Auktion: 449 / Klassische Moderne I am 10.06.2017 in München Lot 225

 

225
Ernst Ludwig Kirchner
Drei Akte im Walde, 1933/34.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Drei Akte im Walde. 1933/34.
Farbholzschnitt.
Zukünftig Gercken 1728 V. Dube 637 e 2 V (von V). Einer von 18 bekannten Handabzügen dieses Druckzustandes, die alle in der Farbgebung minimal variieren. Auf Japanbütten. 35,2 x 49,8 cm (13,8 x 19,6 in). Papier: 39 x 58,5 cm (15,3 x 23 in).
Das gleiche Sujet im Gegensinn inspirierte Kirchner zur kleinen und großen Version des Gemäldes "Akte im Walde" (vgl. Gordon 970 und 971).
Brillanter Farbholzschnitt aus dem späteren Schaffen Kirchners.
Wir danken Herrn Prof. Dr. Günther Gercken, Lütjensee, für die freundliche wissenschaftliche Beratung.

PROVENIENZ: Galerie Vömel, Düsseldorf.
Stuttgarter Kunstkabinett R.N. Ketterer, 33. Auktion, Stuttgart 1959, Kat. Nr. 417 mit s/w-Abb. auf Tafel 56.
Stuttgarter Kunstkabinett R. N. Ketterer, 37. Auktion, Stuttgart 5. Mai 1962, Kat.-Nr. 765 mit sw-Abb. auf Tafel 32.
Privatsammlung Hessen (in der vorgenannten Auktion erworben).

LITERATUR: Annemarie Dube-Heynig, E. L. Kirchner - Graphik, München 1961, Farbtafel 90 (der hier angebotene Druckzustand in entsprechender Farbvariante).

In den dreißiger Jahren beschäftigt sich Kirchner nochmals mit dem Farbholzschnitt, den er in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in so hervorragender Weise verwirklicht hatte. Sein technisches Können erlaubt ihm gewagte Kombinationen in den Farben, in denen auch der im Expressionismus geübte spielerische Umgang mit den einzelnen Druckstöcken wieder aufgenommen wird. Die Formenwelt ist nun linear-kompakter in den in diesen Jahren von Kirchner bevorzugten Rundungen. Die zudem aggressive Farbwahl wird etwas gemildert. Die Akte im Walde erinnern an Kirchners berühmte Akte aus der Zeit der "Brücke", als er mit seinen Malerkollegen Pechstein und Heckel an den Moritzburger Seen diese Thematik auf grandiose Weise erarbeitet hatte.
In diesen späten Holzschnitten, wie auch in den gleichzeitigen Gemälden, werden von Kirchner bildnerische Erfahrungen verarbeitet, die sich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg so noch nicht gestellt hatten. Annemarie Dube-Heynig schreibt dazu: "So sieht er im Farbholzschnitt und Gemälde, die 'Drei Frauen im Walde', die Erscheinung des Lebens eingebettet in die tragende Natur [..]. Das Motiv geht auf den Sommer 1933 zurück [..]. Auch der Holzschnitt erfährt immer neue Variationen, kaum dass ein Abzug dem anderen gleicht. Er fügt Farben hinzu und gibt andere auf, verändert die Zeichnungsplatte und erreicht immer neue Wirkungen. Alle diese Bemühungen aber gelten letzter Einfachheit und Steigerung des Ausdrucks." (zit. nach: Dube-Heynig, E. L. Kirchner - Graphik, München 1961, S. 136)



225
Ernst Ludwig Kirchner
Drei Akte im Walde, 1933/34.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 87.500

(inkl. Käuferaufgeld)