1959-1961 illustriert Marc Chagall für Tériade die antike, bukolische Erzählung des Longus von Daphnis und Chloé. Die beiden von Hirten aufgezogenen Findelkinder verlieben sich, können schließlich, als sie auch ihre wohlhabenden Eltern gefunden haben, heiraten und entscheiden sich dennoch für ein einfaches Leben auf dem Land. Unser Blatt zeigt die Szene, wie der Liebesgott Eros dem alten Hirten Philetas in seinem Garten erscheint und ihm die unter seinem Schutz stehende Liebe von Daphnis und Chloé verkündet.
Nach Erhalt des Auftrages reist Marc Chagall mehrfach nach Griechenland, um sich in das antike Thema einzufühlen. Die auf den Reisen entstandenen Skizzen und Aquarelle arbeitet Chagall anschließend in Lithografien aus. Es entstehen außergewöhnlich vielfarbige Blätter, die "Farbe muss mit der Zeichnung übereinstimmen, wie der Vortrag mit dem Gesang, .. sie ist wie die Sonne, die in den Garten tritt .." (Mourlot, Chagall, Monte Carlo 1963, S. 13).
Die Farblithografien aus "Daphnis und Chloé", an denen Künstler und Drucker drei Jahre arbeiten, gelten heute als eines der größten Zeugnisse der grafischen Meisterschaft Marc Chagalls. [EH/ST]