Auktion: 461 / Kunst nach 1945 I am 09.12.2017 in München Lot 856

 

856
Gerhard Richter
Rot-Blau-Gelb, 1973.
Öl
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 237.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Rot-Blau-Gelb. 1973.
Öl auf Leinwand.
Richter 338-9 und 338-19. Jeweils verso auf der Leinwand signiert, datiert und bezeichnet "9" bzw. "19". 52 x 53 cm (20,4 x 20,8 in). Jeweils 25,5 x 53 cm ( 10 x 20,8 in).
Für die Edition "Rot-Blau-Gelb" wurden 100 Leinwände Kante an Kante zu einem Block von 260 x 530 cm dicht nebeneinandergehängt, als Ganzes bemalt und einzeln verkauft. Jedes ein Unikat. Herausgegeben von Galerie Seriaal, Amsterdam 1973.

LITERATUR: Hubertus Butin, Gerhard Richter. Editionen 1965-2004. Catalogue raisonée, Ostfildern-Ruit 2004.
Bruno Corà (Hrsg.), Gerhard Richter, Prato 1999.
Paul Moorhouse, Gerhard Richter - Abstraction and Appearance, 2016.
"Man muss daran glauben, was man macht, man muss sich innerlich engagieren, um Malerei zu machen. Einmal davon besessen, treibt man es schließlich so weit, zu glauben, dass man die Menschheit durch die Malerei verändern könnte."

Gerhard Richter. Text 1961 bis 2007. Schriften, Interviews, Briefe, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, 2008, S. 70.

Ende der 1960er Jahre entstehen, zunächst ausgehend von verworfenen Bildern, die Gerhard Richter - schon fast als Akt der Vernichtung - übermalt, die sogenannten "Grauen Bilder". Er entdeckt dabei die Vollkommenheit der abstrakten Malfläche und beginnt, sich mit der Reduktion der Farben bzw. deren Vermalungen auseinanderzusetzen. In einem nächsten, entscheidenden Schritt kommt der Künstler zu Werkserien, in denen er die Grundfarben Rot, Blau und Gelb als Farbkleckse auf die Leinwand aufträgt und durch Pinselbahnen verbindet, so entsteht eine illusionistische Räumlichkeit - ein Chaos endloser Bewegungen -, die auch durch die Vermengung der Grundfarben eine unendliche Farbigkeit ermöglicht.
Gerhard Richter hängt bei der Produktion von "Rot-Blau-Gelb" 100 kleine Leinwände auf Keilrahmen unmittelbar nebeneinander zu einem rechtwinkligen Block und übermalt die gesamte Fläche. Die Edition wird nach der Fertigstellung wieder in einzelne Leinwände aufgeteilt und einzeln verkauft, „was die Vorstellung von abstrakter Malerei als subjektivem Ausdruck, als harmonischer austarierter Komposition oder subjektivem Ausdruck demonstrativ ad absurdum führt. (..) Und trotzdem ist jedes einzelne Bild ein ästhetisch 'gültiges' Gemälde, das mit seinem jeweils zufälligen Ausschnitt der übereinander gelagerten und sich durchkreuzenden Farbbahnen einen individuellen Charakter besitzt.“ (zit. nach H. Butin, Gerhard Richter, Editionen 1965-2013, 2014, S. 42)



856
Gerhard Richter
Rot-Blau-Gelb, 1973.
Öl
Schätzung:
€ 200.000
Ergebnis:
€ 237.500

(inkl. Käuferaufgeld)