Auktion: 466 / Klassische Moderne II am 07.06.2018 in München Lot 36

 

36
Ernst Ludwig Kirchner
Bahnhof Königstein, 1915/16.
Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inkl. Käuferaufgeld)
Bahnhof Königstein. 1915/16.
Kreidezeichnung.
Links unten signiert und datiert sowie verso betitelt. Auf chamoisfarbenem Velin. 46,8 x 43,5 cm (18,4 x 17,1 in) , blattgroß.
[CH].
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Skizze zu dem gleichnamigen Gemälde "Bahnhof Königstein" von 1916 (vgl. Gordon 469). Sie stammt aus der renommierten Sammlung Dr. Frédéric Bauers, Kirchners wichtigem Förderer und Vertrauten.
Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv Wichtrach/Bern dokumentiert.

PROVENIENZ: Vormals Sammlung Dr. Frédéric Bauer, Davos.
Stuttgarter Kunstkabinett, 18. Auktion 1953, Sammlung Dr. Frédéric Bauer, Los 1900 (ohne Abb.)
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: E. L. Kirchner Gemälde + Graphik. Sammlung Dr. F. Bauer - Davos, Haus der Kunst, München, Nov. bis Dez. 1952, Haus am Waldsee, Berlin, 19.6.-19.8.1953 und andere, Kat.-Nr. jeweils 132 (ohne Abb.).

Das vorliegende Werk entsteht im Winter 1915-1916 in Königstein, wo Ernst Ludwig Kirchner, traumatisiert durch seine Erlebnisse während des Ersten Weltkriegs, mehrere Wochen im Sanatorium Dr. Kohnstamm verbringt, um sein Nervenleiden behandeln zu lassen. Zwischen Dezember 1915 und Juli 1916 reist Kirchner drei Mal, für jeweils vier bis acht Wochen in das kleine Städtchen im Taunus. "Leise spürbar leiten die Arbeiten der Taunuszeit eine neue Stilphase in Kirchners Werk ein", schreibt Annemarie Dube-Heynig (zit. nach: E. L. Kirchner - Graphik, München 1961, S. 62). Die hier angebotene Arbeit weiß diese Veränderungen beispielhaft zu visualisieren. Der Blickwinkel erscheint auffällig erhöht - die skizzierten Häuser, Burg, Kirchturm und Eisenbahn werden gleichsam von oben betrachtet, die Horizontlinie von den Bergen weit nach oben geschoben. Die dargestellten Motive umreißt Kirchner nur in ihren Grundformen, lässt Freiraum für Assoziationen. Das städtische Eisenbahn-Sujet verarbeitet Kirchner zu dieser Zeit in Zeichnungen, Pastellen, Grafiken und Gemälden. 1916 entsteht das auf unserer Zeichnung aufbauende gleichnamige Gemälde (Gordon 469). Auch hier schwebt der weiße Dampf der Eisenbahn über der vorwiegend aus Rechtecken und dynamischen Linien gestalteten Komposition. Aufbauend auf die auch in unserer Zeichnung festgehaltenen Eindrücke in Königstein, entstehen in den folgenden Monaten eine handvoll weiterer Gemälde in Öl, so auch "Eisenbahn im Taunus" (Bayerische Staatsgemäldesammlung, München). 1922 trifft Kirchner im Parksanatorium in Davos auf den Chefarzt Dr. Frédéric Bauer, der schon bald nicht nur enger Freund und Vertrauter Kirchners, sondern auch passionierter Sammler seiner Arbeiten wird. Auch die vorliegende Zeichnung findet Eingang in dessen bedeutende Sammlung. [CH]



36
Ernst Ludwig Kirchner
Bahnhof Königstein, 1915/16.
Kreidezeichnung
Schätzung:
€ 6.000
Ergebnis:
€ 6.250

(inkl. Käuferaufgeld)