Auktion: 461 / Kunst nach 1945 I am 09.12.2017 in München Lot 858

 

858
Jan Schoonhoven
R 43-4, 1973.
Relief
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inkl. Käuferaufgeld)
R 43-4. 1973.
Relief . Pigment und Papiermaché auf Holz.
Verso zweifach signiert und datiert sowie betitelt und mit den Maßangaben. 75 x 75 x 4,5 cm (29,5 x 29,5 x 1,7 in).

Schoonhovens monochrome Reliefs der 1960er und frühen 1970er Jahre gelten auf dem internationalen Auktionsmarkt als die gefragtesten Arbeiten des Künstlers.
Wir danken Herrn Anton Melissen, Amsterdam, für die freundliche Auskunft. Die Arbeit wird in den in Vorbereitung befindlichen Werkkatalog Jan Schoonhovens aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Mueller-Roth, Stuttgart.
Sammlung Ellen Sauter, Badenweiler (in den 1970er Jahren beim Vorgenannten erworben).

Wenn ich ein völlig in der Form freier Künstler sein müsste, würde ich wahnsinnig werden. Diese Ordnung, diese Strenge spiegelt sich in meinen Erleichterungen wider. Ihre auffälligsten Merkmale sind schließlich Organisation, Regelmäßigkeit und Wiederholung.“
Jan Schoonhoven

Schoonhovens Faszination gilt dem seriellen Relief, welchem sowohl im Prozess der Herstellung als auch der Betrachtung ein meditativer Moment innewohnt. In der vorliegenden, großformatigen Arbeit öffnen sich 121 Quadrate, angeordet in 11 vertikalen Spalten und 11 horizontalen Reihen, in den Raum und bilden auf diese Weise auch als Ganzes wieder ein quadratisches Format. Die radikale Reduktion auf die Farbe Weiß, die in den frühen Arbeiten noch nicht rein, sondern leicht gebrochen ist, ermöglicht es dem Licht, in der strengen Struktur ein wechselvolles Licht-Schatten-Spiel zu entfalten. "Die weißen Reliefs sind dreidimensionale und als solche auch tastbare Objekte. Sie sind Objekte, insofern sie sind, was sie sind, also nichts darstellen oder nachahmen, was sie nicht sind. [..] Die weißen Reliefs von Schoonhoven sind jeweils serielle und in ihrer Oberfläche zumeist gitterartige Systeme mit einer Vielzahl jeweils gleicher und gleichwertiger Raumvertiefungen. In der Wiederholung des Gleichen besteht das Serielle.“ (Max Imdahl, zit. nach: Künstler. Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 9, S. 7). Vor Schoonhovens minimalistischen Reliefs wird erfahrbar, was der Kunsthistoriker Max Imdahl das "sehende Sehen" nennt: Sehen als ästhetische Grunderfahrung, frei vom Wiedererkennen eines Gegenstandes. Und so laden Schoonhovens Reliefs auf ganz besondere Weise dazu ein, sie optisch zu erkunden und sich an ihrer wechselvollen Erscheinung immer wieder aufs Neue zu erfreuen.



858
Jan Schoonhoven
R 43-4, 1973.
Relief
Schätzung:
€ 140.000
Ergebnis:
€ 162.500

(inkl. Käuferaufgeld)