subtiler Bruch, der Immendorffs schöpferische Qualitäten deutlich vor Augen führt.



549
Jörg Immendorff
Den Hahn wecken, 1996.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 13.750

(inkl. Käuferaufgeld)