Auktion: 465 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 18.05.2018 in München Lot 54

 

54
Friedrich Kallmorgen
Sommernachmittag, 1893.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 12.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Sommernachmittag. 1893.
Öl auf Leinwand.
Eder G 245. Rechts unten signiert und datiert. 84 x 109 cm (33 x 42,9 in).
Verso auf dem Keilrahmen handschriftliche Bezeichnungen, altes handschriftlich nummeriertes Etikett, sowie Restauratoren-Etikett. [CB].

PROVENIENZ: Sammlung Friedrike (Fritzi) und Paul Bleichroeder (1890-1943), Hamburg/New York. Seitdem in Familienbesitz Hamburg.

AUSSTELLUNG: Große Berliner Kunstausstellung 1894, Kat.-Nr. 796 (o. Abb.).
Akademische Kunst-Ausstellung zu Dresden, 1895, Kat.-Nr. 94.
Frühjahrs-Ausstellung des Kunstvereins, Hamburg 1898, Nr. 167 (o. Abb.).
Friedrich Kallmorgen (1856-1924). Gemälde, Ausstellung in der Hamburgischen Landesbank anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens, in Zusammenarbeit mit dem Altonaer Museum, Hamburg, 20.8.1993-31.1.1994.

"Man war wie in eine andere Welt versetzt." (zit. nach: Friedrich Kallmorgen, in: Ausst.-Kat. Friedrich Kallmorgen, Karlsruhe 2016, S. 51)

Bis 1889 finden sich im Schaffen von Friedrich Kallmorgen fast ausschließlich vor der Natur gemalte Detailstudien, die ihm als Grundlage für seine Atelierbilder dienen. Unter dem entscheidenden Einfluss der 1889 von ihm gegründeten Malerkolonie in Grötzingen bei Karlruhe, findet der Künstler jedoch zunehmend zu reinen Landschaftsschilderungen, die durch eine breit und pastos gemalte Malerei im Geiste des zeitgenössisch aufkommenden Impressionismus geprägt sind. Eindrückliches Zeugnis dieser künstlerischen Transformation Kallmorgens gibt das hier angebotene Gemälde "Sommernachmittag" aus dem Jahr 1893. Es zeigt uns ein vor der Natur gemaltes Genremotiv aus dem holländischen Dörfchen Rijsrood: Zwei jungen Mädchen, vielleicht Nachbarskinder, haben ihre alltägliche Aufgabe des Wasserschöpfens am Dorfbach für einen kurzen Plausch im Gras unterbrochen. Die langen Schatten auf der sattgrün schimmernden Wiese zeigen den fortgeschrittenen Sommernachmittag an, aus dem sich die Mädchen eine gemeinsame Musestunde stehlen. Kallmorgen reist erstmals 1881 nach Holland und kehrt bis 1913 auf mindestens 15 Studienreisen immer wieder dorthin zurück. Die dort gewonnenen Eindrücke finden zahlreichen Niederschlag in seinem künstlerischen Œuvre. Holland, insbesondere seine ländliche Bevölkerung, werden zu einem Lieblingsmotiv des Künstlers, der über einen Aufenthalt in Volendam 1889 in seinen selbst verfassten Lebenserinnerungen bemerkt: "Man war wie in eine andere Welt versetzt. [..] Rein landschaftlich war hier nicht viel zu machen, aber für Figurenstudien war es ein selten schöner Platz. Ein schönerer Aufenthalt war für einen Maler gar nicht zu denken." (zit. nach: Friedrich Kallmorgen, in: Ausst.-Kat. Friedrich Kallmorgen, Karlsruhe 2016, S. 51). Das hier gezeigte Motiv entsteht zwar in Rijsrood, scheint in Bezug auf Figuren und Lichtstimmung für Kallmorgen jedoch von demselben, in den Lebenserinnerungen geschilderten Reiz gewesen zu sein. Kallmorgen malt noch im selben Jahr eine zweite, sehr ähnlich angelegte Komposition im Hochformat, in der die Mädchen beim Wasserschöpfen dargestellt sind (vgl. Eder G 246). Bei aller Einfachheit des gewählten Darstellungsgegestands, schafft dessen malerische Behandlung durch Kallmorgen die Illusion eines niederländischen Arkadiens. Diese malerische Qualität seiner Arbeiten, seien es Landschafts-, Hafen- oder Stadtdarstellungen, führt Kallmorgen zum Erfolg. 1901 wird er als Lehrer der Landschaftsklasse an die Berliner Kunstakademie berufen. Als Friedrich Kallmorgen 1924 stirbt, hinterlässt er ein bemerkenswertes Lebenswerk von Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafik. Dabei verdienen vor allem seine stimmungsvollen Landschaftsgemälde und seine Städtebilder aus Deutschland, England, Italien und Holland besondere Erwähnung. [FS]



54
Friedrich Kallmorgen
Sommernachmittag, 1893.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 12.000
Ergebnis:
€ 12.500

(inkl. Käuferaufgeld)